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Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 9 und 10)

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Kaufleute haben so viel ich mich errinere die Bestellungen nach denen muth- 
maßlich von Fremden Kaufleuten ihnen zugekoxienen Mustern gemacht. 
Dahero dann die Waaren auch nach Selbigen getaufet, und mit nehmlichen 
Barbarischen Namen Beleget worden, wie Sie auf der zahlreichen Lisia der 
Lintzer Waaren verzeichnet sind." 
Wie oft mag sich derselbe Vorgang auch bei der allmählichen Wande- 
rung der Seidenstofferzeugung vom Südosten her in unsere Länder auf den 
zahlreichen Haltepunkten des Weges wiederholt haben? 
Und so kommt es, daß sich noch so uralte und fremdartige Namen wie 
„Alepin" (Stoff von Aleppo?), „Barcan" (Buragan), „Polomit""' erhalten 
haben. Wenige Ausdrücke wie „Vierdrat" (das auf Polomit und Guinet 
folgt) geben sich klarer zu erkennen. 
Wir verstehen übrigens auch, daß die Stoffe bei der stets wieder und 
unter neuen Verhältnissen erfolgten Nachahmung allmählich selbst etwas 
anderes werden konnten, als sie unter der ursprünglichen Form der 
Bezeichnung waren. 
Doch kehren wir zu unserer Urkunde zurück; es heißt da weiter, 
die Erzeugnisse der Linzer Fabrik „haben nicht minder das Glück gehabt, 
denen Nieder- Ober- und Inner-Oesterreichern zu gefallen, folglich könnte 
die Lintzer Fabrique auch noch länger Bey deren Bisherigen Fabricirung 
verbleiben. 
Was aber die übrigen Erbländer als Böhmen, Mähren, Schlesien, 
Hungarn, und Siebenbürgen, auch das Litorale austriacum Betrifft, wo 
das Negofium größtentheils von Juden geführet wird, auch die Witterung 
wärmer als in hiesigen Gegenden ist; Da wird ohnumgänglich erfordert, 
auf leichtere und wohlfeilere Waare fürzudenken, weil anderer Gestalt 
die Einschwärtzung unvermeidlich, und nicht möglich ist, denen ausländ. 
Zeugen den völligen Abschied zu geben." 
Man habe, heißt es weiter, deshalb auch einen Vertreter nach Leipzig 
senden wollen, um von den gewöhnlich für Ungarn und Siebenbürgen 
bestimmten Waren zunächst für 20.000 bis 30.000 fi. zum Weiter- 
verschleiße anzukaufen und die Bedürfnisse der Ungarn und Sieben- 
bürger zu erforschen; doch wäre diese Absicht an den Zollschwierigkeiten 
gescheitert. 
„Die Nothwendigkeit, leichte und wohlfeile Waaren fabriciren zu 
lassen," fährt der Berichterstatter fort, „Beweise ich mit einem eintzigen 
Exempel, nehmlich mit dem .Conceni.'"' Diesen verkaufet die Lintzer 
Fabrique um 10 H. - in Leipzig gilt Er aber nur 6 H. - wollte und könnte 
man es also einem I-Iungarn, oder Siebenbürger wohl verdenken, wenn 
Er auf vernehmen einer so großen dijferenz, zum Gewölbe hinaus lauffet, 
und sich nach Sachsen wendet?" 
" Polamit oder Polemik (auch Konzent, Concent genannt) mit gezwirntem drei- oder vierdrähtigen Ketten- 
und einfachem Schußfaden; siehe Keeß, a. a. 0., Seite 255. 
" In der früher erwähnten Tabelle in der dritten Hauptgruppe: „Ordinlri Beutel-Tücher, Cadis, Concent, 
Rasch und halb Rasch, Sarges, Barchzt ezc."
	        
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