daß es nur als Turnübung des Plastikers anzusehen ist. Darum ist
Idealismus dabei. Geglückt ist es dem Künstler mit seiner in Granit
gearbeiteten Gruppe „Muttersorgeä einem intimen, ans Madonnenhafte
streifenden Werk, das durch die Abwechslung zwischen bearbeiteten und
roh gehaltenen Teilen auch handwerklichen Reiz hat. Se. Majestät hat
diese Plastik schon früher erworben.
Auch unter den jüngeren Wiener Plastikern regt es sich. Unter-
nehmungslust liegt schon darin, daß einige in Marmor arbeiten und
ihre Phantasien dem Reiz des schönen Materials vermählen. Ein Bei-
spiel gibt josef Engelhart mit zwei trefflichen Frauenbüsten, in denen
der Realist den Stilismen der jüngsten Zeit nachgeht. Die Marmorbüste
seiner Gattin ist durchaus auf die einfachsten Formen zurückgeführt und
dennoch ähnlich. Die andere Büste, in gelber. polierter Bronze, mit
groß geringeltem Haar in schwärzlichem Packfong, auf grauer Granit-
stele als Sockel, schlägt einen reichen Farbenakkord an und hat zu-
gleich, der Eigenart des Modells entsprechend, etwas Monumentales.
Alfred Hofmann, Franz Ehrenhöfer, Anton l-Ianak, Canciani, Richard
Tautenhayn, Josef Müllner erscheinen in Marmor, Bronze, Holz, was
ihnen sehr zu gute kommt. Müllner unternimmt unter anderem einen
Orpheus mit lauschenden Löwen in braunem Marmor,
macht reizende Tierstücke in gelbem Stein und Bronze,
allerdings auch einen „Sommernachtstraum" in Gips, als
kolossalen weiblichen Akt, der in I-lingegossenheit ent-
schlummert ist, mit einem Panther als Kopfkissen. Es
ist darin jener erwähnte Drang, sich auszuturnen, wie
nicht minder in des jüngeren Ehrenhöfer „Christus mit
den Kindlein", der sich der kletterlustigen nackten
Kleinen nicht mehr erwehren kann. Solche Allotria sind
Aus der Sammlung
_ _ _ _ __ , , Heinrich v. Liebiegs
ja eigentlich nicht notig, da es sich doch um Erzeugung im Nord-böhmischen
einer Christus-Stimmung handelt, die selbstverständlich Ggwgybgmuggum in
nur eine heilige sein kann. Auch als Maler bringt Engel- Rßißhßlibvrei
hart Porträte; auch seine volkstümlichen Genretiguren schlüsuh m EM"
geschnitten und gra-
sind es ja. So der famose bucklige Harfenspieler, der viemum mm
seinem geistigen und physischen Gegenfüßler, dem ganz
durchgeistigten Pater Wilibrord aus der Beuroner Abteischule, gegenüber-
hängt. Beide sind von derselben Hand. Dann das lebensgroße Ölbild Ludwig
Speidels, etwa zwei Monate vor seinem Tode gemalt, in einer einzigen
Sitzung, ein Gedenkblatt von literaturgeschichtlichem Werte. Zwei kraft-
volle Porträte finden sich noch von Joh. Viktor Krämer; besonders nach-
drücklich nach Form und Farbe das des Selrtionschefs von Sickel. Und Andri
hat vier hübsche Kinderporträte moderner Observanz geleistet, unter feiner
Beobachtung des minorennen Wesens, dabei leicht und luftig, dem Früh-
ling vorausgeeilt. Weniger aus einem Guß sind die Saloneleganzen von
Heinrich Knirr, so geschickt er ist, und von dem Triestiner Adolf Levier.
Aus d": 5,8mm" Ins Figurenbild ist Rudolf Nißls Stilleben „Sankt Georg" einzureihen, weil
lunfigieeiglä; v" es so lebendig wirkt, obgleich nur Altsachen auf dem Bilde vorkommen. Es
Nordböhmischen ist eines der besten der Ausstellung. Hans Tichy („Im Frühling") läßt
Gewerbemuseum Mutter und Kind, eine gute Gruppe, von schemenhaften Engeln, die doch
i" Rächenb"? keine sind, adorieren. Bild und Stimmung wissen nicht, wo sie hinaus wollen.
Eissgügilesszelägiigen Königs „Jägerinnen" in herbstlicher Landschaft haben'eine leise Pikanterie
Y von Archaismus. Stöhr stellt nackte Figuren in Mondschein oder Sonnen-
Deutsch, um _ _
1700 schein, letzteres mit echtem Reiz der Frische. Hermme Heller-Ostersetzer