Die älteste Erwähnung der Linzer Fabrik, die wir in gedruckten Werken
nachweisen können, iindet sich in August Ludwig Schlözers „BriefwechseP f
es heißt da in einem Reiseberichte aus Wien vorn 2. November 1777: „Zu
Linz sah ich die dortige kaiserliche Wollen Manufactur, über die der H. R.
(Hofrat) Sorgel von Sorgenthal, aus Nürnberg gebürtig, als Director gesetzt
ist. Sie übertraf alle meine Erwartung. Ein prächtiges Gebäude an der
Donau," das einem Palaste gleich sieht, enthält nunmehr eine Fabrik, die
40000 Menschen ernährt, und bei aller ihrer Größe mit einer unglaublichen
Ordnung und Reinlichkeit prangt. Man sieht darinn überall neue vortrefliche
Maschinen, und solche Anstalten, die von einer ausserordentlichen Vorsorge
zeugen. Das Detail davon müssen Sie Sich von einem Manne vom Metier
beschreiben lassen."
Für die meisten wird es überraschend sein, dies zu hören. Zunächst tritt
hier allerdings nur der äußere Eindruck auf einen Laien hervor. Doch ver-
nehmen wir hier auch schon einen Namen, der dem Kenner des Kunst-
gewerbes, nicht nur des österreichischen, vertraut ist, den Namen des
Mannes, unter dessen Leitung die glänzendste Zeit der Wiener Porzellan-
fabrik fällt.
Wegen der Einzelheiten und der eigentlichen Bedeutung des Unter-
nehmens werden wir in dem erwähnten Berichte vorerst auf das Urteil
eines Mannes vom Fach vertröstet. Glücklicherweise meldet sich ein
solcher schon wenige jahre darauf in derselben Zeitschrift („Briefwechsel"
1782, I0. Teil, S. 20x11). Der Verfasser nennt sich nicht und nur am
Schlusse findet sich die Anmerkung: „Vorstehende Nachricht enthält
Antwort auf 26 Fragen, die I-Ir. Prof. de Luca entworfen hat?" Diesem
berühmten Schriftsteller wird es nicht nur sein Vaterland, sondern ganz
Deutschland, verdanken, daß er zuerst eine pragmatische Beschreibung
von einem der schönsten Werke in der Oesterreichischen Monarchie ins
Publicum gebracht hat. Möchte doch sein Beispiel auch auf andre Patrioten
wirken! . . f?
Fast nur einen glücklichen Zufall darf man es nennen, wenn es uns
gelungen ist, den Verfasser des Aufsatzes feststellen zu könnenrH
Im Archiv des k. u. k. Finanzministeriums Endet sich ein Gesuch des
Kameralbuchhalters der k. k. Linzer Wollenzeugfabrik Ignaz Kassian Leitner
ältere, aber wenig eingehende Zusammenstellung bietet Stephan Edler von Keeß in seiner „Darstellung
des Fahriks- und Gewerbewesens im österreichischen Kaiserstaate", II. Teil (Wien 1820), Seite 233i. und
Seite 339i
Verschiedenes llber die älteste (vorstastliche) Zeit der Fabrik findet sich auch bei Fr. M. Mayer „Die
Anfänge des Handels und der Industrie in Österreich und die orientalische Kompagnie" (Innsbruck 1882).
Einen allgemeinen Überblick bietet Johann Slokars „Geschichte der österreichischen Industrie und
ihrer Förderung unter Kaiser Franz I." (Wien rgr4), Seite 353i.
)' Göttingen 1778, III. Teil, Seite x34. - Wir haben nur die Rechtschreibung etwas geändert.
H Auf der sogenannten Spitalwiese, siehe Abb. 2.
4'" Ignaz de Luca, geboren zu Wien 1746, gestorben x7g9.
1- Es ist dann als Beispiel von Augsburg die Rede, und es werden die 26 erwähnten Fragen abgedruckt.
H- Auch in Benedikt Pillweins „Beschreibung der Provinzial-Hauptstadt Linz . . ." (Linz 1824),
Anmerkung auf Seite 282, gilt noch De Luca selbst als Verfasser der Nachricht.