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stände angewiesen ist, gezwungen, das zu nehmen, was Produktion und
Handel ihm bieten können und wollen.
JNun ist schon der Produzent für sich allein begreiflicherweise geneigt,
sich die Produktion in jeder Reziehmig so zu gestalten, daß sie für ihn
am rationellsten wird, das heißt also möglichst einfach, billig und gewinn
bringend. Je billiger daher sein Produkt sein soll, desto größer wird
für ihn der .■kntrieb, von den objektiven Anforderungen, die an das
Erzeugnis zu stellen wären, abzusehen. Das einzige, was er dabei zu
befürchten hat, ist die Konkurrenz anderer Produzenten, die aber auch
vielfach durch Kartelle, rechtliche Monopolstellungen und Reklame ganz
oder bis zum Teile ausgeschaltet werden kann.
Eine wesentliche A'erschärfung erfährt dieser Zustand durch das Dazu
treten des Handels, der nicht nur die grundsätzlich gleiche privatwirt
schaftliche Tendenz hat wde die Produktion, sondern auch obendrein noch
die Möglichkeit besitzt, das Publikum bei seiner Propaganda und beim
unmittelbaren Verkehr zu beeinflussen.
Diese wirtschaftlich begründete Cbermacht der Produzenten und des
Handels gegenüber dem Verbraucher ist eines der stärksten Hindernisse,
die wir bei unserem Kampfe für Zweckmäßigkeit und einwandfreie
Qualität auf dem Gebiete der Massengebrauchsgegenstände zu überwhiden
haben. Es ist zweifellos .schon an sich nicht leicht, beim Publikum selbst
die alten überlebten Traditionen, Geschmacksverbildungen und die
Nachahmung falscher gesellschaftlicher Vorbilder auszurotten. A'ollends
erschwert wird diese .Aufgabe aber durch den UmstaTid, daß gerade die
Gebrauchsgegenstände, die wir dem Publikum anstatt der bisher ver
wendeten anempfehlen wollen, gegenüber dem Massenschund noch immer
viel zu teuer sind, weil weite Kreise der Produzenten sich gegen die Auf
nahme der massenhaften Erzeugmig und noch weitere Kreise der Händler
sich gegen den Vertrieb sträuben. Und zur Begründung ihres Widerstands
berufen sie sich mit Vorliebe auf den Geschmack und die Forderungen
des Publikums.
So ist ein tragikomisches Spiel entstanden, bei welchem sich die Konsu
menten auf die Erzeuger und Händler und diese wieder auf das Publikum
berufen. Diesen Ring zu durcbbrechen, ist sicher eine schwere Aufgabe,
mid sie kann nur gelöst werden, wenn sie von beiden Seiten ber in Angriff
genommen wird. Es handelt sich emerseits darum, die Massenorzeugung
von guten, das heißt also zweckmäßigen und hi bezug auf Form und
Material einwandfreien Gebrauchsgegenständen bei den Erzeugern zu
fördern. Hier ist allerdings mit der Hervorbringung von entsprechenden