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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 4)

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eingeschlagen. Das Ganze ist ein Werk eines Gold- 
schmiedes, der auf der Höhe des Könnens seiner Zeit 
und Kunst stand und zeigt keinerlei provinzielle Züge. 
Es ist wohl das Werk eines jungen Meisters, der aus 
Nürnberg gekommen war und in dem noch der ganze 
reiche Schatz seiner Studienjahre lebendig war. Außer- 
ordentlich reizvoll ist zum Beispiel der feine, gegossene 
antike Kopf auf der Bügelschraube. Die Kanne dürfte 
um 1570 entstanden sein. 
Auch aus dem Ende des XVI. und dem XVII. Jahr- 
hundert hat die Breslauer Ausstellung einige Olmützer 
Meister vereinigt, die teilweise schon im Troppauer 
Katalog beschrieben waren und an anderer Stelle zu- 
sammenhängend besprochen werden. 
Eine hübsche Olrnützer Arbeit ist auch die silberne 
Schale in Form einer auf drei Delphinenfüßen ruhenden 
Muschel mit getriebenen Weinranken und einem be- 
krönenden Triton (Kat. Nr. 731); neben dem Adler sind 
zwei Meisterzeichen eingeschlagen, das des J. Brom- 
_. berger als Meister und das des Franz Benack als „ge- 
' schworener Probierer". 
Eines der wichtigsten Resultate der Troppauer 
 
AusstellungvonGoldschmiede- . . 
3,1mm, ,-„ Bmhu, ,9„5_P,c,_ Ausstellung war die Konstatierung der alten Troppauer 
Finale aus dem Jahre m4 (Kßl- Goldschmiedekunst, die ganz respektable Meister hatte, 
N" m) unter ihnen Jakob Mannlich, den Vater und Großvater 
der berühmten Augsburger Goldschmiede. Die im Troppauer Katalog gege- 
bene Geschichte der Troppauer Goldschmiedekunst konnte ich im ersten Heft 
der neubegründeten Zeitschrift für österreichisch-schlesische Geschichte und 
Kultur bedeutend erweitern und auch die Breslauer Ausstellung hat wieder 
drei neue Werke gebracht, von denen wir zwei Kelche hier abbilden. Der 
erste (Kat. Nr. 737) stammt aus dem Jahre 1674 und ist ein Werk des Meisters 
Hans Tramer, der seit 1657 vorkommt und 1682 stirbt, der zweite von 
1678 (Kat. Nr. 738) stammt aus der Werkstätte des angesehenen Meisters und 
Ratsherrn Heinrich August Willert, der 1711 starb: zwei derbe charakteri- 
stische Barockarbeiten aus kleineren Werkstätten mit großen getriebenen 
Blumen und Laubwerk. 
Unsere Kenntnisse von der alten Wiener Goldschmiedekunst wurden 
durch die Breslauer Ausstellung gleichfalls vermehrt, in erster Linie durch 
eine effektvolle Monstranze der Pfarrkirche zu Schweidnitz (Kat. Nr. 741) 
mit den Figuren der Madonna, des Königs David und der Stammvater Christi, 
letztere in .den Ranken der Rebe zu beiden Seiten der Lunula; sie ist eine 
Arbeit des Leopold Wilder, der in der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts 
eine große Werkstätte zu Wien hatte. Aus dem Jahre 1714 war sodann ein 
Kelch des Wiener Meisters L. G. darunter, der von gutem handwerksmäßigen
	        
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