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enthält die Marke einen Engel, welcher in der einen Hand eine Wage, in
der andern Hand ein Schwert hält, während die Umschrift „Englisch
Blockzinn" oder „Englisch Feinzinn" lautet (Abb. 40).
Wir ersehen aus dem vorher Gesagten folgendes: Bis zum Jahre 1732
war in Böhmen vorherrschend das Zweimarkensystem, nur in den Städten
entlang der sächsischen Grenze das Dreimarkensystem. Nach dem Jahre
1732 war das Dreimarkensystem in ganz Böhmen üblich. Nur einige Zinn-
gießer, welche vor dem Jahre 1732 das Meisterrecht erlangten, verwendeten
das Zweimarkensystem nach diesem Jahre weiter.
Bis zum Jahre 1732 sehen wir in der Meisterrnarke nur die Anfangs-
buchstaben des Zinngießers, nach diesem Jahre meistens den vollen Namen.
Die Feinzinnmarke wird bis 1732 nur in den Städten entlang der säch-
sischen Grenze angewendet. Nach diesem Jahre finden wir die Feinzinn-
marke auf den meisten Arbeiten. In der Feinzinnmarke sieht man meistens
die Königskrone, welche mitunter auch in der Meisterrnarke zu finden ist.
Hinsichtlich der Schreibweise des Wortes Zinn finden wir dieselbe bis
1800 mit einem „n", auch mit „ie", später mit doppeltem „nn".
In Schlaggenwald, Schönfeld und St. Joachimsthal sehen wir mitunter
an Stelle der Feinzinnmarke den Doppeladler. Dieser bedeutet die Ver-
wendung von Zinn aus den staatlichen Zinngruben.
Eine eingehende Bearbeitung des Handwerkes in den einzelnen Städten
und der Städte- und Meistermarken wird demnächst in Buchform erscheinen.
Anmerkung: Die Abbildungen l, 2 und 3 sind nach Bildern in den Topographien der Bezirke Kolin,
Neuhaus und St. Joachimsthal angefertigt.
DI_E EMPFINDSAME TASSE IN DER BERLINER
KONIGLICHEN PORZELLANMANUFAKTUR
VON GEORG LENZ-BERLIN 54,.
ER abwechslungsreichen Geschichte des Berliner
Kaifeezeuges nachgehend, stößt man schon in den
ersten Jahrzehnten des Bestehens der Berliner
Manufaktur, als noch der Große König selber
ihrer} Fabrikherrn spielte, auf die Anfänge des
anmutigen und ach so rührsanien Kapitels, dem
wir die Überschrift „Die empiindsame Tasse"
geben möchten. Von jener gefühlsseligen Zeit
gibt es uns sinnfällige Kunde, die trotz allen
Überschwanges gerade in ihrem künstlerischen
Schaffen einen großen Reichtum von echter
Poesie und deutscher Gemütstiefe aufzuweisen hat. Mit den „Leiden des
jungen Werther" (1774) scheint Goethe diese Blütezeit der Empfindung
heraufgeführt zu haben, und bis weit in die Biedermeiertage hinein lassen