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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 164)

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lmmaculata und Transfigu- 
ration - Bemerkungen zum 
Hochaltar der Salzburger 
Kollegienkirche 
......_ "-5..." 
lmmaculata und Transfigu- 
ration - Bemerkungen zum 
Hochaltar der Salzburger 
Kollegienkirche 
i-Wegen Außzierung und Verferttigung der Stucka- 
torarbeith in dem Hochaltar in der neuen Collegi- 
Khllrchenh- in Salzburg wurde am 26. Oktober 
1706 zwischen Hofbauverwaller Johann Mätscher 
und Baugegenschreiber Rupert Fetzer namens 
der hochfürstlich-salzburgischen Hofbaumeiste- 
rei und hin Gegenwarth lhro Gnaden Herrn Rey- 
mundt Antoni Menradt Freyherrn von Flehlingen, 
dann Herrn Johann Bernhard Fischer, khayserli- 
chem Ingenieur wie auch Oberinspector aller 
khayserlichen Gebeyenu einerseits und den bei- 
den wunderschribenen Stuckatoren-t Diego Fran- 
cesco Carlone und Paolo d'Aglio andererseits ein 
Vertrag in zwei gleichlautenden Exemplaren abge- 
schlossen? Mit diesem Kontrakt werbietten und 
verobligieren sich bedeite Stuckatori, den Hochal- 
tar . .. von ihrer Arbeith durchauß mit Gewilckh, 
Khindln und Engeln nach des Herrn Fischers Rüß 
und Angeben, insonderheit aber die Bildtnüß der 
Unbefleckhten Empfängnüß Muetter Gottes Ma- 
riae sambt der Weldtkhugl und selbige haltende 
Engeln. wohl erhebt, ihrer Khunst nach aufs Beste 
zuverferttigenu und erhalten dafür waintausent 
Gulden nach Proportion der von Zeit zu Zeit hieran 
gemachten Arbeithatt. 
Betritt man durch das Hauptportal den Innenraum 
der Kollegienkirche, mit der Fischer "die Zone des 
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Geheimnisvoll-Klaren berührt und seln eigenstes 
Wort ausgesprochen hat-t (Hans Sedlmayr)", so er- 
scheint am Ende des schmalen. aber ungewöhn- 
lich hohen Langschiffes, iidas wie eine Schlucht 
den Zentralbau durchschneidetsu, der großartig- 
eindrucksvolle Hochaltar mlt der zentralen Dar- 
stellung der Patronin der Universitätskirche. Kei- 
neswegs ein Retabel im herkömmlichen Sinn - 
auf der freistehenden Mensa stand ursprünglich 
nur ein monumentales Tabernakels -, überzieht, 
eingerahmt von den beiden i-herkulischenu Säulen 
des Triumphes', genau nach den Vereinbarungen 
des zitierten Kontrakts die Stuckdekoration in gro 
Ber Klarheit und Würde die ganze hohe Wand des 
Chorschlussesa. Felicitas Hagen-Dempf hat in 
dieser "riesigen Stuckgloriole, die durch die Fen- 
ster von Licht überflutet wird, . .. einen eigenarti- 
gen Kontrast zu der sonst so ruhig klaren Archi- 
tekturgu gesehen (die Charakterisierung von Wand 
und Raum ist durch Hagen-Dempf zwareinfühlend 
formuliert, aber durch den Verzicht auf eine Be 
rücksichtigung der ursprünglich geplanten Fart} 
gebung. Oberflächenbehandlung. Ausstattung 
und Einrichtung") wohl weitgehend beeinträchtigt 
worden). Hagen-Dempf hat jedoch ganz richtig ge 
sehen, daß sich "die Apsiswand wie ins Unendli- 
che, ins Überirdische zu öffnen schelntW. Da der 
unterste Teil des Fensters - direkt hin 
lmmaculata-Statue - bereits in der Mil 
18. Jahrhunderts wegen einer außen llei 
Dachkonstruktion vermauert worden wa 
dieser Eindruck ursprünglich noch viel ein 
cher gewesen sein. 
Maria, "den Mond unter ihren FüBen und au 
Haupt einen Kranz mit zwölf Sternentt, i 
hier tatsächlich "mit der Sonne umkleidet-t 
(Apk. 12,1). Von der Skulptur Carlones gel 
jene im Hohelied besungene "makellose 
heit der ,Sponsa'tt aus, die in christlicher D 
stets als Gleichnis für die Unbefleckt Empf: 
genommen wurde: vTota pulchra es, amic 
et macula non est in teu (Cant. 4,7). Die Lel 
der Unbefleckten Empfängnis Mariens gil 
der Definitionsbulle Pius' IX. vom 8. De. 
1854; auf Grund dieses Dogmas ist es "v: 
geoffenbartu, daß die Mutter Gottes wunb 
empfangenz, das heißt bereits "im ersten 
blick ihrer Empfängnis durch besondere Gr 
von allem Makel der Erbsünde bewahrt" blie 
katholische Kirche verehrte die lmmaculati 
Beiname Mariens aus himmaculata concei: 
Unbefleckte Empfängnis - jedoch schon 
ren Anfängen an; besonders nach dem Kor 
Nicäa 325 wurde die absolute Jungfräul
	            		
aurg, Kollegienkirche, uallar; Detail aus dem erstich des Ulrich s nach Fr. Aemilian ch (vgl. Anm. 6) aurg, Kollegienklrche, waltar; Detail mit der aculata-Statue des o Francesco Carlone 110611701 (vgl. . 10) urigen 1-27 (Anm. 12-27 s.S.17l ch diese Stelle einer leitgenössisehen Urkunde beweist, be- 3er Name eKollegienkirche-r für die Kirche der Salzburger iität schon von Anfang an und ist auch dem Volksmund ge- iein Exemplar der Verträge verwahrt im Landesarchlv Salz- ifer: Alle Bauakten, Abteilung C IV. Faszikel 6.-Die Verträge se veröffentlicht in. ÖKT. 9, 1912 i: Die kirchlichen Denk- er Stadt Salzburg), s. 23712311. Im. 2. ledlmayr, Johann Bernhard Fischer von Erlach. Wien 1956. (W976, S. 107). is Hagen-Dempf, nie Kollegienkirche zu Salzburg, Witin i. 15. Abbildung 1 dieser Arbeit r Detail aus "Prospekte und -il! der Koliegiankirchiv. um 1707, von Johann Ulrich Kraus Zeichnungen des Mondsaer Benadikllnerbruders Aemlllan aufgestochene Radierung. Geserntrneß (Fienenrend) 5 mm; dazu Franz Fuhrmann. Salzburg ln alten Ansichten- idt, Salzburg 1963, Kat. Nr. 44 auf S. 307-308 und Tafel 27.- n Tabernakel selbst gibt es eine eigenhändige Skizze Fi- in der Unlvsrsltätsblbllothek Agrarn (Abbbel Sedlmayr, wie , Taf.129).- Dar ursprüngliche Tebarnakel wurde IlOCh Im 'l Viertel des 1B. Jahrhunderts durch den haute angnbrach- inteiligsn i-Hochelteru ersetzt. )eiden monumentalen Säulen 7 als Säulen des Triumphes. rkules oder des Salomaniscrien Tempels, ein i-Linblingsmo- chsrstSedlrneyn-tragen nicht den Gurtbogen, dararsthin- en. in der Ebene des hinter den Säulen liegenden Filasters lossaien Lenghausordnung. ensetzt; sle stellen also selb- ;e Beukorperdar, die nicht die Wand, sdndern -eis eHochaI- en- - den Raum gliedern. ilreictien ünermeiungen und Ubsrlunchungen der studkde- in, zuletzt die der mehr als problematischen -Restaurie- des lnnenraumes von 1946148, wie auch eine beträchtliche Jbung sieiien heute eine entscheidende Beeinträchtigung international wichtigen Kunstvrerks der. -Dempl wie Anm. 5. hier S. I5. ibgesehen von den nicht ausgeführten Deckenfresken wer sprüngliche Farbigkeit gewil! nicht in einem eklassllisti- - reinen Weiß vorgesehen. sondern hätte wohl dem Farb- ing der nniperisien. Innenräume des beginnenden 1a. rndens mit Weiß-Rot-Gnld entsprochen. In bezug auf die ächenbehandlung müssen sicher wesentliche Teile der ligu- ätuckdekoration Carfones poliert gewesen sein. hre -que- llimeterweise- einwandfreie Konservierung wäre ein wichti- isideret (analog dazu ist anzunehmen, daß fur wesentliche 1er Wandgliederung eine Ausführung in Stuccolustro ge- gewesen ist). i-Die Altäre der vier Ovalkepellen. erst um l725 entstanden. sind so wenig von Fischer wie die beiden t Altäre in den Ouerarmen, hir deren Altarblätter Rnttmayr i722 bezahlt worden ist. Die Kanzel, nach Huuner, erst von (Ssdlmayr wie Anm. 4. s. 181) - Diu Unvollendotheit des In- imes der Kollegienkirche hängt gewiB mit dem 1709 erfolg- d ErzhischnfsThun und mit der nilldebrnndi-Esvorlugungn seinen Nachfolger Hsrrsch zusammen. sDempf wie Anm. 5. hier s. 15. die allseitige Reinheit und Makellosigkeit der Mut- ter Gottes gepriesenß. Aus der umfangreichen weiteren Geschichte des Für(und auch des Wider) über die Lehre der Unbefleckten Empfängnis" ist in diesem Zusammenhang das späte 17. Jahrhun- dert wichtig: Nachdem 1476 Sixtus lV. die erste of- fizielle Anerkennung erlassen hatte, indem er Festmesse und Offizium guthieß, erklärte die Bul- le Alexanders Vll. vom B. Dezember 1661 die Unbe- fleckte Empfängnis mit fast denselben Worten, die auch die Definitionsbulle von 1854 gebrauch- tel5. (Daß der Chigi-Papst, dessen persönliche Frommigkeitls wie umfassende Geistigkeit genü- gend bekannt sind, auch der Auftraggeber von Berninis grandiosem Spatwerk des Cattedra-Petri- Altares war, sei einstweilen hier nur angemerkt.) An vielen Universitäten war es in Nachfolge eines Beschlusses der Sorbonne von 1497" zur Vor- schrift geworden, bei der Promotion zum Doktor der Theologie verbindlich zu beeiden, die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis Mariens zu je- der Zeit und bei jeder Gelegenheit zu verteidigen. "Johann Ernst (Graf Thun-Hohenstein und 1687 bis 1709 Erzbischof von Salzburg), der ein eifriger Verehrer der Mutter Jesu war, faßte ebensfalls den Entschluß, diesen Eidlß öffentlich und feyer- lich abzulegenW-r; zusammen mit den Professoren der Salzburger Universität und den Vertretern des Stadtmagistrates geschah dies im Dom am 8. De- zember 1697?" - "es war eben der zweite Advent- sonntagri - während des Hochamtes nach dem Credo unter dem gleichzeitigen Beschluß, edie al- lerseligste Jungfrau und Mutter Gottes Maria un- ter dem Tltel der Unbefleckten Empfängnis zur be- sonderen Schutzfrau des Erzstiftas zu erkiesenäbr. Am 12. März 1696 war mit der Grabung für die Grundmauern der wneuen Collegi-Khirchenw be- gonnen, am folgenden 6. Mai durch den Abt von St. Peter feierlich der Grundstein gelegt worden; dies alles zu einer Zeit also, in der wdie Theologie an der Salzburger Universität in der Lehre von der Unbefleckten Empfängnis auf der Höhe des Glau- bens und der Wissenschaft standü-r. Hier ist nicht von den für den Barock ganz unge- wöhnlichen Proportionen des majestätischen In- nenraumes der Kolleglenklrche zu sprechen, auch nicht vom "Klassischen auf der Stufe des Barock"; dies alles ist von Sedlmayr differenziert und brillant erarbeitet und vorgetragen wordenza. Hier ist auch nicht Platz, um ausführlich auf den i-Stlln der figuralen Stuckplastik des Diego Fran- cesco Garlone einzugehen, was zu einem späteren Zeitpunkt geschehen wird". Hier soll eine Beant- wortung der Frage versucht werden, was denn für Fischer der Grund gewesen sein mochte, die zen- trale lmmaculata-Statue mitten in das Licht vor das sie weit überhöhende, nach Süden gelegene Mittelfenster zu stellen. Denn dieses (auch heute noch trotz des teilweise vermauerten Fensters und besonders an Sommertagen um die Mittags- zeit auffällige) Herelnbrechen des Lichts und des- sen Anteil am ßAltar-Bildu kann doch gewiß nicht "einfach nur sou beabsichtigt worden sein. Dies um so mehr, als wir wissen, daß - wie etwa im profanen Bereich der höchst persönlichen "Park- tore25ii - Fischers erste Erfindungen immer Per- spektivskizzen mit sensibler "Auskostungu der Lichtwlrkung und nicht routinemäßige Ausfüh- rungszeichnungen in Grund- und Aufriß warenzß. Abgesehen davon, claß der Freifigurenaltar wohl nicht römischer, sondern oberitalienischer Her- kunft ist", wäre zum einen zu fragen, inwieweit 15
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