Venezianer Reliefspitze, gegen K3 d. n. Gr. (K. k. Österreichisches Museum)
Kirche von Mistelbach darstellt und noch herrenlos ist. Die Erwerbung für die Moderne
Galerie ist angeregt und in der Tat wünschenswert. Von großem Reiz sind manche der
Studien, darunter sehr intime Blätter in bunten Kreiden. Das Ganze ist ein höchst sym-
pathisches Lebens- und Strebensbild.
LTVVIENER BILDER. Der Österreichische Kunstverein, der jahrelang aus der
Kunstbewegung ausgeschaltet war, rührt sich unter neuer Leitung wieder und hat
kürzlich eine recht ansehnliche Ausstellung (x60 Nummern) älterer Wiener Malerei aus
dem Privatbesitz gebracht. Daß es an solchem Stoff, selbst an unbekanntem, noch lange
nicht fehlt, zeigt etwa der Umstand, daß hier zum ersten Male eine Anzahl Bilder Adalbert
Stiüers, natürlich aus dem Besitze des hiefür spezialistischen Freiherrn Bachofen von Echt,
ausgestellt ist. Sie sind übrigens bloß Vorläufer einer umfassenderen Stifter-Ausstellung, die
in Wien gewiß so viel Interesse erregen wird, wie in Deutschland etwa eine Ausstellung
von Bildern Gottfried Kellers. Unter den Ausstellern sind besonders die Herren Friedrich
Schütz und Johann Ornstein gut vertreten. Letzterer bringt manches Kuriosum. So Daffin-
gers zierlich durchdetaillierte Aquarellminiatur (von 1840) des orientalisch kostümierten
Dr. Martin Honigberger aus Kronstadt in
Siebenbürgen, Leibarztes des Rentschit
Singh, Maharadscha der Sikhs, hinter dem
sich unter anderen Ausfüllpapieren des
Rahmens ein alter Stich dieses Porträts
von C. Mahlknecht befand und zwar mit
einem ähnlichen Stich des Maharadscha
selbst, so daß augenscheinlich auch dieser
von Daflinger gemalt war. Derselben
Sammlung gehört die Studie einer Kirchen-
türe an, die der Besitzer richtig als Fendi,
und zwar für den Schauplatz des Bildes
„Der Säemann" erkannt hat, das 1906 bei
der Versteigerung des Dr. Alois Spitzer in
die kaiserliche Sammlung übergegangen
ist. Interessant ist ferner eine kleine, duftig
kolorierte Zeichnung Tremels (1848), die
den jungen Kaiser mit Gefolge nach der
Natur darstellt. Ferner ein großes Aquarell-
blatt von Wessely: „Galaausfahrt des
Kaisers Ferdinand" (Sammlung Schütz),
_ _ _ Porzellanteller,
wo der Burghof mit Hunderter: winziger Wien. vor a" Marke (x. k. Österreichisches Museum)