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KRIEGERGRAB UND KRIEGERDENKMAL. DIE
AUSSTELLUNG IM OSTERREICHISCHEN
MUSEUM 50' VON K. GIANNONI-WIEN 5h
IE Zahl der Todesopfer des ungeheuren Krieges hat die
Kriegerbestattung und Kriegerehrung zu einer
Angelegenheit gemacht, die fast jede Familie
persönlich berührt und die sachlich besondere
Maßnahmen erfordert. Was sonst Herzenssache
des einzelnen, wurde zu einer des ganzen Volkes,
zu einer Aufgabe der Organisation und der öffent-
lichen Kunstpflege.
Der letzte Anlaß zur Bereitung zahlreicher
Kriegerehrungen war der Krieg von x87o'7x. Es
herrscht heute Übereinstimmung darüber, daß ein
Großteil von ihnen uns als verfehlt, als versteinerte Theaterszenen oder öde
Denkmalindustrie-Schablonen anmuten. Wir haben seither keine Krieger-
denkmale geschaffen, es hat keine Umbildung dieser Gattung stattgefunden,
die im großen Publikum darum auch heute als Vorstellung vom Krieger-
denkmale nachwirkt. Zudem sind auch in den übrigen Denkmalschaffungen
in den letzten Jahrzehnten zu wenig große Schöpfungen in Stadt und Land
verwirklicht worden, als daß von ihnen aus richtunggebender Einßuß in der
Bevölkerung sich durchgesetzt oder unter allen, die zur Schaffung von
Denkmalen herangezogen werden, eine Klärung der Aufgabe durchgegriflen
hätte. Und so ist kaum viel Besseres zu erwarten, als was wir vor dem
Kriege hatten, wenn man überall eiligst darangeht, Friedhöfe nach gewohnter
Art zu gestalten und Denkmale zu setzen.
Dieser Gefahr entgegenzuwirken, betrachten darum Künstler und kunst-
fördernde Kreise als eine ebenso zeitgemäße wie wichtige kulturelle Aufgabe.
Es geschah dies zunächst durch Veröffentlichungen und Wettbewerbe, dann
durch Einsetzung staatlicher und privater Beratungsstellen für Krieger-
ehrungen, schließlich durch die Veranstaltung von Ausstellungen.
In ersterer Hinsicht ist Österreich vorangegangen. Das vom k. k.
Gewerbeförderungsamte nach Entwürfen der k. k. Kunstgewerbeschule in
Wien (herausgegebene, bekannte Werk „Soldatengräber und Kriegsdenk-
male" ist die erste größere Veröffentlichung über den Gegenstand über-
haupt. Es hat in künstlerischen Kreisen namentlich Deutschlands vielfach
richtunggebend gewirkt durch den einheitlichen Grundzug strenger, herber
Einfachheit als des gebotenen Ausdruckes für die schlichte Größe des
Soldatentodes, und wurde dort, wie die Ausstellung zeigte, auch im einzelnen
stark benutzt. Und der erste größere Wettbewerb zur Erlangung von
Entwürfen zu Kriegerdenkmalen war der vom k. k. Ministerium für Kultus
und Unterricht veranstaltete. Es liegt in der Natur der Sache, daß sich
daraus nicht grundsätzliche Richtlinien ergeben können, auch nicht aus