Von „Ji Patron", der die Lorgnetten-
uhr (Abb. 46, Länge 15 Zentimeter) gezeich-
net hat und in der zweiten Hälfte des
XVIII. Jahrhunderts zu Genf lebte, sind
nach Britten und Moore noch weitere
Arbeiten erhalten. Die Uhr, die darüber-
stehende Leier, auf welcher über einem
von Sonnenstrahlen eingerahmten Kopfe
der ovale Lorgnettenbehälter aufsitzt, sind
ganz aus verschiedenfarbigem Gold „en
quatre couleurs" auf das sorgfältigste in
Louis XVL-Formen ziseliert, nämlich in
Blütenranken und einem Stilleben aus
Vase, Thyrsosstab und flatternden Bändern.
Einzelne Details sind durch diskrete Email-
lierung in transluziden Schmelzfarben
Abh- 66. In Gold gefaßlß Fßrmuhr als Dm gehoben. Die Rückseite der Uhr zeigt in
(Sammlung der Frau Dr. Gustav Bloch,Wien) Maleremail eine antike opferszene.
An der Chatelaine, einer Gliederkette (Abb. 47), welche die Damen
des XVIII. Jahrhunderts am Gürtel trugen," hängt außer einem ovalen
Goldmedaillon und dem mit zwei architektonischen Veduten gravierten
goldenen Uhrschlüssel auch eine Formuhr in Gestalt einer Muschel, in
der Hauptsache von blauem transluziden Email und roten Feldern bedeckt;
oben, wo sich das Scharnier öffnet, zeigt sich ein graviertes sternförmiges
Muster mit bunt emaillierten Feldern in Grün, Weiß und Schwarz. Das
Werk ist signiert: „Louis Ellionedy a Vienne". Wir gehen wohl nicht
fehl, wenn wir auch für das Gehäuse Wiener Ursprung annehmen.
Das Stiefmütterchen (Abb. 48, Durchmesser 3'6 Zentimeter), jene
dekorative Blüte mit ihren zarten sametigen Farben-
tönen, war eine glückliche Wahl für eine Formuhr,
wie dieselben überhaupt gerne ihre Vorbilder dem
Reiche der Blumen und Früchte entnahmen. Die
goldene Fläche des Gehäuses, das im Innern ein
unbezeichnetes Werk birgt, ist in naturalistischer
Weise mit Maleremail in Lila, Gelb, Rot, Blau und
Grün sehr geschickt bedeckt.
Einer Blüte mit Zweig und Staubfäden ist die
folgende Uhr nachgebildet (Abb. 49, Länge 4 Zenti-
meterj. Ein zartes, transluzides Rot sitzt auf dem Gold-
d Die An des Tragens illustriert sehr hübsch ein koloriener Stich aus
dem "Magasin des Modes nouvelles francaises et anglaises" Nr. 8, 1787 (ab-
gebildet Norbert Stern, "Mode und Kultur", rgr5, II, Tafel 33); die dargestellte
Dame trägt außer der Chatelaine und der Uhr noch eine zweite mit fausse- Abb. 67. Goldene Formular als
montre und Berloeken. Man vergleiche auch die in „Les Ans", r9o5, Nr. 45, Laterne (Sammlung der Frau
Seite r5, abgebildeten Chatelaines. Dr. Gustav Bloch, Wien)