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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 11 und 12)

hörern. Ja wir können sogar die Wege des Schmuggels ganz genau verfolgen. 
Einer ging über Frankfurt nach Leipzig und von da nach Teschen, dessen 
Markt wiederholt als I-Iauptschmuggelplatz genannt wird; viel wurde auch 
sonst über die Grenze nach Böhmen und Mähren gebracht, so daß die 
Wiener wiederholt klagen, daß ihnen der Absatz dorthin ganz entzogen 
wäre. Ein anderer Weg ging über Süddeutschland nach Oberösterreich. 
Besonders genau sind wir über einen Weg über Passau unterrichtet, 
wo sogar eigene I-Iandelshäuser für Schwärzung bestanden?" Man führte 
von dort, angeblich für Polen bestimmte, Waren nach Krems und weiter 
durch Mähren. Die Kisten waren mit staatlichem Siegel versehen worden; 
doch waren sie so eingerichtet, daß man den Boden loslösen und die Ware 
herausnehmen konnte, was auf dem Wege durch Mähren geschah. Dann 
wurden die Kisten mit Steinen oder anderem wieder angefüllt und gingen 
schön gestempelt über die Grenze weiter." 
Auch hören wir aus einer Beschwerde der Penzinger und Stockerauer 
Fabrik aus dem Jahre I788,"""" daß kleine Bandfabriken an den Grenzen 
von Bayern und Sachsen zum großen Teile selbst nur sehr wenig Ware 
erzeugten, aber viel fremde zur Stempelung unterschoben, daß viele Leute 
auch eigens deshalb zum Kirchdienst nach Sachsen gingen, und daß die 
Ärarialstempel nachgemacht würden. Über die Stempelung selbst werden 
wir noch sprechende 
Besonders wird auch über die Hausierer geklagt. Es war ihnen zwar 
auf drei Meilen von der Grenze der Handel verboten, doch fanden sie 
immer wieder Wege zum Schwärzen. 
Der Schmuggel muß in manchen Jahren tatsächlich ungeheuerliche 
Maße angenommen haben. Es war sehr leicht gesagt, die österreichischen 
Fabrikanten sollten durch die Güte und Billigkeit die Einfuhr und das 
Einschmuggeln unnötig machen. Wie von Nagel hervorhebt, konnten 
die Schweizer, die mit ganz riesigen Kapitalien arbeiteten und über 
„abgeschriebene" Betriebe, wie wir heute sagen, verfügten, sich mit 
weit geringerem Nutzen begnügen, als eine neue Industrie, die Alles erst 
beschaiTen mußte. Auch waren sie in den Mitteln keineswegs wählerisch. 
So hören wir zum Beispiel in einem Gesuche der Brüder Dörflinger aus dem 
Jahre 1780, daß die Schweizer den österreichischen Kaufleuten nicht nur 
langjährige Kredite gäben, sondern auch „durch Preise unter dem Werte 
selbst" und sogar mit Kapitalsverlust die österreichischen Fabriken zu- 
grunde zu richten suchtenrf-l- 
x 3x ex Febr. 1793. 
'" 2x ex Junio 781. 
'" 49 ex Sept. 788. 
1- Man vergleiche hiezu die spätere Anfxihrung llber Facchini (Seite 445, Anmerkung i) aus dem Akte 
15 ex Majo 77a. Auch weisen wir hier auf die Anführung im Akte 89 exjunio 773 hin, wonach bei einer Revision 
des Wiener Bandvorrates trotz vorhergegangener Verlängerung der Verkaufsterrnine noch 723g Stück fremde 
Bänder vorgefunden wurden. 
1-1- 69 ex Julia 780. -_ An einer anderen Stelle hören wir auch, daß die Schweizer Bandfabrikanten in 
ihrem eigenen Lande neuauftretende „Concurrenten" einfach mit Geld abfertigten, ehe es noch zu einer neuen 
Fabriksgrllndung kam. Also alles schon dagewesen.
	        
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