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ABLAUF DER KÜNSTLERISCHEN ENTWICKLUNG PETER BRANDLS
I
II
1lI
JUGEND (bis zum 35. Lebensjahr)
1. 1687f88 - um 1703:
Künstlerisches Wachstum, Orientierung. Fcsligung des Talents dnd beginnende Sthöpftriscllc Entfaltung. Das
crslc bekannte Werk stammt aus den Jahren 1193194. Diese Periode wird durch das Jnnr 1691 in zwei Abschnitte
gclcilt; dänläls entstanden zwei bßdeulclldt Bilder. die riir die Erkenntnis der stilistischen Entwicklung dieser
ganzen Phase Vßn Bedeutung sind.
REIFE (bis in die Scchzigcriahre)
2. Um 1703 7 um 1711 bis 1715:
Erste künstlerische Rtirt, Aufstieg, stümiischcs SUCHEN und Bildung einer persönlichen schöpferischen Synthese.
3. Um 1711 bis 1715 7 um 1728:
Höchste Entfaltung, während der Bmndls pcrsönlichsie und zugleich um: Werk: in allen von ihm geübten
Gattungen der Malerei entstanden sind.
ALTER (sieben letzte Lcbensjahrc)
4. Um 1728 - 1735:
Lclxtc Wcrke, Unsicherheit seincr Exislvnz, Sirchlum und Vcrsicgcn der physischen und künstlerischen Kräfte.
Nur noch selten Werke hoher Qualität.
seine künstlerische Begabung vor allem
von seiner Mutter geerbt hatte. Er wurde
als sechstes, jüngstes Kind geboren, dem
offenbar mehr Fürsorge gewidmet wurde
und dem man eine bessere Bildung ange-
deihen ließ als den älteren Geschwistern.
Er vollendete jedoch die sechste Latein-
klasse bei den Kleinseitener Jesuiten nicht,
da sich sein Interesse bald etwas anderem
zuwandte, nämlich der Malerei. Jahns
Schilderung zufolge bewunderte er schon
als Knabe die Bilder im Palais Nostitz auf
der Kleinseite, wohin er als Mitglied
einer von der Nostitz'schen Herrschaft
kommenden Familie Zutritt hatte.
Wahrscheinlich 1683 gaben ihn seine El-
tern zu Christian Schröder (ca. 1655i1702)
in die Lehre, der bald darnach im Jahre
1684 zum Inspektor der königlichen Ge-
mäldegalerie und zum k. k. Hofmaler
ernannt wurde. Hier, in der Werkstatt
dieses ehemals bei dem Grafen Slavata
bediensteten Künstlers, der nicht lange
zuvor, ehestens in den Jahren 1677-1679,
Italien kennengelernt hatte, und inmitten
der berühmten Bilder alter Meister auf
der Prager Burg, wo Schröder wahrschein-
lich öfter arbeitete, nimmt Brandls künst-
lerisches Schicksal seinen Anfang.
Da sich keine eigenhändige Arbeit Schrö-
ders erhalten hat, deuten uns nur Kopien,
die Schröder nach den Bildern der Burg-
galerie in den Jahren 1689-1691 gemalt
hat (die auf Schloß Libochovice auf-
bewahrt werden) an, was Brandl von seinem
Lehrer lernen konnte. Schröder wies ihm
den Weg zu einer besseren Auffassung
des Organismus alter Werke, er machte
ihn oHenbar vor allem mit der Venezianer
Malerei bekannt, mit Veronese und Bassano,
deren Werke er auf der Burg kopierte,
ferner mit Nachfolgern Caravaggios, wie
z. B. Manfredi, aber er weckte in ihm auch
Verständnis für die niederländischen Mei-
ster, namentlich für jene, die an die ita-
lienische Kunst, insbesondere an das
„caravaggieske Helldunkel" anknüpfen
(Honthorst). Als Maler konnte ihm Schrö-
der selber jedoch wahrscheinlich keine
tiefergehenden künstlerischen Anregungen
mitgeben, denn seine schöpferischen Fähig-
keiten waren zweifellos beschränkt. Daher
wandte sich der junge Brandl den tüch-
tigeren Prager Meistern und da besonders
jenen Malern zu, die Schröder zwar nahe-
standen, zugleich aber eine selbständige
Gruppe von künstlerisch sehr informierten
und befähigten Künstlern bildeten. Unter
diesen fesselte ihn sicherlich bald der um
sieben Jahre ältere Österreicher Michael
Wenzel Halbax (1661-1711), der bereits
1686 in Prag weilte, als der junge Brandl
noch bei Schröder arbeitete. Ferner war es
der um sechs Jahre ältere Schweizer Johann
Rudolf Byss (ca. 1662-1738), der als
Verwalter der Czernin'schen Gemäldega-
lerie auf dem Hradschin mit Schröder ver-
bunden war. Der Aufenthalt von Byss in
Prag ist zwar erst für das Jahr 1689 belegt,
also für eine Zeit, da Brandl bereits außer-
halb der Werkstatt Schröders wirkte. Zu
diesen Künstlern trat etwas später noch der
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