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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 4)

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Das Wappen von Breslau und eines 
der beiden Beschauzeichen ihrer Gold- 
schmiede ist das abgeschlagene Haupt 
johannes des Täufers auf der Schüssel 
und diese Form kehrte als Reliquiar auf 
der Ausstellung einige Male wieder, ein- 
mal auch als Arbeit des Pfister, der das 
Haupt des Heiligen auf eine profane, 
reichgetriebene Augsburger Jahreszei- 
tenschüssel, die ihm ein Glogauer Dom- 
herr übergeben, gelegt hat. Über die 
Aufstellung solcher Reliquiarien bei 
Vorzeigungen und Ausstellungen, den 
sogenannten Heiltumsfahrten, belehrt 
uns das von Franz Ritter herausgege- 
bene Wiener I-Ieiligtumbuch von 1502, 
in welchem beim „vierten umbgang" 
ein derartiges Haupt auf einem Mon- 
stranzenfuß angebracht ist, um es be- 
quem dem verehrenden Volke vom 
Heiltumstuhl aus zeigen zu können. 
Im Jahre 1737 erschien zu Breslau 
eine Folge von sechs Stichen „Unter- 
schidlich- neu inventirte Schilder für 
allerhand Professionen, sonderlich vor 
Ausstellung von Goldschrniedearbeiten in Breslau,  arbeiter zu gebrauchen gezeicl-k 
1905.Kopfrehquxarderhexhgen Hedwig (Kai. Nnrzö) net von Andreas Gottlieb Haydt in 
Breßlau." Das Troppauer Museum besitzt diese Serie, auch der Jessensche 
Katalog der Ornamentstichsammlung des Kunstgewerbemuseums zu Berlin 
verzeichnet sie. Solche silberne Schilde, die bei den Begräbnissen der Innungs- 
meister verwendet wurden, waren geradezu eine Breslauer Spezialität. 
Sie waren in der Ausstellung vertreten von 1643 bis 1882. Teilweise vergoldet, 
tragen sie das Zunftwappen, in früherer Zeit von zwei Engeln flankiert, 
später in Verbindung mit allegorischen Figuren, umgeben von einrahmendem 
getriebenen Akanthusrankenwerk. 
Der Breslauer Goldschmied Gottfried Heyner (tätig von 1682 bis x716) 
hatte ungefähr um 1700 eine ovale Achatschale (Kat. Nr. 313) zu montieren 
und als Knauf brachte er eine der darnals modernen, kleinen grotesken Zwer- 
genfiguren an, eine sogenannte Callotiigur, wie sie aus der Elfenbeinplastik, 
Porzellanplastik und Porzellanmalerei bekannt sind. Als Vorbild diente 
offenbar eine Bronze, wie sie in verschiedenen Sammlungen noch erhalten 
sind. Da ich demnächst in diesen Blättern in einem größeren Aufsatz über 
diese Calloti-iguren sprechen werde, genügt an dieser Stelle der einfache 
Hinweis.
	        
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