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Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 8)

Momente ein, als es ihm gelang, nach vollendeter vierjähriger Lehr- 
zeit bei Knöfler im Atelier Paar Beschäftigung zu finden. Keineswegs 
genügend geschult für die Art und Weise wie hier in dieser vor- 
züglich geleiteten Anstalt gearbeitet wurde, erforderte es unsägliche 
Anstrengung und ausdauemden Fleiss, um den neuen Anforderungen 
zu genügen. Er musste in mancher Hinsicht förmlich von vorne 
anfangen, denn Hermann Paar, obwohl ein einstiger Schüler Knöflers, 
pflegte nebst dem Facsimile-Holzschnitt auch den malerischen Stil, 
so weit er in den Wiener Ateliers damals schon Eingang gefunden 
hatte, und seine vielseitige Thätigkeit erstreckte sich von der 
flüchtigen, die Ereignisse des Tages behandelnden Illustration bis zur 
streng künstlerisch durchgeführten Wiedergabe alter Meisterwerke. 
Es war im Verhältnis zu dem, was er früher gesehen, eine grosse, 
neue Welt, die sich dem emsig vorwärts Strebenden aufthat. Was 
Steinmann hier lernte, wurde die Basis seiner künftigen Entwicklung. 
Ohne eigentliche Vorbildung für den schwarzen, modernen Holz- 
schnitt, und vollkommen unvertraut mit dem Tonschnitt, war er 
vorerst im wesentlichen auf die Rathschläge seiner Collegen an- 
gewiesen. Bald gelang es aber seiner energischen Ausdauer und 
der liebevollsten Hingabe an einen Beruf, den er jetzt erst recht 
von Herzen lieb gewann, die Schwierigkeiten zu besiegen, die 
sich ihm in den Weg stellten. Glückliche Umstände führten es 
herbei, dass er ein Jahr später in München eine Stellung fand. Es 
war dies im Jahre 1884. Der Holzschnitt als Massenproduction hatte 
damals in Deutschland seinen Höhepunkt erreicht. Speciell in 
München war unter der Führung von Braun 8c Schneider und unter 
Mitwirkung der dortigen Künstler ein charakteristischer einheitlicher 
Zug in den Holzschnitt gekommen. Nirgends ruhte die allmähliche 
Entwicklung des malerischen Schnittes auf so breiter, gesunder Basis. 
Die Manierirtheit, die aus Paars Atelier noch keineswegs vollständig 
verbannt war, kam hier seltener zur Erscheinung, der Xylograph 
hatte freien Spielraum. Steinmann durfte arbeiten wie esihm beliebte, 
und jetzt begann sein Beruf für ihn jene Lichtseiten zu entfalten, 
nach denen sich sein ganzes Wesen in jahrelangem Sehnen hin- 
gezogen gefühlt hatte. Das Atelier Schweigel, in das Steinmann ein- 
getreten war, gehörte nicht zu den berühmtesten Ateliers der Isar- 
stadt, aber die ganze Arbeits-Atmosphäre war hier eine freiere, 
anregendere, künstlerisch höher stehende. Schweigelhatte Bestellungen 
für eine Reihe illustrirter Zeitschriften, die in Berlin, Leipzig, Wien 
und in der Schweiz erschienen, und was das Entscheidende war, 
Steinmann konnte hier nach guten Originalen arbeiten. Grützner,
	        
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