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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 4)

eine feste, auch vom Auslande gewürdigte Stellung erobert, die zu kräftigen und 
auszugestalten in der PHicht aller betheiligten Factoren liegt. 
In einer Zeit, in welcher der Einfluss der Wissenschaft und Kunst fast in jedem 
Handwerke und auf allen Gebieten der Grossindustrie eine stets wachsende 
Bedeutung erlangt, in einer Zeit, in welcher die Verhältnisse nicht bloss für den 
selbständigen Unternehmer eine höhere geistige Reife, Organisationstalent, Thatkraft 
und weiten Blick für die technische, commercielle und künstlerische Seite seines 
Berufes bedingen, sondern auch an den Lohnarbeiter immer grössere Anforderungen 
in Bezug auf Kenntnisse, Umsicht und Geschicklichkeit stellen, ist die erhöhte Pflege 
des gewerblichen Unterrichtes auf allen Stufen, seine Vertiefung und Verbreiterung 
zur unabweislichen Nothwendigkeit geworden; angesichts dieser Sachlage hat die 
Unterrichtsverwaltung nicht gezögert, was an ihr lag, zu thun, um den erhöhten 
Forderungen der Zeit zu entsprechen und hinter den gleichen Bestrebungen anderer 
Staaten nicht zurückzubleiben. 
Mit reger Pflichttreue und besonderer I-Iingebung waren die Lehrkörper aller 
gewerblichen Unterrichtsanstalten bestrebt, unseren Absichten gerecht zu werden, 
mit grosser Sachkenntnis und lobenswertem Eifer wurde von den leitenden und 
lehrenden Organen dieser Bildungsstätten getrachtet, die ihnen gestellten, nicht 
immer leicht zu bewältigenden Aufgaben zu erfüllen, so dass der erwartete Erfolg 
nicht ausgeblieben sein dürfte. 
Darüber ein sicheres Urtheil zu gewinnen, dazu wird diese Ausstellung dienen. 
Die Ausstellung, welche seit dem Jahre 1889 die erste ist, soll die Aufgabe des 
gewerblichen Elementarunterrichtes veranschaulichen, indem sie die Schülerarbeiten 
von mehr als 80 Anstalten vereinigt. Diese Anstalten sind über das ganze Reich 
verstreut, jede von ihnen localen Bedürfnissen angepasst und innerhalb gewisser 
einheitlicher Grundzüge der Organisation darnach eingerichtet. 
Indem es aber dabei ihre Aufgabe ist, den nationalen oder auch localen 
Charakter des Gewerbes und der Kunstübung ihrer Umgebung zu erkennen, zu 
wahren und zu pflegen, ererbte Fertigkeiten und Übungen zu nützen und fortzubilden, 
darf keine den grossen Strömungen, welche heute die Industrie und das kunstgewerb- 
liche Leben auszeichnen, und dem gesunden Zuge der Zeit, echt einfach und zweck- 
massig zu arbeiten, verschlossen bleiben. 
In der harmonischen Verbindung dieser verschiedenen Richtungen und Ziele 
liegt die Schwierigkeit, die wir zu bewältigen haben. Inwieweit dies gelungen und 
die durch gemeinsames Streben erreichten Erfolge anerkannt zu werden verdienen, 
das zu prüfen ist Zweck dieser öffentlichen Ausstellung. Diese Prüfung wird hiemit 
nicht bloss den hier so zahlreich versammelten Fachleuten übertragen, sondern 
'auch dem weiten Kreise der kunstsinnigen Bevölkerung anheimgegeben, 
welcher das Recht, in Sachen der grossen oder kleinen Kunst ihr 
Gefallen oder Missfallen zu äussern, nicht versagt werden darf. 
Die Ausstellung, so hoffe ich, wird aber auch noch nach der Richtung förderlich 
sein, das die ausstellenden Schulen durch eine vergleichende Betrachtung ihrer 
Leistungen sich angeregt fühlen werden, strenge Selbstkritik zu üben und in einen 
gegenseitig befruchtenden Gedankenaustausch zu treten. 
Indem ich mich somit überzeugt halte, dass die mühsame Ausstellungsarbeit 
nicht umsonst gethan sein werde und dass unsere Schulen auf Anerkennung ihrer 
Verdienste zählen können, fühle ich mich angenehm verpflichtet, allen Verwaltungs- 
und Inspectionsorganen, sowie dem gesammten Lehrpersonale der gewerblichen 
Unterrichtsanstalten für ihre bisherigen Bemühungen meine volle Anerkennung 
auszusprechen, wobei ich der Erwartung Ausdruck gebe, dass alle Betheiligten auch 
in Zukunft bestrebt sein werden, im Interesse des heimischen Gewerbes und der 
Industrie in der bisher bewährten Weise zu wirken.
	        
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