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Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 9 und 10)

Der Verschleiß der Teppichwaaren hat im Militärjahr 1815 blos allein 
bey dem hiesigen Lager mehr als einmalhundert vier und fünfzigtausend 
Gulden betragen, und allein in dem Monat November d. J. wurden abermal 
für mehr als fünf und dreißigtausend Gulden Teppichwaaren hier in Wien 
meistens pComptant abgesetzt. 
Nur in den Jahren 1812 und 1813 blieb bey der allgemeinen Stockung 
alles Verkehrs auch der Absatz der Teppiche bedeutend zurück, die Vor- 
räthe häuften sich, und die damalige Fabrik-Direction sah sich genöthigt 
auch die Teppichmanufactur irTier mehr zu beschränken, da die Geld- 
zuflüsse von allen Seiten versiegten, und die Fabrikskassen ganz erschöpft 
waren. Dadurch geschah es, daß der gehorsamst unterzeichnete Director 
bey dem Antritt seines Amtes im August 1813 von den damals aufgestellten 
dreißig Teppichstühlen nur drey im Gange fand, während das Lager mit 
mehr als dreihundert Stücken an Teppichen, und Borduren überhäuft war. 
Doch bald darauf im Spätjahr 1813, als durch die großen politischen 
Ereignisse sich auch der Verkehr der Manufacturwaaren wieder emporhob, 
und die Nachfrage nach Teppichen in eben dem Maaße sich allmählich 
wieder vermehrte, war es die erste Sorge dieser gehorsamsten Direction 
auch diesen so nützlichen Industriezweig wieder zu erheben, und die Er- 
zeugung dieses so wichtigen Artikels wieder zu seiner vorigen Ausdehnung 
zu bringen. Mit vieler Anstrengung gelang es ihr auch trotz der bedeutenden 
Hindernisse die ihr im Wege standen, ihren Zweck so weit zu erreichen, 
daß schon im ersten Jahre nach dieser Epoche, nämlich im Julius 1814 
wieder achtzehn Teppichstühle in Gange waren. Seitdem sind bis jetzt nicht 
nur alle aufgestellten dreißig Stühle in Gange gesetzt worden, sondern die 
Direction ließ noch vier neue Teppichstühle aufrichten, von denen gleich- 
falls schon einer im Gange ist, so daß in diesem Augenblicke auf 31 Teppich- 
stühlen gearbeitet wird. 
Auf diesem Grade der Ausdehnung stand diese Manufactur seit ihrer 
Errichtung noch nie, denn außerdem, daß nur 30 Stühle aufgestellt waren, 
konnten und können nie alle Stühle beschäftigt werden, weil es unumgäng- 
lich nothwendig ist, immer einige Stühle in Reserve zu haben damit bey 
neuen Stuhleinrichtungen, und Veränderungen des Desseins der dadurch in 
Feyer koriende Arbeiter auf einen andern Stuhl einstweilen beschäftigt 
werden kann. 
Allein die gehorsamste Direction hatte auch bedeutende Hindernisse zu 
überwinden, und große Anstrengungen zu machen, um die Teppichmanu- 
factur in dem kurzen Zeitraum von zwey Jahren um beynahe das zehnfache 
zu vermehren. Die meisten abgerichteten Arbeiter hatten sich theils ver- 
laufen, theils wurden sie zu den Linientruppen oder Landwehren ausge- 
hoben, und es blieb also nichts anders übrig als sich neue Zöglinge zu bilden, 
was aber eine eben so zeitraubende, als beschwerliche Arbeit ist. Auch 
an hinreichenden Gespunsten fehlte es, und es mußte also auch dafür 
durch Erweiterung dieser Spinnerey, und Zutheilung derselben an andere
	        
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