(„Das friesische Lied"). Bartels und Vinnen wiederholen
sich, aberwenigstens im Guten. Diemers großer „Seesturrn"
hat in München besser gefallen als hier; das malerische
Temperament reicht doch nicht.
EZESSIÜN. Die XXVI. Ausstellung trägt das Früh-
jahrsgepräge, nämlich das österreichische. Eine Aus-
stellung ohne Gäste, die sich aber doch eine respektable
Höhenkote sichert. Das eigentlich sezessionistische Ele-
ment hat seinen Schwerpunkt jetzt bei den Polen, da
seine starken Wiener Vertreter die Vereinigung verlassen
haben. Und die Polen, zum Teil als Künstlerbund „Sztuka"
kristallisiert, füllen mehrere Salons, in denen eine scharfe
Luft weht. Es sind einige Exzentriks unter ihnen, die
ein leises Gruseln hervorrufen. Witold Wojtkiewicz zum
Beispiel, der das „Pathos" als eine Art Kaminfeger Harlekin
in der Einöde umherirren läßt und die „UnbarmherzigkeiW
in Form einer herzlosen Bretterwand zeigt, vor der drei
arme Kinder von grotesker Gottverlassenheit Trübsal
blasen. Er ist ein Phantastiker von grausamer Spassigkeit
und eigentümlichem Handwerk. Dieses besitzt auch Vlasti-
mil Hofmann, dessen „Blinder" (unter anderem) so trost-
los wahr aus dem Leben geholt ist, Haar für Haar und
Runzel für Runzel. Es sieht wie gezeichnet aus, aber mit
dem Pinsel; Monet und RaHaelli stehen Pate. Mehr an
Munch erinnert die Spukhaftigkeit von Miecislaus jakimo-
wicz, dem geistreichen Zeichner, mit dem Schauer in den
Aus der Sammlung Heinrich v. Lie- Nerven. „Die Hände" heißt ein solches Blatt. Es ist wie die
biegs im Nßrdböhmisßhßn Gvwßrbß- Hände eines Gespenstes, aber man kann sie mit der
musfm" i" R'i_ch'"b"g: zfng" i" Lupe ansehen, denn das Gespenst hat sogar Poren. Sein
Eisen geschgät:rg'cifranzöslsch' Porträt des Malers Leopold Gottlieb, der auch so einer ist,
sieht aus wie Projektion aus einer anderen Dimension.
Neueste Kräfte sind der vielseitige Wladislaw Slewiriski, der interessante Radierer Jözef
Pankiewicz, der Stimmungsmensch Stanislaw Kamocki, der farbenknallende Dekorateur
Karol Frycz, der vielversprechende Henryk Szczyglinski („Dominikanerkirche in Krakau",
groß, düster). Aber es sind auch die Wohlbekannten da, bis zu Jozef Chelmoriski zurück,
dessen „Gebet vor der Schlacht bei Raclawice" nach Anordnung und Farbengebung
noch in die historisierende Zeit zurückreicht. Falat und Mehoffer fehlen nicht; von
letzterem ist ein kleines Damenporträt im Interieur seine ganze Palette, mit fast zu viel
Stärke für diese Eleganz. Olga Boznanska hat große Porträte in ihrer bekannten luftigen
Malerei. Mit tiefem Interesse sieht man die zahlreichen Aquatintas Leon Wyczolkowskis,
dessen ergreifender Ernst wie unwillkürlich zu dieser Technik des Dunklen gelangt sein
muß. Seine Lithographie „Altar in der Kathedrale auf dem Wawel" (der Altar ist ja auch
sein Werk) ist ein Blatt von bewegender Stimmung, Ruszczycz erfrischt immer durch
seine koloristischen Kühnheiten, der idyllische Stanislawski lullt eher ein. Axentowicz
aber ist der Weltmann, der von Paris kommt und nach Paris geht. Die ganz moderne
Plastik ist durch Iwan Mestrovic und Konstanty Laszczka vertreten. Mestrovic, der auf
Rodins Spur zu phantastischen Gebilden gelangt, sucht sich doch zu emanzipieren. Sein
großes Gipsstück „Brunnen des Lebens" ist in der Hauptsache ein kreisrundes Hochrelief,
das den Brunnenkranz umzieht. Menschliche Körper in Verschränkungen und Ver-
Heehtungen, massiv in Licht und Schatten, mancher Übergriff dabei und manche Unter-
lassung. Doch ist ein solches Werk unter den bekannten Umständen an sich so platonisch,