Zinngießermeister benutzt worden, dessen Namen zufälligerweise auch mit
den Buchstaben M und H begannen." Genau derselbe Stempel findet sich
nun auch auf einigen Exemplaren der Modelle II und IIa von Enderleins
Temperantia-Schüssel." Man darf daher wohl annehmen, daß diese Abgüsse
von Melchior Horchaimer hergestellt wurden. Und damit dürfte die bisher
noch nicht endgültig entschiedene Frage gelöst sein, auf wen man die auf
verschiedenen Enderleinschen Temperantia-Platten ersichtlichen, die Lettern
M und H enthaltenden Marken zu beziehen hat. """
Der Umstand, daß Horchaimer seinen Krug voll bezeichnet hat, ist
einer der bei Edelzinnarbeiten sehr seltenen Fälle, in denen eine vorhandene
Signatur die genaue Feststellung des Meisters ermöglicht. Wären regelmäßig
auch andere bedeutende Zinngießer dem Beispiel unseres Künstlers gefolgt,
so hätte es nicht geschehen können, daß wir leider heute noch so zahlreiche,
höchst verdienstvolle Werke nicht bestimmten Personen zuschreiben können
und daß Briot und Enderlein, die für die Überlieferung ihrer Namen aus-
giebig Sorge getragen haben, "i" lange Zeit hindurch fast als die einzigen
beachtenswerten Vertreter des Edelzinngusses genannt wurden.
SALZBURGER MAJOLIKEN AUS DER WERK-
STATTE DES HAFNERMEISTERS THOMAS
OBERMILLNER 50' VON ALFRED WALCHER
VON MOLTHEIN-WIEN S0-
EHR wenig aufgeklärt sind unsereBauernmajoliken
oder Bauernfayencen, die in den Alpenländern
erzeugt entweder bei massenhafter Herstellung
weit über die Grenzen des Landes Anwert fanden
oder infolge des beschränkten Betriebes nur lokale
Bedeutung hatten. Zu ersteren zählen die Er-
zeugnisse der großen Betriebe in Gmunden,
Salzburg, Brunn am Steinfeld in Niederösterreich
und mehrerer Orte Steiermarks. Nur hinsichtlich
der Arbeiten des Salzburger Hafners Moser und
seiner Nachfolger auf der Rittenburger Werkstätte
für Weißgeschirr waren die einschlägigen Forschungen von befriedigenden
Resultaten begleitet, dagegen mangelt uns noch über Gmunden und Brunn
"f Es kommen bei Edelzinnarheiten Fälle vor, in denen der Schöpfer der kunstvollen Form nicht identisch
war mit demjenigen, der sie handwerksmäßig zum Guß verwendete. Vergleiche Demiani a.a.O. Seite S, 7x ff.
i" Demiani a. a. 0., Seite x03 ff, Anmerkungen 379. 380, undSeite 47. Aus den ersterwähnten beiden Stellen
ergibt sich noch, daß sich aufExemplaren von Modell II und 11a der Enderlein-Platte auch einfache Nürnberger
Stempel (für „zehnteiligew Zinn mit den Initialen Ml-I zwischen den Schrägbalken vorfinden.
f" Briots Temperantia-Schüssel ist auf der Vorderseite mit den Initialen FB, auf der Rückseite mit seinem
Bmstbild und der Inschrift SCVLPEBAT FRANCISCUS BRIOT versehen. Die Kanne dazu ist an drei Stellen
FB bezeichnet. Enderleins Temperantia-Schüssel zeigt vorn zweimal die Buchstaben CE und hinten sein Porträt
mit CE arn Abschnitt und der Umschrift SCVLPEBAT CASBAR ENDERLEIN.