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Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 6, 7 und 8)

schreitet. Leider sind diese Starken und Eigenen immer seltener und einsamer geworden 
und nicht einmal die Weggenossen linden sich zusammen, die Schwere der Zeiten lastet 
auf ihnen. 
In den Sonnenstrahlen der Tagesgunst, die seit einiger Zeit auch der bildenden Kunst 
ein wenig zu lächeln pliegt, die unseren Bildermarkt sogar lebhaft bescheint, bewegt sich 
rührig die Künstlergenossenschaft. Sie vermochte auch jetzt wieder wie schon mehrere 
Male in letzter Zeit ihre stark verkürzten Ausstellungsräume mit einer neuen Bilderserie 
zu füllen. Neu vielleicht nur im Sinne der Gegenständlichkeit, nicht in jenem der Ziele und 
Persönlichkeiten. Darum ist auch wenig darüber zu sagen. Man fühlt die Beschränkung 
der Räume und die ruhige Ausgestaltung derselben dankbar; man verläßt sie ohne 
Zuwachs an Erlebnissen. Alte Bekannte grüßen von den Wänden. Liebenswürdige 
Begabungen zeigen ihren unveränderten Geschmack, ihre wiedergekehrte Arbeitsfreude. 
Es glänzt wieder die Lust an Rang und Ehrenzeichen, der Stolz auf Schönheit des Körpers 
und der Kleidung, das Bewußtsein von Macht 
und Reichtum aus vielfältigen Porträten. Es 
scheint wieder die Sonne in verlassene Winkel, 
in abgelegene malerische Plätzchen oder auf 
das Blumenfenster der guten Stube. Die Mode 
der Biedermeierei ist noch nicht erloschen. 
Der Ernst der Zeit verbirgt sich vor der unver- 
siegten Genußfreude wohl- 
habender Kreise, die alt- 
gewohnte Zerstreuungen 
nicht entbehren, an die 
Tragik des Menschen- 
schicksals nicht erinnert 
sein wollen. Zahlreiche 
Ankäufe und Ehrenpreise 
lohnen dem fleißigen Ar- 
beiter mit Pinsel und Stift 
Abb. 25. Tasse mit mytbologischer Darstellung und Devise, Berlin, um 1800 die Unterordnung und 
(Sammlung Foerster, Berlin) Einfügung. Darum wird 
es auch stets Bewerber 
genug geben, die freiwillig eine Maske tragen, hinter der sich manche Unzulänglichkeit 
verbergen läßt - aber wohl auch hie und da ein ehrliches Streben seufzt. 
Daß gerade dieses Niveau fast unberührt vom Kampf und unvermindert von der 
Gunst getragen wird, darf uns nicht die Hoffnung rauben auf eine Entfaltung neuer 
künstlerischer Kräfte, die heute abseits ruhen oder zu wesensfremder Tat bestimmt sind. 
  
ALERIE ARNOT. Emil Orlik hat eine Phase seiner Entwicklung bei Arnot vor- 
geführt. Er ist den Wienern ziemlich fremd geworden, seitdem er auswärts eine 
neue Heimat gefunden hat. und wer ihn durch frühere Ausstellungen im Gedächtnis hatte, 
wird ihn kaum so in Erinnerung behalten haben, wie er hier auftrat. Eine neue Wandlung 
hat ihn den jüngeren Franzosen nähergebracht, die nur Toniiächen sehen und einfache, 
primitive Anschauung lieben, kräftige, bestimmte Farbe suchen. In diesem Sinne hat er 
den Orient geschildert - Sonne und Farbenflächen, einfachsten UmriB. In Ägypten die 
Dörfer und Landschaften, in China die Menschen und Dinge, dann wieder Italien, die 
Schweiz, seine nächste Umgebung in Stilleben und Akten. Dazwischen kam wohl 
unversehens ein Hodler-Porträt in jener älteren; gewissenhaft subtilen Zeichenkunst und 
manches Blatt, das ihn als geübten und gelehrigen Jünger der japanischen Holzschneide- 
kunst in Erinnerung bringen muß. Nun hat er das zeichnerische Rafhnement abgelegt 
und sieht nur mehr naiv iiächenhaft - liebt Pinsel und breite Farbe. In solchen Gegen-
	        
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