versagt. Benndorf kam wie
fast alle Fachgenossen sei-
ner Generation von der Phi-
lologie zur Archä0logie,von
der klassischen Literatur zu
den Denkmälern. Von der
Übertragung der philologi-
schen Auffassung und
Methode auf die Werke
der bildenden Künste, von
der „InterpretatiorW trug
ihn sein angeborenes, bald
sich eminent entwickelndes
Kunstempfinden zur Kunst-
geschichte der Antike. Aber
auch als er hier das Höchste
und Hinreißendste seiner
Begabung erkannt hatte,
hielt er immer die Verbin-
dung mit der Philologie auf- _ _ __ ' _
_ __ , _ Salzburger Majolxkascbussel aus derWerkstätte des Hafners
recht Es 1st für lhnbezelch" Thomas Obermillner, um 1680 (Museum Carolino Augusteum)
nend, daß ihn in der antiken
Kultur nur die Zeiten vor und nach dem Schrifttum nicht interessierten. Inner-
halb dieses Rahmens kannte er kaum eine Beschränkung auf bestimmte
Gebiete, eine Vielseitigkeit, die nur wenige Archäologen mit ihm teilen. Diese
seine Universalität bevollmächtigte ihn zum Führer seiner Wissenschaft in
Österreich. Er trat mit seiner ganzen Arbeitslust überall ein, wo es die
Umstände erforderten. So fand es sich bald von selbst, daß die von ihm
oder unter seiner Leitung entdeckten oder sonstwie unserer Kenntnis näher
gerückten Reste der antiken Kultur und Kunst, die Denkmäler von Samo-
thrake, Gjölbaschi und Ephesus, die Felsengräber von Lykien und Phrygien,
das Tropäon von Adamklissi, die Skulpturen von Aquileja, die Inschriften
von Kleinasien sein Arbeitsgebiet wurden. Er ging auf in einer aktuellen
Pflicht, der Einordnung des von ihm herbeigeschafften Rohstoffes in die
Wissenschaft. Er hat sie in einer fast unübersehbaren Reihe von selb-
ständigen Publikationen und zerstreuten Aufsätzen mit großen Resultaten,
Erkenntnissen und Ausblicken bereichert, wenn er auch keinen Anteil an ihrem
systematischen Ausbau nehmen konnte. Für Benndorf war die Wissenschaft
der Archäologie sich selbst genug Zweck. Das bewies er bis zum letzten Atem-
zuge durch die Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit der Forschung, die er
sich auferlegte und von anderen verlangte. Aber er war viel zu sehr ein mo-
derner Mensch, als daß er nicht mit Leib und Seele an seiner Wissenschaft
gehangen hätte, weil wenigstens der Stoff ihrer Untersuchungen, die Werke
der antiken Kunst auch in unserer Zeit ihrer nachdrücklichen Einwirkung auf