hörern. Ja wir können sogar die Wege des Schmuggels ganz genau verfolgen.
Einer ging über Frankfurt nach Leipzig und von da nach Teschen, dessen
Markt wiederholt als I-Iauptschmuggelplatz genannt wird; viel wurde auch
sonst über die Grenze nach Böhmen und Mähren gebracht, so daß die
Wiener wiederholt klagen, daß ihnen der Absatz dorthin ganz entzogen
wäre. Ein anderer Weg ging über Süddeutschland nach Oberösterreich.
Besonders genau sind wir über einen Weg über Passau unterrichtet,
wo sogar eigene I-Iandelshäuser für Schwärzung bestanden?" Man führte
von dort, angeblich für Polen bestimmte, Waren nach Krems und weiter
durch Mähren. Die Kisten waren mit staatlichem Siegel versehen worden;
doch waren sie so eingerichtet, daß man den Boden loslösen und die Ware
herausnehmen konnte, was auf dem Wege durch Mähren geschah. Dann
wurden die Kisten mit Steinen oder anderem wieder angefüllt und gingen
schön gestempelt über die Grenze weiter."
Auch hören wir aus einer Beschwerde der Penzinger und Stockerauer
Fabrik aus dem Jahre I788,"""" daß kleine Bandfabriken an den Grenzen
von Bayern und Sachsen zum großen Teile selbst nur sehr wenig Ware
erzeugten, aber viel fremde zur Stempelung unterschoben, daß viele Leute
auch eigens deshalb zum Kirchdienst nach Sachsen gingen, und daß die
Ärarialstempel nachgemacht würden. Über die Stempelung selbst werden
wir noch sprechende
Besonders wird auch über die Hausierer geklagt. Es war ihnen zwar
auf drei Meilen von der Grenze der Handel verboten, doch fanden sie
immer wieder Wege zum Schwärzen.
Der Schmuggel muß in manchen Jahren tatsächlich ungeheuerliche
Maße angenommen haben. Es war sehr leicht gesagt, die österreichischen
Fabrikanten sollten durch die Güte und Billigkeit die Einfuhr und das
Einschmuggeln unnötig machen. Wie von Nagel hervorhebt, konnten
die Schweizer, die mit ganz riesigen Kapitalien arbeiteten und über
„abgeschriebene" Betriebe, wie wir heute sagen, verfügten, sich mit
weit geringerem Nutzen begnügen, als eine neue Industrie, die Alles erst
beschaiTen mußte. Auch waren sie in den Mitteln keineswegs wählerisch.
So hören wir zum Beispiel in einem Gesuche der Brüder Dörflinger aus dem
Jahre 1780, daß die Schweizer den österreichischen Kaufleuten nicht nur
langjährige Kredite gäben, sondern auch „durch Preise unter dem Werte
selbst" und sogar mit Kapitalsverlust die österreichischen Fabriken zu-
grunde zu richten suchtenrf-l-
x 3x ex Febr. 1793.
'" 2x ex Junio 781.
'" 49 ex Sept. 788.
1- Man vergleiche hiezu die spätere Anfxihrung llber Facchini (Seite 445, Anmerkung i) aus dem Akte
15 ex Majo 77a. Auch weisen wir hier auf die Anführung im Akte 89 exjunio 773 hin, wonach bei einer Revision
des Wiener Bandvorrates trotz vorhergegangener Verlängerung der Verkaufsterrnine noch 723g Stück fremde
Bänder vorgefunden wurden.
1-1- 69 ex Julia 780. -_ An einer anderen Stelle hören wir auch, daß die Schweizer Bandfabrikanten in
ihrem eigenen Lande neuauftretende „Concurrenten" einfach mit Geld abfertigten, ehe es noch zu einer neuen
Fabriksgrllndung kam. Also alles schon dagewesen.