ER Eisenguß ist keine neue Erfindung. Wegen der
schweren Schmelzbarkeit des Eisens und des Er-
fordernisses starker Blasevorrichtungen bedurfte
er aber freilich langer Zeit der Vorbereitung. So
war die Unterscheidung der Eigenschaften des
weißen und grauen Eisens eine sehr wichtige Vor-
aussetzung für die Erzielung brauchbarer Güsse;
denn ersteres schwindet stark und ist in dünnen
Stücken zerbrechlich, das graue aber, das nicht
schwindet, bedarf zum Umschmelzen viel höherer
Temperaturen und kann zu weitestgehender Dünn-
fiüssigkeit gebracht werden. Der Geschützguß reicht nach Dillich, dem her-
vorragenden Schriftsteller über das Artilleriewesen im XVII. Jahrhundert,
über seine Zeit zurück. Ohne Zweifel war der Eisenguß bekannt vor Ein-
führung der Hochöfen; nach L. Beck („Die Geschichte des Eisens in tech-
nischer und kulturgeschichtlicher Beziehung")
ist er schon zu Anfang des XV. Jahrhunderts
für Kriegszwecke in Gebrauch gewesen. Aber
auch die Ausnützung des Eisengusses für
häusliche Zwecke fällt schon in diese Zeit; zu
Ende desselben Jahrhunderts begegnen wir
den ersten gegossenen Ofenplatten. I-Iefner
weist die aus Schloß Trausnitz stammenden,
im bayrischen Nationalmuseum zu München
befindlichen Ofenplatten in die Jahre 1470 bis
x48ofi Zur selben Zeit dürften jene des Kachel-
ofens im Rüstungssaale der Feste Koburg ent-
standen sein, die wohl aus Nürnberg stammen.
Das dem Hause Stolberg-Wernigerode gehö-
rige Hüttenwerk zu llsenburg im Regierungs-
bezirk Magdeburg ist von hohem Alter,
vielleicht die früheste Eisengießerei der Welt.
Schon im XV. Jahrhundert wurden hier Töpfe,
Kugeln und Platten gegossen und diese Platten
waren Ofenplatten, deren älteste von den auf-
gefundenen die Jahreszahl x 50g trägt. Auch von
lothringischen, elsässischen, nassauischen und
"' Don jetzt eine einschlägige Neuerwerbung aus dem
Jahre 1456.
Hoiowitz, xBi8 (Technisches Museum,
Wien)