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Stuckdecke der italienischen Kapelle in Prag
Klassizismus volles Genügen. Der Haupteindruck bleibt weiß, das eingefügte
Bild gehört zu den vornehmsten und kostbarsten Aufgaben der Malerei; Kreis-
formen und Ovale sind da typisch. Auch an solchen Beispielen ist Österreich
reich. Sie finden sich heute noch vorwiegend in den Kapellen, Palästen und
Klosterbauten, während das alte Bürgerhaus schon fast verschwunden ist, das
einst nicht minder eifrig den Stuckplafond pflegte. Der Bildhauer verdrängte
den Maler, der Stuckarbeiter den Tischler. Rankenwerk und Putti, phantasie-
volles Linienspiel nahmen von den Kehlen und Flächen Besitz, bis endlich
wieder der Klassizismus die rechtwinkelige, kreis- und fächerförmige Linien-
führung zur Geltung brachte, ohne an der Technik und dem Material zu
ändern. Im schönen Schein verschwand das konstruktive Empfinden.
Es ist ein merkwürdiges Zusammentreffen hier im Wandel der Zeiten
zu verzeichnen. Während die eklektische Zeit des XIX. Jahrhunderts sich
an den Stilstudien und an der Wiederaufnahme alter handwerklicher
Verfahren bildete, war die Materialfrage stets ein schweres Hemmnis.
Ein Teil der Schönheit alter Konstruktionen und Dekorationen entspringt
(besonders beim Holze) dem Materialreichtum, dem bewußten absichtlichen
Überschreiten der konstruktiven Mindestforderungen, das heute vermieden