Auch haben wir bereits von den erfolg-
reichen Bemühungen gehört, die man in der
Fabrik des Thaddäus Berger auf die Her-
stellung „faconnirter" Bänder auf Mühlstühlen
gerichtet hatte.
Abweichend von den bisher besprochenen
Arten der Banderzeugung, obgleich schon
sehr alt und von uns auch schon erwähnt, ist
der Vorgang, mehrere Bänder gemeinsam als
breites Zeug zu weben und dann auseinander-
zuschneidenf" Das Neue, das man nun aus-
bildete, war, daß man bestimmte Leisten
einwebte, um das Auseinanderschneiden zu
erleichtern. Ein Privileg, das sich hierauf
bezieht, erhielt der Wiener Webermeister
Philipp I-laas im Jahre 1827; seine Arbeiten
waren jedoch nicht in Seide sondern in Wolle
ausgeführtfii:
Auch in der Zurichtung (Appretur) der fer-
tiggestellten Bänder wurden Verbesserungen
vorgenommen, besonders durch den Seiden-
Abb.x27.Band'l'(TiilldurchzugvonAnna zeugappreteur Peter Gianicelli in Wien. ü"
93m1"WM"K""S'E'W"b'SChH"'Ab' Zu den eigenartigsten Erfindungen jedoch,
mhmg des Professors Kolomn Moser) die auf österreichischem Boden in der Textil-
industrie gemacht worden sind, gehört Bräunlichs Bandstuhl zur gleich-
zeitigen Herstellung zweier Samtbänder in einem Laufe, wobei die beiden
Bänder übereinander, mit dem Flor zwischen sich, hergestellt und dann
auseinandergeschnitten wurden.
Obwohl sich dieser Stuhl in der Praxis zunächst nicht bewährt hat und
auch in der Fabrik von Andre und Bräunlich in Wiener-Neustadt wieder
außer Betrieb gesetzt wurdefi- so war damit doch zum ersten Male eine
außerordentlich geniale und fruchtbare Idee angeregt, die später auf den
lrn Schottenfeld: Herr Heller Franz, k. k. Hof- und bürgerl. Posamentierer; . . . zugleich Bandfabrikant, Nr. 430,
dann Herr Mauersberg Christian. am Neubau Nr. 3x0." _
Vgl. Abb. 2. - Hierher gehört auch die Borte Mestrozis für die Galalivreen des Fürsten Kinsky,
abgebildet in „Kunst und Kunsthandwerk" xgr5, Seite 3:7, Abb. r. Sie stammt aus den jahren 1793 und 1794.
ü" Vgl. über Haas: „Kunst und Kunsthandwerk" 1915. Seite 394, Schluß der Anmerkung, sowie Keeß
und Blumenbach. a. a. 0., Seite 49g.
i"? Siehe „Kunst und Kunsthandwerk" x9x5, Abb. g und ro auf Seite 338 und 33g sowie Keeß und Blumen-
bach. a. a. 0., Seite 49g. - Schon weit früher (im Jahre 1777) hören wir, daß der bürgerliche Posamentierer
johann Georg Hießberger eine „auf 255 H. zu kr. berechnete Bnnd-Appretur und Glanz-Maschine mit Vorbehalt
des Eigenthums für das höchste Aerarium" erhält. Es heißt auch, daß er mittels dieser Maschine "einen ganz
neuen Waaren-Artikel einzuführen gedenke, der nach Siebenbürgen, und in die übrigen deutschen Erblande einen
beträchtlichen Abzug hätte". Zur Herrichtung solcher Bänder soll noch keine Maschine vorhanden sein. Die Ware
gehe, wie es heißt, schon nach Siebenbürgen, würde dann aber besser und gesuchter sein (55 ex Nov. 777). Es
soll aber nicht gesagt sein, daß es sich hier gerade um eine Neuerhndung handeln muß.
1' Mit dem Max-Mauthner-Preis ausgezeichnet, siehe Seite 492, Anmerkung "k.
ff Vgl. Keeß, a. a. 0., Seite 392 und 418.