Anstalt (Wiener Filiale) zum ersten Male vor: Emailglasmalerei nach Art
des Zellenemails, bei welcher die Conturen (in Weiß) die Zellen bilden,
in die die Glasmasse in verschiedenfarbigen Schichten beim zweiten Brande
eingelassen wird. Es ist eine amerikanische Technik von höchster Ver-
wendbarkeit, welche nun auch hier zu Stande gebracht wurde.
Wie immer tritt die Kunsttischlerei am stärksten auf und mit ihren
besten Repräsentanten. Solidität und Exactheit der Arbeit, Reinheit und
Klarheit des Stils bürgert sich immer mehr ein; wo Ungehöriges sich
findet, 'hört man hier mehr als auf anderem Gebiete, dass die Wünsche
des Publicums daran Schuld tragen. Dass z. B. matte, undurchsichtige
Glasscheiben bei Bücherschränken stilwidrig und längst verpönt sind,
weiß jeder unserer Kunsttischler, aber es kommt doch immer wieder vor.
Auch sollte, vor Allem bei einer Schlafzirnmereinrichtung, die Anwendung
aufgeleirnter zarter Ornamente, welche bei jeder gründlichen Reinigung
leiden müssen, endlich doch aufgegeben werden.
Die vereinzelten Mahnungen, die hier ausgesprochen wurden, werden,
gerade weil sie nur vereinzelt sind, besser als die lobende Bespre-
chung des überwiegenden Guten als Ausdruck der Achtung hingenommen
werden, für den großen, ehrlichen, unablässigeti Eifer, mit welchem unsere
Kunstgewerbetreibenden an ihrer Vervollkommnung arbeiten. Die Willigkeit,
mit welcher sie, nach wie vor, sich der Führung des Museums anver-
trauen und die nirgends in solchem Maße bestehende Innigkeit der Be-
ziehungen zwischen Kunstunterricbt und Praxis, der die Fortschritte der
letzten 30 Jahre zu danken sind, lassen hoffen, dass kein Stillstand in
der Entwicklung unserer Kunstindustrie eintreten wird. Eine Bürgschaft
wird diese Erwartung finden, wenn der Kunstgewerbe-Verein in der
gesunden und strengen Exclusivität verharren wird, welche ihm hin-
sichtlich der Aufnahme neuer Mitglieder durch die Absichten seiner
Gründer vorgezeichnet wurde. Seine Stärke, das Gewicht seines Einflusses
vor, Allem auch auf die noch lange nicht abgeschlossene Geschmacks-
und Urtheilsbildung des Publicums wird stets nur darin beruhen können,
dass er nicht durch die Zahl seiner Mitglieder, sondern durch die Qua-
lität seiner Leistungen Eindruck zu machen und Achtung zu erwerben
sucht. E. L.
i?
Die Eröffnung der Weihnachts-Ausstellung des Wiener Kunstge-
werbe-Vereins hat am Samstag den 28. November um ll Uhr Vor-
mittags in feierlicher Weise durch den hohen Protectot Herrn Erzherzog
Rainer stattgefunden.
Zum Empfange Sr. kaiserl. Hoheit hatten sich im Säulenhofe des
Museums versammelt: Se. Excellenz der Herr Sectionschef Graf Latour
mit dem Herrn Ministerialrathe Dr. Lind als Vertreter Sr. Excellenz des
Herrn Unterrichtsministcrs; Se. Excellenz der Herr Vorsitzende des Cura-