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lmmaculata und Transfigu-
ration - Bemerkungen zum
Hochaltar der Salzburger
Kollegienkirche
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lmmaculata und Transfigu-
ration - Bemerkungen zum
Hochaltar der Salzburger
Kollegienkirche
i-Wegen Außzierung und Verferttigung der Stucka-
torarbeith in dem Hochaltar in der neuen Collegi-
Khllrchenh- in Salzburg wurde am 26. Oktober
1706 zwischen Hofbauverwaller Johann Mätscher
und Baugegenschreiber Rupert Fetzer namens
der hochfürstlich-salzburgischen Hofbaumeiste-
rei und hin Gegenwarth lhro Gnaden Herrn Rey-
mundt Antoni Menradt Freyherrn von Flehlingen,
dann Herrn Johann Bernhard Fischer, khayserli-
chem Ingenieur wie auch Oberinspector aller
khayserlichen Gebeyenu einerseits und den bei-
den wunderschribenen Stuckatoren-t Diego Fran-
cesco Carlone und Paolo d'Aglio andererseits ein
Vertrag in zwei gleichlautenden Exemplaren abge-
schlossen? Mit diesem Kontrakt werbietten und
verobligieren sich bedeite Stuckatori, den Hochal-
tar . .. von ihrer Arbeith durchauß mit Gewilckh,
Khindln und Engeln nach des Herrn Fischers Rüß
und Angeben, insonderheit aber die Bildtnüß der
Unbefleckhten Empfängnüß Muetter Gottes Ma-
riae sambt der Weldtkhugl und selbige haltende
Engeln. wohl erhebt, ihrer Khunst nach aufs Beste
zuverferttigenu und erhalten dafür waintausent
Gulden nach Proportion der von Zeit zu Zeit hieran
gemachten Arbeithatt.
Betritt man durch das Hauptportal den Innenraum
der Kollegienkirche, mit der Fischer "die Zone des
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Geheimnisvoll-Klaren berührt und seln eigenstes
Wort ausgesprochen hat-t (Hans Sedlmayr)", so er-
scheint am Ende des schmalen. aber ungewöhn-
lich hohen Langschiffes, iidas wie eine Schlucht
den Zentralbau durchschneidetsu, der großartig-
eindrucksvolle Hochaltar mlt der zentralen Dar-
stellung der Patronin der Universitätskirche. Kei-
neswegs ein Retabel im herkömmlichen Sinn -
auf der freistehenden Mensa stand ursprünglich
nur ein monumentales Tabernakels -, überzieht,
eingerahmt von den beiden i-herkulischenu Säulen
des Triumphes', genau nach den Vereinbarungen
des zitierten Kontrakts die Stuckdekoration in gro
Ber Klarheit und Würde die ganze hohe Wand des
Chorschlussesa. Felicitas Hagen-Dempf hat in
dieser "riesigen Stuckgloriole, die durch die Fen-
ster von Licht überflutet wird, . .. einen eigenarti-
gen Kontrast zu der sonst so ruhig klaren Archi-
tekturgu gesehen (die Charakterisierung von Wand
und Raum ist durch Hagen-Dempf zwareinfühlend
formuliert, aber durch den Verzicht auf eine Be
rücksichtigung der ursprünglich geplanten Fart}
gebung. Oberflächenbehandlung. Ausstattung
und Einrichtung") wohl weitgehend beeinträchtigt
worden). Hagen-Dempf hat jedoch ganz richtig ge
sehen, daß sich "die Apsiswand wie ins Unendli-
che, ins Überirdische zu öffnen schelntW. Da der
unterste Teil des Fensters - direkt hin
lmmaculata-Statue - bereits in der Mil
18. Jahrhunderts wegen einer außen llei
Dachkonstruktion vermauert worden wa
dieser Eindruck ursprünglich noch viel ein
cher gewesen sein.
Maria, "den Mond unter ihren FüBen und au
Haupt einen Kranz mit zwölf Sternentt, i
hier tatsächlich "mit der Sonne umkleidet-t
(Apk. 12,1). Von der Skulptur Carlones gel
jene im Hohelied besungene "makellose
heit der ,Sponsa'tt aus, die in christlicher D
stets als Gleichnis für die Unbefleckt Empf:
genommen wurde: vTota pulchra es, amic
et macula non est in teu (Cant. 4,7). Die Lel
der Unbefleckten Empfängnis Mariens gil
der Definitionsbulle Pius' IX. vom 8. De.
1854; auf Grund dieses Dogmas ist es "v:
geoffenbartu, daß die Mutter Gottes wunb
empfangenz, das heißt bereits "im ersten
blick ihrer Empfängnis durch besondere Gr
von allem Makel der Erbsünde bewahrt" blie
katholische Kirche verehrte die lmmaculati
Beiname Mariens aus himmaculata concei:
Unbefleckte Empfängnis - jedoch schon
ren Anfängen an; besonders nach dem Kor
Nicäa 325 wurde die absolute Jungfräul
aurg, Kollegienkirche,
uallar; Detail aus dem
erstich des Ulrich
s nach Fr. Aemilian
ch (vgl. Anm. 6)
aurg, Kollegienklrche,
waltar; Detail mit der
aculata-Statue des
o Francesco Carlone
110611701 (vgl.
. 10)
urigen 1-27 (Anm. 12-27 s.S.17l
ch diese Stelle einer leitgenössisehen Urkunde beweist, be-
3er Name eKollegienkirche-r für die Kirche der Salzburger
iität schon von Anfang an und ist auch dem Volksmund ge-
iein Exemplar der Verträge verwahrt im Landesarchlv Salz-
ifer: Alle Bauakten, Abteilung C IV. Faszikel 6.-Die Verträge
se veröffentlicht in. ÖKT. 9, 1912 i: Die kirchlichen Denk-
er Stadt Salzburg), s. 23712311.
Im. 2.
ledlmayr, Johann Bernhard Fischer von Erlach. Wien 1956.
(W976, S. 107).
is Hagen-Dempf, nie Kollegienkirche zu Salzburg, Witin
i. 15.
Abbildung 1 dieser Arbeit r Detail aus "Prospekte und
-il! der Koliegiankirchiv. um 1707, von Johann Ulrich Kraus
Zeichnungen des Mondsaer Benadikllnerbruders Aemlllan
aufgestochene Radierung. Geserntrneß (Fienenrend)
5 mm; dazu Franz Fuhrmann. Salzburg ln alten Ansichten-
idt, Salzburg 1963, Kat. Nr. 44 auf S. 307-308 und Tafel 27.-
n Tabernakel selbst gibt es eine eigenhändige Skizze Fi-
in der Unlvsrsltätsblbllothek Agrarn (Abbbel Sedlmayr, wie
, Taf.129).- Dar ursprüngliche Tebarnakel wurde IlOCh Im
'l Viertel des 1B. Jahrhunderts durch den haute angnbrach-
inteiligsn i-Hochelteru ersetzt.
)eiden monumentalen Säulen 7 als Säulen des Triumphes.
rkules oder des Salomaniscrien Tempels, ein i-Linblingsmo-
chsrstSedlrneyn-tragen nicht den Gurtbogen, dararsthin-
en. in der Ebene des hinter den Säulen liegenden Filasters
lossaien Lenghausordnung. ensetzt; sle stellen also selb-
;e Beukorperdar, die nicht die Wand, sdndern -eis eHochaI-
en- - den Raum gliedern.
ilreictien ünermeiungen und Ubsrlunchungen der studkde-
in, zuletzt die der mehr als problematischen -Restaurie-
des lnnenraumes von 1946148, wie auch eine beträchtliche
Jbung sieiien heute eine entscheidende Beeinträchtigung
international wichtigen Kunstvrerks der.
-Dempl wie Anm. 5. hier S. I5.
ibgesehen von den nicht ausgeführten Deckenfresken wer
sprüngliche Farbigkeit gewil! nicht in einem eklassllisti-
- reinen Weiß vorgesehen. sondern hätte wohl dem Farb-
ing der nniperisien. Innenräume des beginnenden 1a.
rndens mit Weiß-Rot-Gnld entsprochen. In bezug auf die
ächenbehandlung müssen sicher wesentliche Teile der ligu-
ätuckdekoration Carfones poliert gewesen sein. hre -que-
llimeterweise- einwandfreie Konservierung wäre ein wichti-
isideret (analog dazu ist anzunehmen, daß fur wesentliche
1er Wandgliederung eine Ausführung in Stuccolustro ge-
gewesen ist). i-Die Altäre der vier Ovalkepellen. erst um
l725 entstanden. sind so wenig von Fischer wie die beiden
t Altäre in den Ouerarmen, hir deren Altarblätter Rnttmayr
i722 bezahlt worden ist. Die Kanzel, nach Huuner, erst von
(Ssdlmayr wie Anm. 4. s. 181) - Diu Unvollendotheit des In-
imes der Kollegienkirche hängt gewiB mit dem 1709 erfolg-
d ErzhischnfsThun und mit der nilldebrnndi-Esvorlugungn
seinen Nachfolger Hsrrsch zusammen.
sDempf wie Anm. 5. hier s. 15.
die allseitige Reinheit und Makellosigkeit der Mut-
ter Gottes gepriesenß. Aus der umfangreichen
weiteren Geschichte des Für(und auch des Wider)
über die Lehre der Unbefleckten Empfängnis" ist
in diesem Zusammenhang das späte 17. Jahrhun-
dert wichtig: Nachdem 1476 Sixtus lV. die erste of-
fizielle Anerkennung erlassen hatte, indem er
Festmesse und Offizium guthieß, erklärte die Bul-
le Alexanders Vll. vom B. Dezember 1661 die Unbe-
fleckte Empfängnis mit fast denselben Worten,
die auch die Definitionsbulle von 1854 gebrauch-
tel5. (Daß der Chigi-Papst, dessen persönliche
Frommigkeitls wie umfassende Geistigkeit genü-
gend bekannt sind, auch der Auftraggeber von
Berninis grandiosem Spatwerk des Cattedra-Petri-
Altares war, sei einstweilen hier nur angemerkt.)
An vielen Universitäten war es in Nachfolge eines
Beschlusses der Sorbonne von 1497" zur Vor-
schrift geworden, bei der Promotion zum Doktor
der Theologie verbindlich zu beeiden, die Lehre
von der Unbefleckten Empfängnis Mariens zu je-
der Zeit und bei jeder Gelegenheit zu verteidigen.
"Johann Ernst (Graf Thun-Hohenstein und 1687
bis 1709 Erzbischof von Salzburg), der ein eifriger
Verehrer der Mutter Jesu war, faßte ebensfalls
den Entschluß, diesen Eidlß öffentlich und feyer-
lich abzulegenW-r; zusammen mit den Professoren
der Salzburger Universität und den Vertretern des
Stadtmagistrates geschah dies im Dom am 8. De-
zember 1697?" - "es war eben der zweite Advent-
sonntagri - während des Hochamtes nach dem
Credo unter dem gleichzeitigen Beschluß, edie al-
lerseligste Jungfrau und Mutter Gottes Maria un-
ter dem Tltel der Unbefleckten Empfängnis zur be-
sonderen Schutzfrau des Erzstiftas zu erkiesenäbr.
Am 12. März 1696 war mit der Grabung für die
Grundmauern der wneuen Collegi-Khirchenw be-
gonnen, am folgenden 6. Mai durch den Abt von
St. Peter feierlich der Grundstein gelegt worden;
dies alles zu einer Zeit also, in der wdie Theologie
an der Salzburger Universität in der Lehre von der
Unbefleckten Empfängnis auf der Höhe des Glau-
bens und der Wissenschaft standü-r.
Hier ist nicht von den für den Barock ganz unge-
wöhnlichen Proportionen des majestätischen In-
nenraumes der Kolleglenklrche zu sprechen, auch
nicht vom "Klassischen auf der Stufe des
Barock"; dies alles ist von Sedlmayr differenziert
und brillant erarbeitet und vorgetragen wordenza.
Hier ist auch nicht Platz, um ausführlich auf den
i-Stlln der figuralen Stuckplastik des Diego Fran-
cesco Garlone einzugehen, was zu einem späteren
Zeitpunkt geschehen wird". Hier soll eine Beant-
wortung der Frage versucht werden, was denn für
Fischer der Grund gewesen sein mochte, die zen-
trale lmmaculata-Statue mitten in das Licht vor
das sie weit überhöhende, nach Süden gelegene
Mittelfenster zu stellen. Denn dieses (auch heute
noch trotz des teilweise vermauerten Fensters
und besonders an Sommertagen um die Mittags-
zeit auffällige) Herelnbrechen des Lichts und des-
sen Anteil am ßAltar-Bildu kann doch gewiß nicht
"einfach nur sou beabsichtigt worden sein. Dies
um so mehr, als wir wissen, daß - wie etwa im
profanen Bereich der höchst persönlichen "Park-
tore25ii - Fischers erste Erfindungen immer Per-
spektivskizzen mit sensibler "Auskostungu der
Lichtwlrkung und nicht routinemäßige Ausfüh-
rungszeichnungen in Grund- und Aufriß warenzß.
Abgesehen davon, claß der Freifigurenaltar wohl
nicht römischer, sondern oberitalienischer Her-
kunft ist", wäre zum einen zu fragen, inwieweit
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