DIE SAMMLUNG VON KUNST-
INDUSTRIELLEN GEGENSTÄNDEN
hat im Jahre 1905 eine Reihe von an-
sehnlichen Erwerbungen gemacht. Als
wichtigste darunter, die ohne weiters
als die bedeutendste, seit dem die
Sammlung im neuen Hause seßhaft ist,
bezeichnet werden kann, erscheint die
Zuwendung eines hervorragenden Wie-
ner Kunstfreundes und Sammlers,
Herrn Gustav Benda. Es ist dies ein
Prachtschrank aus dem Besitze des
Prinzen Eugen von Savoyen, einer freilich bisher nicht näher zu erhärtenden Mut-
maßung nach Geschenk Kaiser Karl VI. nach der Schlacht von Peterwardein. Tat-
sächlich befindet sich in einem Spiegelkabinett im Innern des Schrankes eine Feder-
zeichnung nach einem Stich, der anscheinend dieses Ereignis im Bilde wiedergibt. Der
ebenholzartig gebeizte Schrank ist überreich in trefllichster Ausführung mit silbernen
allegorischen Statuetten, Trophäen und dem (allerdings etwas kleinlichen) Büstchen
des Prinzen Eugen geschmückt. Die Statuetten verraten eine sehr geschickte Künstler-
hand; die Gesamtwirkung des Stückes ist äußerst prächtig, reich und farbig, ohne ins
Bunte und Unruhige zu fallen. Der Entwurf rührt sicher in seiner einheitlichen Geschlossen-
heit von einem bedeutenden Künstler her; man möchte an einen der großen österreichi-
schen Architekten jener Zeit denken. Es sind auch in der Tat die Formen der Wiener
Architektur aus der Zeit des Prinzen Eugen, die sich hier bemerkbar machen, so daß
wohl auch für die Ausführung des Stückes nicht an eine süddeutsche Werkstätte wie des
Augsburgers J. A. Thelott (diese Bezeichnung trug das Stück im Handel), sondern wohl
eher an ein Wiener Atelier zu denken ist. Eine sorgfältige Publikation wird das jahrbuch
der Kunstsammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses bringen, so daß hier von weiterem
abgesehen werden kann.
Derselbe Kunstfreund widmete ferner den kaiserlichen Sammlungen ein anderes
interessantes Stück, das sich einer schon bestehenden kleinen Abteilung des Museums
vortrefflich eingliedert, ein Schriitmusterbuch des Francesco Alunno aus Ferrara (gestorben
x 556), eines Mannes, der als Humanist und Literat auch sonst bekannt ist. Das dermalen
aus 34 Blättern bestehende Werk ist ein charakteristischer Zeuge für die Schriftkunst der
ersten Hälfte des italienischen Cinquecento.
Durch Kauf erwarb die Sammlung ein sehr bedeutendes Stück altösterreichischer
Provenienz. Es ist dies ein großer Tafelaufsatz aus Biskuit, den Triumph der Religion
darstellend und zweifellos der Wiener Porzellanmanufaktur angehörig. Er wurde der gut
verbürgten Tradition nach bei dem Galadiner verwendet, das Joseph II. 1782 dem Papst
Pius VI. bei dessen denkwürdiger Anwesenheit in Wien gegeben hat. Später kam er an
den Reichskanzler Grafen Erdödy, dann in
die Hände verschiedener Besitzer, zuletzt in
den römischen Kunsthandel, aus dem er
nunmehr für Österreich zurüekgewonnen
wurde. Dem Stil nach dürfte er indessen
etwas älter als die Zeit Josephs II. und
wohl, wie die starke Anlehnung an die
Formen der großen italienischen Kunst des
Seicento zeigt, vor dem Aufkommen des
Klassizismus entstanden sein. In das Ende _
des Xvnl- Jahrhunderts gehört indessen Porlrätmedaille von Antonio Abondio (P), datiert 1575
augenscheinlich die schöne alte Vitrine (Hgfmuggum in wign)
Porträtmedaille des Abtes Matthias von Säußenstein, x58!
(Hofmuseurn in Wien)