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Stühleß" Er klagt über die künstliche Preiserhöhung der Seide, die von
den Fremden angehäuft würde. Auch meint er, daß den Fabrikanten, die
meist Handelsleute wären, überhaupt keine Einfuhrpässe mehr ausgestellt
werden sollten.
Die übrigen kleineren Fabrikanten, die nicht mit Namen genannt sind.
klagen über Absatzstockung, Schleichhandel und Hausierer.
Nach allen Äußerungen zu schließen, waren im Jahre vorher (1776)
von 3x0 Bandstühlen nur 197 im Betrieb; der Vorrat hatte den Wert von
318.109 fL, darunter bei der Penzinger Fabrik allein an 240.000, bei Lutz
an 60.000 H.
Etwas, was wohl sehr für den Schmuggel spricht, ist, daß die Ausfuhr
nach Ungarn fast so viel betrug wie die ganze Erzeugung Österreichs.
Das „Votum" lautet nun dahin, man habe den Fabriken den Schutz zu
früh entzogen; die Nachrichten von Nagels (die wir früher gebracht haben)
zeigten auch die Anstrengungen Basels, den Markt wieder zu gewinnen. Nach
Böhmen gehe von Wien gar nichts, nach Ungarn wenig; die Schweiz müsse
also Wege zur heimlichen Verbreitung ihrer Ware gefunden haben. Auch
wird die Stempelung als gutes Mittel anerkannt.
In der Zusammenfassung der Hindernisse heißt es dann: I. Geld-
mangel in dem Publico, 2. Teuerung der Seide, 3. Vermehrung der Fabri-
kanten, 4. Aufhebung der Verbote, 5. die Teschnermeß, 6. der hohe
Dreißigprozentzoll in Ungarn, 7. die großen Schwärzungen."
Es sind uns noch zahlreiche Beschwerden der Penzinger - übrigens
auch anderer Fabriken - erhalten, worin über die Schädigung der öster-
reichischen Erzeugung durch den immer wieder zunehmenden Schmuggel
geklagt wird. Auch der bereits erwähnte zweite Bericht des Residenten von
t" Nach Akt 3x ex Majo 780 waren die beiden Dörflinger zusammen mir Markus Känel berufen worden;
ein Angebot des Herzogs von Württemberg hatten sie abgelehnt (18 ex Majo 780). ln einem Gesuch der Brüder
(69 ex Julio 780) heißt es: „was gestalten wir zwey Gebrüder Dörflinger mit dem Markus Kendl anher berufen
worden einige Schweizer Seidenbandfabriquen zum allgemeinen Besten in hiesigen Erblanden zu errichten. Nach-
dem dann in Penzing eine solche durch unseren unerrnüdeten Fleiß und von Jugend an erlernten Eigenschaften
zu Standen gekommen, wurden wir auch ennuntert, derley eine dermalen von 38 Stühlen bestehende aus
eigenen Kästen ohne mindestem Beitrag. des allerhöchsten Aerariums in gangbaren Stand zu bringen."
Akt 69 ex Julio 780: Bitte der Gebrüder Dörflinger um Geldvorschuß, um Seide aus erster Hand kaufen
zu können. Hier auch über die Schweizer Verhältnisse.
Schon im Jahre 1778 (34 ex Oct. 778) haben sie um die Erlaubnis gebeten, den k. k. Adler mit der Aufschrift
„k. k. privilegirte Bandfabrik" aushängen zu dürfen. - Ein Majestätsgesucb vom ro. November 1787 (73 ex
Dec. 787) ist unterzeichnet „Gebrüder Dörflinger, Inhaber der k. k. priv. Seidenband Fabrike in der Josephstadt
im Fürst Auerspergschen Haus Nr. 70 bestehent in 60 Mühlstühlen". Nebenbei bemerkt, wird Fürst Auersperg
schon in einem früheren Gesuche (3x ex Majo 78a) als eine Art Bürge genannt. - In einem Majestitsgesuch
eines Bandmachergesellen Josef Eichhorn vom u. l-Iomung x7g5 (59 ex Febr. 798) bittet dieser neuerlich um
die Erlaubnis zu einem Betriebe mit Gesellen, "um so mehr . . . als seit einiger Zeit die 3 Schweitzer Band-
{ahrikanten Billeti, dann Jacob und Emanu el Dörflinger gestorben sind, und deren Fabriken nicht mehr
betrieben werden." _
Im Jahre 1797 (rüghfiüoo) bittet der Bandmacher Körnler um die Verleihung der Dörflingerschen
Fabriksbefugnis. Die privilegierten Bandfabrikanten betonen dagegen, i. daß kein Dörflingerscbes Fabrika-
hefugnis, „als welches schon vorlängst an Jos. Hebenstreit übergegangen", frei sei, z. daß es mehr als genug
Bandfabriken gebe, 3. daB der eine, dem Kömler zugestandene Mühlstuhl vollkommen genüge, ihm und sein
XVeib zu ernähren, 4. daß Körnler „ein hartnäckiger Stöbrer" sei.
"' Wir erwähnen noch, daß im Akt 53 ex Oct. 78x gesagt wird. auch der Geldkurs ermuntere den Schweizer
Handel nach Österreich.