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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 12)

ist. Bei Klausurarbeiten dagegen ist 
der Schüler bloß auf seine eigene 
Kraft angewiesen, er muß die ihm 
gestellte Aufgabe ohne jede Beihilfe 
lösen und hat nur irgend eine Natur- 
form, aus der er dekorative Anre- 
gungen schöpfen soll, zur Verfügung, 
alles andere bleibt seinem eigenen 
Ermessen überlassen. Hier wird ihm 
vor allem der große Unterschied klar, 
der zwischen einer vom Lehrer in- 
spirierten und einer vollkommenfselb- 
ständigen Betätigung liegt, hier 
empfindet er wie sonst niemals die 
Lücken seines Wissens und Könnens 
sowie die Mängel in der Auffassung 
und Wiedergabe, hier kommen ihm 
erst die großen Schwierigkeiten zum 
Bewußtsein, welche sich dem „Schaf- 
fen aus dem Nichts" entgegenstehen! 
Auf der anderen Seite wird die Lust 
und Liebe zum selbständigen Ge- 
stalten und der Ehrgeiz außerordent- 
lich geweckt, das Vertrauen in die 
eigene Arbeit gestärkt und damit ein 
mächtiger Ansporn zur steten Er- 
höhung der Qualität der Leistungen 
gegeben, der von hohem erziehe- 
rischen Werte ist, und bisher auch 
die besten Resultate gezeitigt hat. 
Die vom Ministerium für Kultus 
und Unterricht angeordneten Klau- 
surarbeiten an den staatlichen kunst- 
gewerblichen Lehranstalten gliedern 
sich in zwei Kategorien. In die erste 
fallen jene, welche von den einzelnen 
Seidenstoff, teilweise samtartig und mit gesponnenem 
Papiergolde. I], der natürlichen Größe 
Schulen selbst während der gesamten Dauer des Unterrichtes alle zwei 
Monate zu veranstalten sind; die Aufgaben formuliert der den Unterricht im 
betreffenden Fache erteilende Lehrer, die Beurteilung sämtlicher Arbeiten 
und die Zuerkennung kleiner Prämien erfolgt durch die Lehrerkonferenz. 
Die zweite Kategorie umfaßt Klausurarbeiten, die von der Unterrichts- 
Verwaltung alljährlich am Schlusse des Schuljahres für die Schüler der 
letzten Klassen angeordnet werden; an denselben haben abwechselnd jedes 
zweite Jahr die Gruppe der Holzbearbeitungsschulen und die Gruppe der
	        
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