uns Donner, den Meister der klassischen Ruhe, hier als echten Barock-
künstler. Das Portal ist ganz in die Ecke gerückt, so daß es in malerisch
wirkender Unregelmäßigkeit nur einen starken, schiefgestellten Pfeiler zur
Rechten aufweist, während die linke Seite der Toröffnung durch die herab-
hängende Draperie geziert ist. Der Sockel des Pfeilers ist aus rotem Marmor,
der Pfeiler selbst und sein weit ausladendes Gesimse aus rotem geschliffenem
Stuck. Über der flachgewölbtenToröffnung bauscht sich, von Putten getragen
und gerafft, eine blaugraue Stuckdraperie mit goldenen Ornamenten und
Fransen. Reizend sind die Putten, allerliebst besonders die Gruppe auf dem
Gesims des Pfeilers: der eine lugt neugierig in die Kapelle, der andere,
ängstlich besorgt, daß er nicht herabfalle, hält ihn am Arme zurück. Die
Mitte der Draperie nimmt eine Schrifttafel ein mit folgender Inschrift:
Nulli Sanctorum
Sed ipsi Deo Sanctorum
quamuis in memoriam Sanctorum
constituimus Altaria
St. Aug. L 20 code Tausc. Manich.
Czi. Saeculo IV seu S. Ae. christi
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Das Gitter des Tores füllt nicht die ganze Offnung aus. Der mittlere
Teil ist aus massiven eisernen Rundstäben, unterbrochen von plattgedrückten
Bronzekugeln, gebildet. Ein Mittelschild ist ihm aufgesetzt, ausgefüllt mit
sich rechtwinklig kreuzenden, schiefgestellten, flachen Stäben, an deren
Kreuzung vierblättrige Blumen angebracht sind. Gekrönt ist er von fächer-
oder muschelartig zusammengestellten Blättern, wie sie in gleicher Anord-
nung, aus vergoldeten, zarten Leisten bestehend, die Wölbung der Altar-
nische und der Tümische im Innern zieren. Zu beiden Seiten des Mittel-
schildes befindet sich ein kräftiges, im Detail fein ausgeführtes Rankenwerk.
Ähnlich ist auch das auf beiden Seiten gleiche massive Türschloß gearbeitet.
Die Oberfläche des Schloßgehäuses ist ebenfalls durch sich kreuzende
schwache Eisenleisten gegliedert; die dadurch entstehenden rhombischen
vertieften Felder sind mit den gleichen Blumen, wie sie das Fenster und der
Mittelschild aufweisen, geziert. Zierliches schmiedeeisernes Rankenwerk,
verwandt dem über dem Tore und am Gruftfenster, säumt das Schloß ein.
Wenn die mit Bels Nachricht übereinstimmende Überlieferung, nach
welcher selbst das kleinste Detail dieser Kapelle von Donner stammt, recht
hat, dann lernen wir in diesen prächtigen Eisenarbeiten Donner wieder von
einer neuen Seite kennen. Daß er nicht nur als Plastiker, sondern auch
als „inventor" für kunstgewerbliche Arbeiten, also auch für Kunstschmiede-
arbeiten tätig gewesen sein mag, liegt übrigens nicht so fern. Nach Chorherr
Dr. Wolfgang Paukerf war nicht Giuliani, sondern vielmehr Matthias Steinl
' Vortrag über Raphael Donner in der "Urania", Wien, 16. Februar rgrö. Pauker wies die Beziehungen
Donners zu Steinl auf Grund einiger urkundlicher Nachrichten nach und stellte auch an einigen Beispielen die
Beeinflussung Donners durch Sreinl fest. Eine ausführliche Begründung dieser Hypothese soll demnächst
von ihm publiziert werden.