lassen sich auch bei einigen anderen Beispielen erkennen. De Feures kaleidoskopische
Farbenspiele mit Flatterbändem oder sich lösenden und gleitenden Gestalten, Kurt
Hermanns tupiige Blütenstimmungen, Elisabeth von Hahns Frühlingswiesen in
spritziger Punktiermanier, sie alle entfalten ihre leuchtenden Lichtreize in der Bewegung.
Auch Emil Orliks Entwürfe klingen in solcher unendlichen Melodie. Japanischen
Omamentspielen sind sie verwandt und sie schimmern wie aus Gold- und Schmetterlings-
blütenstaub zusammengeweht.
Auffallend enttäuscht der Fächer des Worpsweders Heinrich Vogeler, der doch sonst
in preziöser Anmut und delikatem Farbensinn so bestechend war. Sein Fächerblatt ist mit
einer unruhigen, sich drängenden Komposition überladen, ein Waldstück mit Nymphe,
Ritter und Märchengetier, die Farben sind scharf und unharmonisch und das Ensemble
ist hart und ohne den weichen Charme, den man sonst bei diesem Künstler gewöhnt ist.
Sehr gelungen erweist sich die Batiktechnik für die Behandlung der Seiden-
bespannung. Das Künstlerpaar Fleischer-Wiemann, das jene javanische Kunstübung nach
Deutschland verptlanzte, hat sie für Fächer glücklich verwertet. Auf rostroter indischer
Seide erscheinen Papageien- und Pfauendekore, weich, in tieffarbigem Grunde liegend.
Hohe Geschmacksqualität zeigt der Spitzenßcher. Die farbigen Spitzenkünste Felix
Auberts sind hier von zauberhaftem Reiz.
Vollendet erweisen sich auch die deutschen und die österreichischen Spitzenfächer
des Wiener Vereins zur Hebung der Spitzenindustrie. Nicht nur die Qualität und die
ornamentale Musterung allein zeichnet sie aus, sondern auch die Raumkomposition. Wie
bei den gemalten und gestickten Blättern ist mit feinem, überlegendem Sinn das Spitzendekor
aus den Dimensionen des Halbrunds entwickelt. Ein sicherer Takt erweist sich darin,
daß bei den besten Stücken nicht die Gesamtiläche mit Stickerei ausgefüllt ist, sondern
daß freie Flächen ausgespart sind - das Netzgespinst der goldgelben Guipure - und daß
nur die Randlinien durch Spitzenbordüren betont werden, durch lebhaftes Rankenwerk
von Rosen, Trauben und Ebereschen.
Viel künstlerische Sorgfalt findet man den Gestellen zugewendet. Ein paar Stab-
facher sieht man, der eine horngeschnitzt, in Silber montiert, mit Perlmutter und
Chrysoprasen inkrustiert und einen Elfenbeinfächer, bemalt.
Eine eigene Gattung bringt Ferdinand Morawe. Er belebt die althistorische Gattung
des Stielfachers mit der Federkrone, den man von Tizians Bildern vor allem kennt.
Morawe hat diese Elfenbeingriffe und das verbreiterte Feld, aus dem die Federn
wachsen, in mancherlei Techniken behandelt. Er schnitzt ein Relief, Ritter und Nixe, durch
matte Vergoldung erhöht, er füllt dieses Feld mit einem Gitterwerk von Schildpattstäben
und bringt in seinem Rahmenwerk eine gestickte Vignette an. Seine Fächer sind
interessante Zeichen alter, neu empfundener Stilwelten.
Feine, künstlerische Genüsse bereitet die Ausstellung von Werken Wilhelm
I-lammershois bei Schulte.
Seine beseelte schwingende Kunst, die so verwandt den Stimmungen der dänischen
Dichtung ist, Jens Peter Jacobsen und Hermann Bang, kann man mit einem Titel eines
jener jungdänischen Bücher bezeichnen, mit Sven Langes Dramenaufschriü „Die stillen
Stuben".
Interieurs malt l-lammershoi, Räume mit dem Mobiliar von x83o bis 1850, mit den
geschwungenen Mahagonisophas, dünnbeinigen Tischen, mit weißen Türen und weißen
Stühlen mit durchbrochenen Stablehnen.
In diesen Bildern ist aber mehr als bei anderen Amateuren des Vergangenheitsa
stiles die Atmosphäre menschlichen Schicksals verdichtet. Es ist nicht nur die Pikantede
des altmodischen Parfums, es weht hier die Lyrik einer verschwundenen Gefühlswelt und