gewinnen.
Schließlich verstand sich Burckhardt doch auch noch zu einer, und zwar sehr bedeu-
tenden Teilnahme an der „Geschichte der Baukunst". Was er ursprünglich über die Kunst
der Renaissance in das Kulturbuch hineinarbeiten wollte, widmete er nun zum Teil jenem
Werke. Ende 1862 trug er sich noch mit dem Gedanken, die gesamte Kunst der Renaissance
,.in einem einbändigen Grundriß von höchstens 500 Seiten" zu behandeln. Im Winter von
1862 auf 1863 arbeitete er diesen zu sieben Achteln aus, fand ihn aber, wie er Heyse am
3. April 1864 meldet, „in Princip und Ausführung ungenügend", tat ihn wieder in das Pult
und hielt damit seine_„geringe literarische Laufbahn überhaupt für abgeschlossen". Im
Dezember 1864 stellte er das unvollendete Manuskript auf dringende Bitte Lübkes, der zu
diesem Zwecke eigens nach Basel kam, für den vierten Baud von Kuglers „Geschichte der
Baukunst" zur freien Verfügung: „mit der Bedingung, dall sein Name auf dem Titel nur als
zweiter genannt werde, - am liebsten nennte ich mich gar nicht" und er setzt in Klama
mern hinzu: „Du siehst wie ich mit Kindern umgehe, die ganz von mir sind." 1867 erschien
endlich dieser Band; er enthielt in seiner ersten Abteilung „Die Renaissance in Italien von
Jakob Burckhard ", während die zweite Abteilung die „Renaissance in Frankreich" von
Lübke und der erst 1872173 ausgegebene fünfte Band die „Deutsche Renaissance" gleich-
falls von Lübke brachte. E. Guglia
EDVVIG LOBMEYR Am 25. März d. J. ist Ludwig Lobmeyr, der Altmeister
der österreichischen Kunstglasindustrie, der Bahnbrecher und Pfadweiser ihres
Aufschwunges im letzten l-Ialbjahrhundert, hochbetagt dahingeschieden. Das k. k. Öster-
reichische Museum hat diesem seltenen Manne viel zu danken und wird sein Andenken
hoch in Ehren halten. Er und Eduard von Haas waren die ersten Industriellen, welche sich
dem Museum sofort anschlossen, als es im Jahre 1864 im Ballhause der k. k. Hofburg
seine auf den Neuaufbau des Kunsthandwerks gerichtete Tätigkeit begann. Schon die
ersten Leihgabenausstellungen des Instituts, in welchen die Bergkristallgefäße der kaiser-
lichen Schatzkammer zum Studium vorgeführt wurden, übten starke Wirkung auf Lobmeyr
aus; er begann sofort, die Technik des Kristallschnittes und der Gravierung neu zu beleben,
auf die stete Verbesserung des Rohglases hinzuwirken, den Materialstil des Glases, der
durch das Überwuchern des Beinglases und der Deckmalerei allmählich verschleiert worden
und verlorengegangen war, wieder zur Geltung zu bringen und sich künstlerischer Ent-
würfe zu versichem, nach denen er arbeiten ließ. Selbst ein tüchtiger, geschulter Zeichner,
suchte er stets Verbindung mit entwerfenden Künstlern, Architekten, Malern, Medailleuren.
die er für das Schaßen im Glase zu gewinnen und bei allen großen Aufträgen und der
Herstellung von Ausstellungsstücken heranzuziehen wußte. Vom Ende der Sechziger-
jahre bis zur Gegenwart hat Lobmeyr die ganze Entwicklung des Neuaufbaues der
kunsthandwerklichen Arbeit in allen ihren stilistischen Wandlungen und technischen
Verbesserungen mitgemacht, jede Ausstellung im In- und Auslande brachte Neues, das
interessierte, Aufsehen machte und ihm und Österreich Ehre brachte. Seine ersten Mit-
arbeiter überlebte er um fast ein Menschenalter, er sah sich immer um neue hervorragende
Kräfte um, die er anregte oder von denen er sich anregen ließ. Durch lange Zeit stand er
in Verbindung mit Hansen, von dem er sich auch sein früheres Heim einrichten ließ und
den er hoch schätzte, mit Eisenmenger, Friedrich von Schmidt, Ferstel, Storck, Laufberger,
Sturm, Tautenhayn, dann mit Herdtle, Kühne, Schwartz, Schmoranz, Theyer, Marschall,
in neuerer Zeit vor allem mit Josef Hoffmann, Powolny, Strnad, von Jüngeren mit I-lofner
und dem im Kriege gefallenen hochbegabten Urban Janke. Von anderen Gesichtspunkten
ausgehend und auf Grund eingehender Studien an den Gläsern des XVII. und XVllLjahr-
hunderts baute er aber außer dem Kristallglase, das für immer seinen Ruhm bilden wird,
auch die Glasvergoldung, Zwischenvergoldung, Schwarzlotmalerei, Emailglasmalerei und
alle anderen reizvollen alten Glastechniken, die seit der Biedermeierzeit verlorengegangen