Abb. xa. Pokal von Franz Gundzlach, Cassel, um 1700
(Sammlung Mühsam, Berlin)
Die Sammlung Mühsam (Ber-
lin) ist vor kurzem um den in Abb.
1 a bis c wiedergegebenen, höchst
merkwürdigen Pokal bereichert
worden. Seiner Form, seinem
Schnittdekor und den typischen
Krankheitserscheinungen nach wur-
de er vom Besitzer natürlich als
brandenburgisch, und zwar als eine
sichere Arbeit Gottfried Spillers
angesprochen. Da entdeckte ich
auf einer Profilleiste des Schaftes
die mit dem Diamant eingeritzte
Bezeichnung: Gondelach a Cassell.
Dieser Gondelach oder -_ wie er
gewöhnlich geschrieben wird -
Gundelach ist uns nun zwar dem
Namen nach kein Unbekannter
mehr, daß er aber ein ganz hervor-
ragender Meister in seiner Kunst
gewesen ist, das war die große
Überraschung, die der Pokal be-
reitete.
Franz Gundelach entstammte,
wie sein berühmterer Berufsge-
nosse Johann Kunckel auch, einer
uralten hessischen Glasmacher-
familie. Bei der ersten namentlichen
Erwähnung hessischer Glasmacher
im Jahre 1537 spielen zwei Gunde-
lachs bereits eine führende Rolle als
Bevollmächtigte des Glaserbundes
mit dem Sitze in Groß-Almerode.
Zwei andere Mitglieder der Familie
waren 155g „Bundesmeister und
Schöffenglaser" zu Almerode und
weitere Gundelachs sind dann auf
vielen hessischen Hütten bis ins
XIX. Jahrhundert hinein nachzu-
weisen. Aber der gerade den Glasarbeitern eigene Wandertrieb hat auch
eine große Zahl von Mitgliedern der Familie in die Fremde geführt, so
nach Lüttich, nach Dessau und besonders nach der Mark Brandenburg,
wo sie in Potsdam, Grimnitz, Neustadt an der Dosse und Zerpenschleuse
tätig gewesen sind. Durchweg treten sie uns als Hüttenbesitzer, Glasmeister