Abb. 15. Zunftzeichen der Zimmerleute in
Eger (Egerer Arbeit)
In Karlsbad, St. Joachimsthal, Schlag-
genwald, Schönfeld und Umgebung ist die
Massenerzeugung des Tafelgeschirres zu
suchen. Hier gelangte das Handwerk zu
voller Entwicklung. Neben den Gebrauchs-
gegenständen wurden auch Arbeiten von
mehr oder weniger Kunstwert hergestellt.
Besonders die Zinngießer von Karlsbad
leisteten Hervorragendes. Hier hat sich das
Handwerk bis zum heutigen Tag erhalten.
In Eger waren wenig Zinngießer tätig,
doch zeichneten sich diese durch schöne,
geschmackvolle Arbeiten aus. Jedenfalls
scheinen die hierortigen Zinngießer init
den Nürnbergem in "regem Verkehr ge-
standen zu sein, was die erhaltenen Arbeiten
bezeugen, indem diese vielfach Nürnberger
Formen aufweisen.
In neuerer Zeit wurden hier alte Zinn-
gegenstände graviert, auch gebuckelt und
damit der Altertümermarkt überschwemmt. Diese Neugravierungen sind
meistens ziemlich geschmacklos angeordnet. Immerhin gehört ein Kenner-
auge dazu, diese Gegenstände von Originalen zu unterscheiden. Die
Abb. 16. Zunftzeichen der Fleiscbhauer in Eger
(Egerer Arbeit)
wichtigsten Erkennungszeichen sind die
scharfen Ränder der Gravierung und die
künstliche Patina. Letztere zeigt meistens
eine dichte grauschwarze Farbe, in der
Gravierung ein tiefes Schwarz, während
die Originale eine durchsichtige, blau-
graue Patina haben. '
Vereinzelt finden wir Zinngießer in
Asch, Plan und Mies. Hier haben wir
es mit Zinngießern zu tun, welche in
Schönfeld oder Karlsbad das Handwerk
erlernt haben. Nennenswerte Arbeiten
zeigen die Karlsbader Formen.
In Westböhmen wären noch die
Städte Bischofteinitz, Klattau, Rokitzan,
Schüttenhofen und Pilsen zu nennen. Zu
nennenswerter Entwicklung scheint das
Handwerk nur in Pilsen gelangt zu sein.
Neben den Gegenständen für die Zunft-
stuben sind es hauptsächlich Tafelge-
schirre, welche hier angefertigt wurden.