An unsere Freunde
und Leser!
Fördern Sie die Interessen der künst^
krischen Bildung!
Empfehlen Sie die „Hohe Warte" in
Ihren Kreisen, in den Lokalen, die Sie
besuchen, in den Vereinen, denen Sie
angehören.
Senden Sie Adressen Ihrer Bekannten
zur Beschickung mit Probenummern.
Werben Sie Anhänger für die „Hohe
Warte", die für alle Interessen der
künstlerischen Kultur arbeitet.
Arbeiten Sie in diesem Sinne mit uns,
senden Sie Photographien, Berichte etc.
zur Förderung der heimatlichen Kultur^
interessen.
Fühlen Sie sich als Mitglied der freien
Kulturgesellschaft, zu der alle An^
hänger der „Hohen Warte" gehören.
Bilden Sie im Anschluß an die „Hohe
Warte" Ortsverbände zur Förderung
heimatlicher Kulturinteressen, im Sinne
unseres Aufrufes in Heft 14, Jahr^
gang I, Seite 241.
DIE VOLKSWIRTSCHAFT DES
TALENTES.
(Fortsetzung aus den Heften 21 und 22, 23 und 24, 25 und 26,
Seite 353; bezw. 377, bezw. 401, Jahrg. I und Heft 1, Seite 2,
Jahrg. II.) Der Ankauf würde reineren Motiven entspringen
und tiefere Wirkungen üben. Die künstlerische Offenbarungs
kraft des Menschen zu steigern ist kein Opfer zu groß, und
alle sogenannte Verschwendung, die daran geübt wird, ist
in Wahrheit Sparsamkeit und weise Anwendung, weil ein
Wert dafür gewonnen oder gefördert wird, der als Kraft
spender weiterwirkt. Dagegen ist alle heute übliche Sparsam
keit, die solche Werte mit Geringschätzung ablehnt, der
Ausdruck einer empörenden Verschwendung.
Wir wissen gar nicht, wie viele Reichtümer durch die un
sinnige Sparsamkeit verschwendet werden, indem wir die
schöpferischen Fähigkeiten unentwickelt oder unerkannt ver
kümmern lassen. Wir wissen gar nicht, wie viel Glückseligkeit
und Daseinsfreude mit dem Spülwasser stumpfer Alltags
gewohnheiten verschwemmt und verschüttet werden, weil
wir den Offenbarungen kein Gehör geben wollen und mit
dem gutem Willen schließlich auch die Fähigkeit dazu
verlernt haben. Wenn ich mit dem Kaufmann, dem Arzt,
dem Lehrer, dem Baumeister, dem Beamten von Kunst rede,
wird er mich verstehen? Wenn ich ihm die Notwendigkeit
seines Anteiles an der Kunst erweise, wird er mir glauben?
Ist denn das, was er unter Kunst versteht, überhaupt Kunst?
Haben wir es nicht in den letzten Jahren erlebt, daß die auf
Sachlichkeit gegründete angewandte Kunst und Architektur
verhöhnt worden ist auch von jenen, die kostbare Bilder
kaufen und dem allgemeinen Niedergang des Kunstgewerbes
gegenüber vollkommen empfindungslos bleiben? Daß auch
jene Auserwählten in bezug auf Tisch, Stuhl, Schrank,
Wohnhaus, Garten, Kleidung und sonstige Erscheinungen
der formalen Kultur keine Ansprüche zu stellen haben und
in allen diesen Lebensformen eine rohe Geschmacklosigkeit
an den Tag legen, die man nicht einmal bei wilden Völker
stämmen antrifft? Das Kunstempfinden, einst Gemeingut des
Volkes und Grundlage der Volksarbeit und Volkswirtschaft,
hat sich auf gewisse Kunstgebiete spezialisiert, ist Angelegen
heit einer Minderheit von Menschen geworden und der Be
griff einer Kunst, die in allen Dingen des Lebens als der
notwendige formale Ausdruck das Bild einer harmonischen
und einheitlichen Kultur gibt, hat aufgehört zu existieren.
Die Kunst als das Selbstverständliche, als Gewerbe, als
Äußerung des Talentes in jedwedem Geschäfte ist im gleichen
Maße verkümmert als die Fähigkeit zur Kultur, das Unter
scheidungsvermögen zwischen Gut und Schlecht, als der Begriff
von Kunst als Gebrauchswert verkümmert ist. Und eine un
mittelbare Folge dieser Verkümmerung ist der Rückgang
des Volkswohlstandes, die Entwertung des Talentes, die Ver
kennung der wahren Wertquelle, die Unterdrückung der
Persönlichkeit, die Förderung des Spezialistentums, der Zerfall
der Einheit in chaotische Trümmer und die äußere und innere
Verarmung. Und doch hat man niemals so dringend nach
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