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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 2)

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bezeichnete Pla- 
ketten waren in 
der Zeit der Re- 
naissance, die 
schon in der Her- 
stellung eines 
Kunstwerks ein 
Verdienst erblick- 
te und die Ver- 
wendung fremder 
Eriindungen für 
den eigenen künst- 
lerischen Bedarf 
als völlig unbe- 
denklich ansah, 
weit verbreitet _ V 
und leicht käuf" Bauernhaus in Sehwarzenberg 
lich zu erwerben. 
Und daß damals solche Stücke mit denselben Darstellungen wie den auf der 
Temperantia-Schüssel ersichtlichen vorkamen, beweist zum Beispiel ein im 
Kunstgewerbemuseum zu Leipzig aufbewahrtes zinnemes Rundmedaillon 
mit der sitzenden Figur der Temperantia, die ebenso wie ihre Umgebung 
weder völlig dem Modell Briots noch allenthalben demjenigen Enderleins 
gleicht, sondern von beiden in Einzelheiten abweicht, wie sich am deut- 
lichsten an den links am Rande befindlichen Gebäuden zeigt?" Dieser inter- 
essante Abguß lehrt zugleich, daß Briots Mäßigkeit nicht von diesem großen 
Meister erfunden und daß das ebenfalls mit einer sehr ähnlich gebildeten 
Temperantia gezierte Mittelstück von Modell III der Schüssel mit dem 
Gleichnis vom verlornen Sohn H: nicht notwendigerweise eine Nachbildung 
jener Briots zu sein braucht, sondern daß auch eine Zurückführung dieser 
beiden Kompositionen auf ein gemeinsames älteres, vielleicht in der 
erwähnten Leipziger Plakette zu erblickendes Vorbild denkbar ist. 
Hinsichtlich seines künstlerischen Wertes kann sich der Horchaimer- 
Krug getrost mit den Arbeiten Enderleins messen. Nach der Art der Model- 
lierung seiner Ornamente, der Anordnung seines bildnerischen Schmuckes, 
der Anlehnung an bereits vorhanden gewesene Vorbilder beziehungsweise 
 
t Die Rückseite dieses Rundmedaillons ist völlig glatt. An der Stelle der Vorderseite, wo bei Briot und 
Enderlein die Buchstaben FB beziehungsweise CE stehen, beünden sich keine Initialen; es scheinen solche 
auch nicht etwa ursprünglich vorhanden gewesen und infolge späterer Abnutzung verschwunden zu sein. Die 
Überschrift ist abgeteilt TEMPE-RANTIA. 
Abgüsse einzelner Teile von Briots Temperantia-Schüssel beFinden sich im Kunstgewerbemuseum zu 
Berlin, Plaketten mit den dieselbe Platte schmiickenden Figuren der Elemente und der sieben freien Künste zum 
Beispiel in den Sammlungen Perilleux-Paris und Demiani. Vergleiche Demiani a. a. 0. Seite 2x H. 
'" Vergleiche Demiani, "Neues über altes Edelzinn. I. Eine bisher unbekannte Variante der Schüssel 
mit dem Gleichnis vom verlornen Sohn", irn Dresdener Jahrbuch 1905, Beiträge zur bildenden Kunst, heraus- 
gegeben von Koetschau und v. Schuhert-Soldem, Dresden, Baenseh. Seite 60 tT. 
12'"
	        
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