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Jahrhunderts vorzugsweise Kristall- und Kristallinglas herstellte. Von 1723
an war wieder ein Franz Gundlach, der Sohn des johann Heinrich Gundlach,
Pächter der Hütte, die in dieser Zeit zwar noch auf Anfertigung von
Kristallglas eingerichtet war, solches aber nur auf Bestellung bereitete.
Franz Gundlach starb 1726; möglicherweise also könnte er noch als Her-
steller der drei Hermenpokale in Betracht kommen, wahrscheinlich aber
war es ein anderer, etwas jüngerer Glasschneider, der bei dem älteren Franz
Gundelach in Cassel seine technische Ausbildung genossen hat. Der Annahme,
daß das Glas selbst ein Produkt der Altmündener Hütte ist, steht nichts
im Wege; Potsdamer Exportware ist es keinesfalls.
NEUERWERBUNGEN UND LEIHGABEN IN
DER OSTERREICHISCHEN STAATSGALERIESP
VON LUDWIG VON BALDASS-WIEN St.
Wiener Staatsgalerie im unteren Belvedere, die
seit Mitte Oktober geschlossen waren, wieder dem
Publikum eröffnet. Durch geschickte Einbauten, die
den zur Verfügung stehenden Raum bis zum letzten
lichtbeschienenen Plätzchen ausnützen, wurde es
möglich, das Wichtigste des alten Bestandes, die
Erwerbungen, die dem neuen Direktor Franz
Martin Haberditzl seit seinem Amtsantritt im April
1915 gelungen sind, und schließlich verschiedene
Leihgaben unterzubringen. Unter den letzteren ist an erster Stelle zu nennen
eine Reihe von 30 Bildern, die mit Genehmigung weiland Kaiser Franz
Josephs I. aus der zurzeit wegen Umstellung unzugänglichen modernen
Abteilung der kaiserlichen Gemäldegalerie im Hofmuseum zur Aufstellung der
Staatsgalerie überlassen wurde und die sich ganz wundervoll den staatlichen
Beständen einreiht, so daß nun in den prunkvollen Räumen des unteren
Belvedere ein reiches und geschlossenes Bild der österreichischen Kunst-
strömungen im XIX. Jahrhundert dem Besucher dargeboten wird.
Abgesehen von den slawischen Provinzen konzentriert sich die gesamte
österreichische Kunsttätigkeit des XIX. Jahrhunderts in Wien, so daß
eigentlich nicht von einer deutsch-österreichischen, sondern nur von einer
Wiener Schule gesprochen werden kann. Diese Wiener Schule bedeutet
einen zwar in sich geschlossenen, aber W wenigstens bis in dieAchtziger-
jahre -- integrierenden Bestandteil der deutschen Kunst überhaupt. Es ist
daher eine absolute Forderung, daß in der Wiener Staatsgalerie, ähnlich wie
Lichtwark es vorbildlich in der Hamburger Kunsthalle erreicht hat, neben
den exquisitesten Arbeiten der Wiener Künstler auch sämtliche für die
allgemeine Kunstentwicklung wichtigen deutschen Meister mit charakteri-
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