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Schönheit ziemlich nahekamen. Man
vergleiche nur die beiden Deckel-
terrinen der Sammlung Karl Mayer-
Wien, die eine mit dem rosa-gold-
gestreiften Grund und den bun-
ten Blütensträußen (Folnesics, „Die
Wiener Porzellansammlung Mayer"
Nr. 114, Tafel XXV) oder die andere
apfelgrüne Terrine mit radierten
Goldfeldern (ebenda, Nr. 115, Tafel
XXVI). Und mit jeder neuen Auf-
gabe in dieser neuen Art, die der
Fabrik gestellt wurde, wuchs das
Können. Besonders der tiefe königs-
_ V _ blaue prunkvoll leuchtende Grundfk
Abb..r. Untertasse aus einem Wiener Porzellanservice , _
in Sevresart (Herr Heinri:h Rothberger, Wien) der! daS gßldene fadlßfte „O11 de
perdrixWMuster so fein überspannt
und dessen Flächen von reichen goldenen Rocaillerahmen umgebene aus-
gesparte Felder mit mancherlei buntem Dekor unterbrechen, wurde immer
und immer wieder gewählt. Die nahen verwandtschaftlichen Beziehungen
der beiden Höfe von Paris und Wien mögen wohl auch dazu beigetragen
haben, daß gerade in der kaiserlichen Manufaktur diese Dekorationsweise
besonders bevorzugt erscheint, die sowohl für Geschenke an auswärtige
Herrscher als auch für den eigenen Gebrauch des Hofes in erster Linie
gewählt wurde. Natürlich ist nur ein relativ kleiner
Bruchteil der Prachtservice erhalten, welche
damals entstanden und als wertvolle Geschenke
in fremden Hauptstädten von der Leistungsfähig-
keit der Fabrik Zeugnis ablegen sollten; wie
Friedrich der Große haben auch Maria Theresia,
noch mehr ihr Sohn Joseph lI. sehr gerne für
befreundete Monarchen und verdiente Staats-
männer sowie Feldherren möglichst prunkreiche
Tafel- und Frühstückgeschirre in ihren eigenen
Porzellanfabriken bestellt. Aber trotz der Ver-
gänglichkeit des Materials hat es doch ein
freundliches Geschick zugelassen, daß wir die
aufschlußreichen archivalischen Nachrichten über
das systematische Einsetzen und Aufblühen des
Sevresstils in der Wiener Porzellanfabrik durch
"k Es ist zu bemerken, daß dieser blaue Grund mit Goldnetz in der
französischen Fabrik schon in der Zeiz von 1750 bis 1753 angewendet Abb L Milchkanne
wurde, als dieselbe noch nicht in Sevres, sondern in Vincennes war aus einem Wien" Pofzgllanggfvicg
(vgl. die Vase in der Sammlung des Königs von England, publiziert von in Sevresart (Herr Heinrich Roth-
Lakmg, Taf. 2). berg", wie")