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Das Wappen von Breslau und eines
der beiden Beschauzeichen ihrer Gold-
schmiede ist das abgeschlagene Haupt
johannes des Täufers auf der Schüssel
und diese Form kehrte als Reliquiar auf
der Ausstellung einige Male wieder, ein-
mal auch als Arbeit des Pfister, der das
Haupt des Heiligen auf eine profane,
reichgetriebene Augsburger Jahreszei-
tenschüssel, die ihm ein Glogauer Dom-
herr übergeben, gelegt hat. Über die
Aufstellung solcher Reliquiarien bei
Vorzeigungen und Ausstellungen, den
sogenannten Heiltumsfahrten, belehrt
uns das von Franz Ritter herausgege-
bene Wiener I-Ieiligtumbuch von 1502,
in welchem beim „vierten umbgang"
ein derartiges Haupt auf einem Mon-
stranzenfuß angebracht ist, um es be-
quem dem verehrenden Volke vom
Heiltumstuhl aus zeigen zu können.
Im Jahre 1737 erschien zu Breslau
eine Folge von sechs Stichen „Unter-
schidlich- neu inventirte Schilder für
allerhand Professionen, sonderlich vor
Ausstellung von Goldschrniedearbeiten in Breslau, arbeiter zu gebrauchen gezeicl-k
1905.Kopfrehquxarderhexhgen Hedwig (Kai. Nnrzö) net von Andreas Gottlieb Haydt in
Breßlau." Das Troppauer Museum besitzt diese Serie, auch der Jessensche
Katalog der Ornamentstichsammlung des Kunstgewerbemuseums zu Berlin
verzeichnet sie. Solche silberne Schilde, die bei den Begräbnissen der Innungs-
meister verwendet wurden, waren geradezu eine Breslauer Spezialität.
Sie waren in der Ausstellung vertreten von 1643 bis 1882. Teilweise vergoldet,
tragen sie das Zunftwappen, in früherer Zeit von zwei Engeln flankiert,
später in Verbindung mit allegorischen Figuren, umgeben von einrahmendem
getriebenen Akanthusrankenwerk.
Der Breslauer Goldschmied Gottfried Heyner (tätig von 1682 bis x716)
hatte ungefähr um 1700 eine ovale Achatschale (Kat. Nr. 313) zu montieren
und als Knauf brachte er eine der darnals modernen, kleinen grotesken Zwer-
genfiguren an, eine sogenannte Callotiigur, wie sie aus der Elfenbeinplastik,
Porzellanplastik und Porzellanmalerei bekannt sind. Als Vorbild diente
offenbar eine Bronze, wie sie in verschiedenen Sammlungen noch erhalten
sind. Da ich demnächst in diesen Blättern in einem größeren Aufsatz über
diese Calloti-iguren sprechen werde, genügt an dieser Stelle der einfache
Hinweis.