Ferner schließen wir noch die Beschreibung der vier ovalen Körbe und
des Kännchens an.
Korb Nr. 1: In Wolken sitzender zeichnender Putto, dabei eine Rolle
mit Papier, eine Palette und ein Marmorkopf (also eine Allegorie der
Malerei).
Korb Nr. 2: In Wolken sitzender, die Flöte blasender Putto, dabei eine
i Rolle mit Notenpapier (Allegorie der Musik).
Korb Nr. 3: Ähnlich wie Nr. 1.
Korb Nr. 4: In Wolken liegender Putto, in der erhabenen Rechten einen
Lorbeerkranz haltend, dabei Meißel, Hammer und Skizzenbuch (Allegorie
der Bildhauerei).
Kännchen: Beiderseits etwas variierend je zwei Putten mit Rosen-
girlanden in Wolken.
In ähnlicher Weise erscheinen die Felder bei den einzelnen Tellern
geziert, die Putten sind begleitet von F üllhörnern, Lorbeerkränzen, Bogen,
Köchern mit Pfeilen, Fackeln, Blumenkränzen, Girlanden, Körben mit
Blumen, Früchten, musikalischen, astronomischen, mathematischen sowie
geographischen Instrumenten, dann mit bunten Tüchern und Tauben;
zweimal spielen die kleinen nackten Burschen auch mit Windrad, Federball,
Drache und halten Grabscheit sowie Sichel.
Auch hier sind die Vorbilder ohne weiteres sofort erkenntlich, sie
entstammen der in der Fabrik zu Sevres geübten Kunstweise und die
Darstellungen der französischen Porzellane finden wir in den Stichen mit
Putten nach Boucher und des von letzterem abhängigen Charles Eisen
wieder. Besonders die reizvollen Blätter nach Boucher-Putten in Wolken
zu zweit oder zu dritt enthalten dieselben Motive und Attribute und ein
Vergleich der drei hier abgebildeten Stiche (Abb. 8 bis I0) aus dieser Folge
Bouchers (nach den Originalen in der Bibliothek des k. k. Österreichischen
Museums) erweisen den deutlichen Zusammenhang. Aus einem anderen
Blatt," das drei Putten mit Pfeil und Bogen und. einen von zwei Pfeilen
durchbohrten Herzschild darstellt, ist - es sei dies wegen der Seltenheit
des Motivs angemerkt - auf einem der acht Suppenteller dieser durch-
schossene Herzschild übernommen. Und den kleinen Flötenbläser auf einem
der Teller (Abb. 7) finden wir in einem Boucher-Stich (Abb. 8, links) wieder.
Die beiden Wiener Maler haben nun ebenso wie ihre Genossen zu
Sevres diese Stiche in der Regel nicht direkt genau kopiert, sondern zumeist
einzelne Figuren und Gruppen oder Motive entnommen und variiert; das
beweist schon das Auftreten derselben Darstellung mit kleinen Abänderungen.
Neben den, wie urkundlich erwiesen, aus Frankreich bezogenen Stichen
haben in Wien aber sicherlich auch direkt Sevresporzellane vorgelegen.
Wenn wir die keramische Literatur über Sevres durchgehen, so finden wir
"' Abgebildet „Forrnenschatß, 1882, Nr. 16, vergleiche übrigens die andern Blätter nach Boucher, ebenda
Nr. 16, 48, 70, 15g und 188g, Nr. 192. Stiche von Eisen sind gleichfalls im „Formenscha " zu finden, und zwar:
1886. Nr. 93, 1896, Nr. 159.