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RAPHAEL DONNERS ELEMOSYNARIUS-
KAPELLE IN PRESSBURG 50 VON A. R. FRANZ-
WIEN Sie
lE alte Krönungsstadt Preßburg, als Sitz des Primas
in den Jahren 1543 bis 1820 der kirchliche Mittel-
punkt Ungarns, verdankt ihre Bedeutung auf
künstlerischem Gebiete nicht zum mindesten der
Kunstliebe bedeutenderKirchenfürsten, unter denen
Primas Graf Emmerich Esterhazy, der von 1725
bis 1745 den erzbischöllichen Stuhl von Gran inne
hatte, wohl der bedeutendste ist. Geboren im Jahre
166 5, trat der aus der Czeszneker Linie der weitver-
zweigten Familie stammende Graf im Jahre 1700 in
den Orden der Paulanermönche zu Warndorf bei
Ödenburg ein. In rascher Folge erklomm er die Stufenleiter kirchlicher
Würden, wurde Professor der Theologie, Prior, Provinzial und schließlich
General seines Ordens. Schon im Jahre 1708 wurde er Bischof von Waizen,
im Oktober desselben Jahres Bischof von Agram, 1722 Bischof von Vesz-
prim, in den Jahren 1723 bis 1725 war er ungarischer Hofkanzler in Wien.
Nach dem Tode des Primas Herzog Christian August von Sachsen wurde
er dessen Nachfolger und blieb das kirchliche Oberhaupt Ungarns bis zu
seinem am 6. Dezember 1745 erfolgten Tode. Mit zahlreichen Bauten
schmückte er Preßburg, erweiterte unter anderm das Ursulinerinnenkloster
und die Primatialresidenz, baute den Sommerpalast (jetzt Universität) um,
ließ durch F. A. Pilgram die prächtige Elisabethinerinnenkirche erbauen.
Sein größtes Verdienst aber, das ihm einen bleibenden Platz nicht nur in der
Kunstgeschichte Ungarns sichert, ist die Berufung des größten Künstlers
seinerZeit, Raphael Donners, nach Preßburg, der hier ungefähr von 1728 bis
1739 (die genauen Daten seiner Ankunft in Preßburg und seiner definitiven
Übersiedlung nach Wien sind nicht bekannt) als fürstlicher Hofbildhauer
und „Baudirektorw wirkte. ' .
In Preßburg schuf Raphael Donner nicht nur im Auftrage seines Gönners
zahlreiche plastische Arbeiten für denselben, sondern hier entstanden auch
eineReihe seinerbedeutendsten, reifstenWerkefürandere Städte, unteranderm
der Brunnen für den Neuen Markt in Wien. Aber nicht'nur als Plastiker
wirkte Donner, auch als Architekt muß er, wie sein Titel „Baudirektor"
besagt, tätig gewesen sein. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß er
wohl auf die meisten zu seiner Zeit von Primas Esterhazy errichteten Bau-
werke wenigstens bestimmenden Einfluß genommen, wenn sie nicht direkt
nach seinen künstlerischen Entwürfen von anderen Baumeistern ausgeführt
wurden. Von einem Bauwerk wenigstens ist uns Donners Urheberschaft
nachgewiesen, von der Grabkapelle, welche sich Primas Esterhazy im
' Siehe J. E. Schlager, „Georg Raphael Donner", Wien x853, Seite x44, x50.
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