Dekortraum vom „gelben Zimmer", in
dem die Päonien des passionierten Blu-
menfreundes blühen. Sogar die neueste
Freskosehnsucht der Hodler und Kon-
sorten hat ihn berührt. Eine selbst sei-
nen Freunden noch unbekannte Wand-
malerei in der Ausstellung ist auf einem
in eisernen Rahmen gegossenen Fresko-
grund ausgeführt. Eine grüne stilisierte
Landschaft mit weiten Flächen und
hohen Laubmassen, durch drei aufrechte
weibliche Aktfiguren wie durchgehende
Pilaster geteilt. Mit Liebe gemacht, doch
nicht vollendet. Er stellte sich diese helle
Farbenwand in zwei Varianten vor;
über mannshohem, tiefrotem und über
stumpfblauem Wandsockel. Zwei far-
bige Entwürfe in diesem Sinne sind sehr
reizvoll und wurden bald angekauft, wie
überhaupt noch so manches in der Aus-
stellung. Der Kaiser trug zu den ersten
Erfolgen Bernatziks wesentlich bei. Die
„Vision des heiligen Bernhard", wo das
Visionäre freilich weniger laut als das
Reale erklingt, hängt bekanntlich im
Hof-Kunstmuseum und noch zwei große
Bilder befinden sich in kaiserlichem Be-
sitz; der „Versehgang" (1887) wurde
aus Persenbeug beschafft, die „Mönche
am Kalvarienberg in Heiligenkreuz" aus
dem KammerhofinEisenerz. Daspräch-
tig farbentiefe Aquarell: „Am Schreib-
tisch", eine der ersten Regungen des
neuen Biedermeier, das seinerzeit im
Stiftersaale des Kiinstlerhauses eigens
an einem Fenster plaziert war, gehört
dem Generaldirektor Zuckerkandl in
Gleiwitz, der viel modernes Österreich
besitzt. Die große „Prozession bei Dürn-
stein" (x88x), mit der hellen Sonne, die
aber Bernatzik nie recht sonnig gelang,
ist beim Fürsten Liechtenstein, der auch
LVJ
„Genueser Samt", (K. k. Österreichisches Museum)
den „l-Ierbst" der städtischen Galerie gewidmet hat. Der große „Franz Josephs-Quai" (um
1880), noch mit dem Karls-Kettensteg, ist beim Grafen Buol; die große „Klosterwerkstättdß
wo alles noch so stillebengenau festgestellt sitzt, bei Frau Engelhart. Einem Badener Arzte
gehört der „Abschied", eines der echtesten Stimmungsbilder Bernatziks, am Fuße jenes
Heiligenkreuzer Kalvarienweges aufgenommen, mit dem reizvollen Blick rechtshin über das
herbstverschleierte Hügelgelände gegen den Fullenberg und Sittendorf hin. Hier ist er ganz
selbständig und singt die eigene Note. An die Nähe Hörmanns, mit dem er zwischen Mistela
bach (seinem Geburtsort) und Znaim viel zusammengewesen, mahnt der derber gefaßte,
aber in der schneefieckigen Frühmärzlandschaft so wahre „Versehgang" und das ein Jahr
jüngere Schneebild „Winter", das eine Trauergesellschaft auf der großen Steintreppe zur