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Im XV. Jahrhundert entwickelt sich das Handwerk ziemlich rasch und
breitet sich unabhängig von der Größe der Stadt allmählich über ganz
Böhmen aus.
Natürlich ist es, daß sich die Zinngießer in der Nähe der Fundstätten
niederließen, besonders in Schlaggenwald, Schönfeld und St. Joachimsthal
im XVI. Jahrhundert. Von hier verbreiteten sich die Zinngießer in die
nähere und weitere Umgebung, in die Städte Petschau, Einsiedl, Lauter-
bach, Elbogen, Karlsbad, Falkenau, Kaaden und Eger.
Im Jahre 1477 wird die Prager Zunft
der Zinngießer als einzige Zunft in Böhmen
genannt. 1480 bilden in Kuttenberg die
Gold- und Silberarbeiter und Zinn- und
Glockengießer gemeinsam eine Zunft. In
das XVI. Jahrhundert dürften die Zunft-
gründungen von St. Joachimsthal und
Schlaggenwald fallen. In Eger bildeten im
XVII. Jahrhundert die Zinngießer, Glocken-
gießer und Büchsenmacher eine Zunft. Die
Gründung der Zunft in Karlsbad fällt in
das Jahr 1672. Die Zinngießer von Schönfeld
lösten sich I732 von der Schlaggenwalder
Zunft los, um eine eigene Zunft zu bilden;
dieser gehörten die Zinngießer von Petschau,
Einsiedl und Lauterbach an.
Eigentliche Zünfte der Zinngießer scheint
es in früheren Jahren nicht gegeben zu
haben, es sind gewöhnlich die Metallgießer,
r wie Zinngießer, Glockengießer und Büchsen-
macher, beisammen. Wo selbst auch die
Zahl dieser eine zu geringe war, kommen
Abb.X. Taufbecken in a" Dekanalkirche 90911 die Gßld- und Silbefschmiede dazu
1" Kali" von Andreas Plmßk i" Kßmn- oder sie gehörten einer Zunft an, welche mit
img diesem Handwerke nicht zusammenhängt.
Da es den Metallgießern gestattet war, gleichzeitig zwei Gewerbe aus-
zuüben, finden wir in früheren Zeiten in Böhmen sehr häufig das Handwerk
der Zinn- und Glockengießer in einer Meisterhand vereinigt. Mitunter wurde
nebenbei noch die Büchsenmacherei betrieben, je nachdem Nachfrage für
Erzeugnisse des einen oder des andern Handwerks war.
Die Zinngießer hießen in der ersten Periode Kandler, Canulator,
tschechisch konwarze, weil sie hauptsächlich Kannen gossen. Vielfach
finden wir den Namen Kandler (konwarze) als, Familiennamen, wie I-Ians
Kandler (Jan konwarze).
Ausgeübt wurde die Zinngießerei größtenteils von Einheimischen und
das Handwerk vererbte sich meistens in den Familien vom Vater auf den