MAK

Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 6, 7 und 8)

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mehr dem Einiluß der Kunst des Auslandes, insbesondere der Malerei Jung-Frankreichs 
und Alt-l-Iollands gefolgt und vermöge ihres Talentes zu einer verfeinerten und veredelten 
Kunstanschauung emporgestiegen. Und wenn Schindler immer wieder zur heimatlichen 
Natur zurückkehrte, so vermochte er sie mit einem besonders feinen Empfinden zu er- 
fassen, das mit der Entwicklung des rein malerischen Sinnes und der vertieften Natur- 
beobachtung zusammenwuchs. 
In I-Ilavacek, der x84z geboren wurde und seine Ausbildung in den Fünfziger- und 
Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts erhielt, lebt viel unveränderter jene viel ältere 
Tradition weiter. Im Kunstsalon Kende ist eine größere Anzahl seiner Werke vereinigt, die 
den unermüdlichen Arbeiter in seinen verschiedenen Perioden vorführen. 
Auch er ist dem heimatlichen Boden treu geblieben. Aber er sieht in ihm und sucht 
vielmehr die romantische und heroische Landschaft. Nicht aus der Naturbeobachtung 
heraus, nicht durch Vertiefung in Stimmungen sucht er einen vollkommenen Ausdruck 
zu finden. Er will einen bewegten und inhaltsreichen Vorgang in möglichst dekorativem 
Schwung festhalten und benützt dazu die Elemente der Natur, wie er sie findet. Seine 
Tonskala war früher noch unter Makartschem EinHuB eine gewollte und „auswendig" 
gewählte. 
Diese Arbeiten muten uns heute eher sympathischer an, als dies noch vor wenigen 
Jahrzehnten der Fall war, als der Impressionismus regierte. Unter dessen späterem Einiiuß 
wurde seine Tonskala naturalistischer, aber das verstärkte nur den Konflikt mit der histo- 
risch-dekorativen Absicht. Man fühlt diesen Konflikt in den meisten Werken, nur in den 
reinen Naturstudien und den Kompositionsskizzen tritt er noch nicht zutage. Am stärksten 
fühlt man das Unzulängliche in romantischen Gemälden, die Wahrheit mit Dichtung ver- 
einen wollen und bühnenhaft wirken. Wir vertragen heute nur ein starkes und einheitliches 
Bekenntnis. Die Übergangszeit der Kompromisse liegt hinter uns. Darum erblicken wir in 
diesen Werken mehr den erzählenden, illustrativen Inhalt als das, was wir Kunst nennen. 
Die Fortschritte der reproduktiven Technik haben aber die gezeichnete „Vedute", 
die komponierte „Ansicht" entbehrlich gemacht. In künstlerischem Sinne war sie das 
stets. Nun ist sie auch in ihrer praktischen Verwendung als Bildungsmittel kein Erfor- 
dernis mehr. 
Die Kunst der Landschaftsmalerei hat sich gänzlich von dieser Darstellungsform 
abgewendet, ist konzentrierter, knapper und erschöpfender im Ausdruck geworden. 
Für das Verständnis des Erreichten sind aber die Rückblicke in eine vergangene Zeit 
immer von Wert. Diese Zusammenhänge sind es hauptsächlich, die aus der Schaustellung 
des jubilars klar werden. 
PRÜFESSÜR FRANZ CIZEK über die Pflege des jugendlichen Kunstsinnes. An- 
läßlich der Wiener Werkbund-Versammlung hat der bewährte und geschätzte Führer 
auf dem Gebiete jugendlicher Kunstbetätigung wieder einmal öffentlich seinen Meinungen 
und Erfahrungen Ausdruck gegeben und seine Schatzkammer geöffnet, die so zahlreiche 
Blüten jugendlicher Begabung birgt. 
Seine Anschauungen haben sich vielfach Bahn gebrochen und er kann heute auf eine 
hoifnungsreiche Anbahnung neuer Lehrmethoden, neuer Wertung und besserer Ein- 
schätzung der kindlichen Kräfte blicken. Weil ihm das folgerichtige Denken, das liebevolle 
Arbeiten, das Gewöhnen an Zweckerfüllung, das Fördern der Arbeitsfreude als Ziele der 
Unterrichtsweise gelten, so anerkennen wir gerne die weiten Umrisse seines Programmes, 
innerhalb dessen so viele Entwicklungsmöglichkeiten gedeihen. Durch liebevolles Ein- 
dringen, durch empfundene Wiedergabe innerlichen Erlebens - nicht durch Abstraktion 
und Schulung des Verstandes - öffnen sich die Wege zur Kunst. Darum ist das so wichtige 
Zeichnen allein nicht ausreichend, den mannigfaltigen Eindrücken und Trieben der kind- 
liehen Seele gerecht zu werden; er will alle Sinne schulen, mit ihrer Empfänglichkeit die 
Entstehung künstlerisch wertvoller Leistungen zu fördern, und läßt so der Eigenart der
	        
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