ngelarlgt, des sich nur noch als provinziell
ezeichnen ließ. Die nicht bloß von der
ritik immer wieder gemachten und gewiß
ut gemeinten Verbesserungsvorschläge wur-
en von den Verantwortlichen zwar zur
enntnis genommen, an der Ausstellungs-
raxis selbst änderte sich jedoch gar nichts.
ehr zum Nachteil der wenigen interessanten
nd ernstzunehrnenden Künstler dieser Ver-
nigung und ihrer Reformversuche setzte
ch stets jene Mehrheit durch. die von neuen
leen und selbstgewohlten Aufgaben wenig
issen wollte. So war auch im Bereich des
ünstlerhatlses jeder zeitgemölteren Ver-
bendigung der Riegel vorgeschoben. Das
cückte natürlich auf den Ruf des Hauses.
t daß es immer schwieriger wurde. junge,
llentierte Maler. Graphiker und Plastiker
Jl' Mitgliedschaft zu bewegen.
leichsam am Nullpunkt angelangt, griff
ian jetzt jedoch endlich durch, Die Früh-
lhrsausstellung 1966, die erste hauseigene
zhau unter dem neuen Prasidenten Hoch-
hulprofessor Dr. Karl Kupsky. dem neuen
eneralsekretar inge Zlmmer-Lehmann und
am neugewählten Ausstellungsleiter Pro-
ssor Lois Pregcirtbauer war der im großen
1d ganzen geglückte. begrülienswerte erste
uftakt dazu.
ie übersichtlich arrangierte Schau mit ihren
)O Exponaten unterschied sich nicht zuletzt
lnk strengerer Jurierung wohltuend von
elen vorhergegangenen. Ohne einseitig
Jsgerichtet zu sein und nur Künstler be-
immter sliirichtungen zu zeigen, über-
xschte sie durch klare Akzentuierung. Die
1 Mittelsaal untergebrachte Kollektive des
itdhauers Kurt lngerl sowie die jeweils zu
icht überschaubaren Gruppen zusammen-
sfaltten Arbeiten von Heuer. Nowak.
lanke (Druckgraphik), Lederer, Gunsam,
llik (Landschaften), Hausner. Pilcz und
pka fielen dabei besonders auf.
lb es im Künstlerhaus weiterhin aufwärts-
zhen wird oder ab wieder jene Mehrheit
e Geschicke des Hauses bestimmen wird,
er lebensnotwendige Erneuerungen egal
nd, wird freilich erst die Zukunft zeigen
tbb. 9, 10).
ECESSION:
ichard Gerstl -
legbereiter österreichischer Malerei
ilt es. die maßgebendsten österreichischen
ialerpersönlichkeiten der Aufbruchsjahr-
zhnte dises Jahrhunderts zu nennen, so
zkomrnt man mit schöner Regelmäßigkeit
lr Antwort: Klimt. Schiele und Kokoschka.
er in dieser Aufzählung nicht genannte
chard Gerstl. der durch seine Kunst wie
Jrch sein persönliches Schicksal vielleicht
teressanteste Maler dieser an künstlerischen
egabungen so überreichen Zeit um die
lhrhundertwende, wurde i nachdem er
1 Alter von nur Z5 Jahren durch Freitod
JS dem Leben schied 7 Jahrzehnte hindurch
cht oder nur kaum beachtet.
ie Neue Galerie in der Grünangergasse.
e heutige Galerie nächst st. Stephan,
eranstaltete zwar bereits im Herbst 1931
ne erste Gedächtnisausstellurig ( ichard
erstl. ein Malerschicksal"), dem allgemeinen
nverständnis und Deiinterxc wirkte jedoch
Jch dlöt Schau nur ganz am Rande und
tne nachhaltigen Erfolg entgegen. An der
nstellung zu Gerstl änderte sich freilich
Jch in den Jahren nach 1945 nichts. Erst
i56. als eine größere Auswahl von Werken
es Malers auf der Biennale von Venedig
ezeigt wurde. begann langsam so eiwes
ie eine Gerstl-Renalssance. Jüngere Kunst-
znner, Maler und Kritiker erkannten un-
iüverständlich die grundsätzliche Bedeutung
eses Aullenseiters österreichischer Malerei.
erstl galt alsbald auf Grund mancher seiner
t action-paintlng und lnformel grenzenden
ilder als eine Art Vorläufer der damals
Jminierenden abstrakten Richtung, auf den
tun sich in müßigen Streitfragen gerne
erief.
t57 fand in der Galerie Würlhle die bis
lhltt größte Einzelausstellung von Bildern
erstls statt. Obwohl nach 1945, vor allem
doch in den letzten Jahren. Gerstls Werke
Jf beinahe dreißig Gruppenausstellungen im
i- und Ausland zu sehen waren. gelang es
s heute nicht. den Rang und die spezifische
genart des Malers auch international ent-
irecherld zu verankern. Die von Otto
relcha vorbildlich bearbeitete Retrospektive
l der Wiener Secession (Juni 1966) konnte
doch als ein wichtiger Schritt dazu bezeich-
et werden. Die locker und übersichtlich
'ngte und schon deshalb genauem
.uvre-Studium förderliche Exposition. die
n Anschluß an Wien auch im Tiroler Kunst-
Jvillon in Innsbruck zu sehen war, umfaßte
9 zum Teil noch nie ausgestellte Werke.
l der Regel Ölbilder. Das Gras davon
lalte der 1883 in Wien geborene Künstler
i einem Zeitraum von nur drei Jahren.
lie sachliche Art, in der die Ausstellung
ufgebaut und bearbeitet wurde, garantierte
rößtmögliche Objektivität in der Urteils-
ildung, Der informative. reich bebilderte
atalog (die bisher aufschlußrcichste Publi-
ation ' er Gerstl überhaupt) enthält auch
ele hochinteressante biographische Daten
nd Fakten. So geht aus ihm klar hervor.
afi es bei dem durch ein sehr kritisches.
laches Verhalten zur Umwelt sich aus-
sichnenden. musikliebenden Gerstl nicht
iaterielle Umstände waren. die ihn zum
elbstmord trieben. sondern in erster Linie
ie durch den Bruch mit dem engsten Freun-
eskreis um Arnold Schönberg entstandene
ällige Isolation.
32
Sieht man von einigen Arlfangsarbciten ab.
so wird Gerstls Malerei durchweg von zwei
markanten. im Bild selbst einander kongenial
ergänzenden Faktoren bestimmt! durch die
dynamische Pinselfültrung, au r die innere
Erregung und geistige Sensibilität des Künst-
lers hervorgeht. und durch die immer
wiederkehrende Absicht einer bildnerisch
befriedigenden Darstellung des Lichtes in der
Art eines „impressioniblen Expressionis-
mus".
Da in Gerstls Landschaften und Porträts, in
seinen Darstellungen von Obstbäumen und
Obstgärten, tatsächlich von beiden Stilen
etwas Wesentliches zu verspüren und beob-
achten ist, muß auch eine kategorische Ein-
ordnung in Expressionismus oder (ver-
spatetent Impressionismus unterbleiben. Die
imponierende Bilderfolge in der Secessions-
ausstellung. in der die dichten und von der
Farbe wie vom Formaten her grandios be-
herrschten kleineren Formate besonders
auffielen. widerlegte aber auch die nicht
seltene Behauptung. daß Gerstl ein ge-
scheitertes Genie sei. dessen früher Tod eine
entsprechende künstlerische Reife und Aus-
farmung nicht zuließ.
Dali dies nicht stimmt. geht nicht bloß aus
der Anzahl der hlnterlassenen Werke hervor.
sondern in viel stärkerem Maße auch noch
aus der logischen Konsequenz dieser in so
kurzer Zeitspanne gewachsenen und rnil
persönlicher Lauterkeit vorangetriebenen.
beherrschten Malerei.
Das. was Gerstl hinterließ. reicht somit für
eine halt- und beweisbare historische Wertung
und Einstufung vollkommen aus. Das echt
sch ferlsche. weil ganz und gar auf dem
persönlichen Erlebnis und seiner Richtigkeit
aufbauende Verhältnis Gerstls zum Material.
seine unerhört schwungvolle. temperament-
gelodene Pinselführung finden ihre extremste.
revolutionarste. überzeugendste Fixierung in
dem Gruppenbild der Familie Schönberg
(Gerstl war mit Schönberg gut befreundet
und verbrachte auch zwei Sommerurlaub:
mit dem Komponisten und seiner Familie
am Traunsee). das wenige Monate vor dem
Selbstmord des Künstlers in der Nacht vom
4, zum S. November 1908 in seinem Atelier
in der Liechtensteinstraße 20 entstand
(Abb.11.11),
Der Schweizer Maler und Graphiker
Rene Auberjonols
Eine weitere Retrospektive von Rang galt
denn bei uns nur wenig bekannten Schweizer
Maler und Zeichner Rene Auberjonais.
Sie wurde von dem als Milveranstalter fun-
gierenden Tiroler Landesmuseum Ferdinan-
deum nach Wien übernommen. Die auf
eine Initiative des lnnsbruckcr Malers Wil-
fried Kirschl zurückgehcnde Ausstellung
urnfaßte 43 Gemälde und 60 Zeichnungen.
1871. im selben Jahr wie Georges Rouault.
wurde Rehe Auberjonois bei Lausanne ge-
boren. Verhältnismäßig spät begann er sich
nach technischen Studien in Dresden und
Wien der Malerei zuzuwenden. In Paris,
wohin Auberjonois 1397 übersiedelte. stand
er anfänglich vor allem unter dem Einfluß
von Toulouse-Lautrec, dessen graphisches
Werk den begabten Künstler besonders
beeindruckt haben dürfte.
Nach diversen ltalienreisen wurde dann Paris
von 1901 bis 1914 der ständige Wohnsitz
des Malers. Waren es in dieser Zeit Einflüsse
der Neoimpressionisten. Nabis. Anregungen
von Cezarine, Modiglloni. Rousseau und der
Fruhkublsmus eines Picasso. die die Weiler-
entwicklung des Malers auf dem Weg zu
sich selbst und einem persönlichen Stil
maßgebend mitbestimmten, so bewirkte der
in diesen Jahren geschlossene Kontakt mit
dem Dichter Charles-Ferdinand Ramuz eine
lebenslänglich währende Freundschaft. Au-
berjonois illustrierte wiederholt Werke des
Dichters, Ramuz hingegen verfaßte ein Buch
über den Maler. das 1943 in Lausanne er-
schien.
Bei allen fremden Einflüssen kennzeichnet
Auberjonois gesamtes Werk eine leise vibrie-
rende, unverkennbare Handschrift. Auber-
jonois besaß die seltene Gabe. in die Dinge
zu horchen, ihr Wesen zu verstehen und mit
den eigenen Empfindungen in der Art eines
Zwiegesprächs in künstlerisch angemessener
Form zu konfrontieren.
Das gilt beispielsweise für einige der Stilleben
ebenso wie für die Skizzen von anmutigen
Tänzerinnen, behutsam gemalte Porträts oder
das grandiose, formal erregende Bild des
einsamen Stieres in der Arena. das auf dem
Kalalogumschlag abgebildet wurde.
Die Malerei des Schweizers. die mehrere
markante Schwerpunkte und Reifestadien
aufweist, wirkt immer kontrolliert. Sie ldßt
auch in schwächeren Beispielen nicht unbe-
teiligt, ist nicht kraftlos oder oberflächlich,
weil ihr Autor jede Gefahr bloßer Routine
und leerer Dekoration zu umgehen wuftte.
Selbst in späteren Perioden befindet sich das
Werk von Auberjonois in einem Zustand
innerer Spannung. der nicht zuletzt auch in
einem auffallenden Kolorit seinen Ausdruck
Endet.
Das imponierende CEuvre ist ein überzeu-
gender Beweis für die Voraussetzungen und
Bedingungen jedes schöpferischen Tuns.
AKADEMIE
DER BILDEN DEN KÜ NSTE:
Atelierschau Herbert Boeckl
Zu einer das graphische wie das malerische
Gesamtwerk Herbert Boeckts stichprobenartig
berücksichtigenden Atelierschau lud die
Familie des zu Anfang dieses Jahres ver-
slorbenen Künstlers in die Wiener Akademie
der bildenden Künste, Die beiden hohen
Arbeitsrauine. die Boeckl dreißig Jahre lang
zur Verfügung standen und die vor lhrn u. a.
auch schon l-ldns Makart als Atelier dienten,
beherbergten 72 Arbeiten aller Schaffens-
perleden. In ähnlicher weise wie die vor-
jährige große Boeckl-Retrospektive im Mu-
seum des 20. Jahrhunderts anlüßlich des
70. Geburtstages des Meisters forderte auch
diese aufschlußreiche, von der Hangung her
jedoch intirnere Schau zu genauer Unter-
scheidung und analvsierendem Verstehen auf,
Bei aller stilistischen und qualitativen unter-
schiedlichkeit des ad hoc zusammengestellten
Materials ließ sich auch in dieser nur kurz
gezeigten Atelierschau die Bedeutung Her-
bert Boeckls fur die eslerreichlsche und euro-
päische Malerei des zo. Jahrhunderts klar
und überzeugend ablesen. Boeckls Blick für
das Wesentliche im geistigen Erfassen wie
in der eplischen, meist entschieden abstra-
hierenden Wiedergabe fand schon lrt frühen
Ölbildern und Skizzen wie z. B. dem beinahe
tachistischen .,Eicheihdher" von 1922 bder
einigen Stilteben aus den Jahren 1924 bis
1925 überraschend gültigen Ausdruck.
Ebenso greßerng gelangen Boeckl auch
eine Reihe Zeichnungen sawie zahlreiche
Aquarelle. für die stellvertretend die 1949
gemalten. besonders lockeren und ausge-
wagenen Blätter vom Toten Gebirge zu
nennen waren.
Die bei aller Kraft und Vehemenz lVrt Duktus
immer spürbare Subtllltät des Farbauf-
trages. Boeckls Empfinden fur feinste Nuan-
cierungen. den autonomen Charakter des
Materials. adäquate Proportionierung und
dergleichen mehr beeindruckt vor allem in
Ölbtldern früherer Jahre (.,slllleben rnlt
Orangen und grünen Zitronen", 1921i).
während seine nach 1945 entstandenen,
gleichfalls ausreichend repräsentierten Öl-
malereien (nicht die Aquarelle!) oft an einer
gewissen Unfreiheit und Verkrampfung
leiden, die durch die angestrebte, schwer
realisierbare Synthese kubistischer und ex-
pressienisiischer Elemente bedingt war.
In Ergdnzung zu den vielfach gut bekannten
und citl gezeigten Malereien und Graphiken
waren auch noch zwei Plastiken aus den
Jahren 1929 ("Springendes Pferd") und
1940-1944 ("Atlantis") zu sehen. die einen
zwar wenig beachteten. doch nichtsdesto-
weniger sehr interessanten Aspekt des
Gesamtwerkes dokumentierten (Abb, 13).
NIEDERÖSTERREICHISCH ES LANDES-
MUSEUM:
Druckgraphik
Druckgraphiken prominenter niederoster-
reichischer Künstler beherbergte in einer
vorbildlich gehängten und von einem sehr
ansprechenden Kataieg begleiteten kleineren
Sonderausstellung das Niederosterrelchlsche
Landesmuseum in der Herrengasse. Die
Ausstellung konnte im Hinblick einer stren-
gen Auswahl und in ihrem Bestreben, für
das Verständnis druckgraphtscher Techniken
eine Lanze zu brechen, als gelungen bezeich-
net werden.
Von feinnervigen. kleineren Radierungen
Oskar Matullas über nicht minder sensible.
poetische Arbeiten von Korlheinz Pilcz.
etwas konventionellere Holßchnitte von
Potuznik und Franz Reiter. Blätter von lngerl
und Krupbauer spannte sich der abwechs-
lungsreiche Bogen der Auswahl bis zu den
ausdrucksstarken abstrakten Forblinolschnlt-
ten eins Kurt Ammann und den interessanten
Lithographien des Avantgardisten Adelr
Frohner. der in seinen Arbeiten Abstrakt-
Strukturelles mit Realitätsfragmenten (Photo-
klischees) verbindet.
PElTHNER-LICHTENFELS:
Radierungen von Alfred Hrdlicka
In einer aus dem diesjährigen Festwochen-
programm klar herausragenden, profilierten
Ausstellung stellte die Galerie Peithner-
Lichtenfels 39 meist zyklisch entstandene
Radierungen des bekannten Wiener Bild-
hauers und Graphikers Alfred Hrdlicka vor.
Blätter von vitaler Aggressivität und gesell-
schaftskritischem Engagement. Den älteren
Arbeiten zu ..Martha Beck" gesellten sich
des Künstlers "Beiträge zur Kunsttheorie des
ZO.Jahrhunderts".die ZykIenHWInckeImann"
(gegen die These von der "Edlen Einfalt und
stillen Gr" e"). "Haarmonn" (Analyse eines
Massenmörders) und ..Rbll over Mandrtan"
("Hinweg mit Mondrian") hinzu.
Hrdlicka macht es sich in letztgenannter
Reihe zur Aufgabe. gegen Verdienste sowie
heute noch immer gültige und praktizierte
Maßstäbe und Tendenzen einer der dominie-
renden Kunstrichtungen dieses Jahrhunderts
anzukampfen. .,Bauhaus und ähnliche Ten-
denzen haben Moral und Gepriegenhelten
der Kölner Heinzelmännchen in die bildende
Kunst eingeschleppt. Gruppenflelß und Bast-
lergelsi sollen künstlerisches Risiko ersetzen".
formuliert Hrdlicka munter und nicht un-
witzig dreutiee. vergißt dabei jedoch, daß
man genauso einseitig und mit derselben
Wirkungslosigkeit auch gegen jede andere
Richtung einschließlich des von lhrn prakti.
zierten mehr oder minder neuen Realismus
polemisieren konnte.
Doch darum geht es nicht! Was Hrdlicka
als engagierter Graphiker zu sagen hat (er
selbst lehnt allerdings diesen Begriff ab).
sagt er unmißverständlich. mit bewußt