Dorotheum Wien
Kun stabteilung
I., Dorotheergasse Nr. 17
Telephon R-25-5-50, Klappe 48
1. und 2. Oktober 1931
409. Kunstauktion des MALERS
FRANZ RUMPLER
Bilder und Zeichnungen des Meisters, Bildteppiche, Mobiliar,
Ziergegenstände, Trachtenhauben
Besichtigung:
Montag, den 14. bis Mittwoch, den 30. September 1931, an allen
Werktagen von 11 bis 5 Uhr, Sonntag, den 27. September 1931,
von 10 bis 1 Uhr in den Kunstsälen, 1. Stock. Aufgang über
die Hauptstiege.
Versteigeru n g:
Donnerstag, den 1. u. Freitag, den 2. Oktober 1931, von 3 Uhr
nachmittags an im Maria-Theresien-Saal, 1. Stock.
Reich Illustrierter Katalog (22 Tafeln) 1 Schilling
wv tauschm -m
BÜCHER GEGEN
BRIEFMARKEN
Sittengeschichte des Weltkrieges, 2 Bände, von Ma
gnus Hirsch fei d, pro Band RM. 25
Sittengeschichte der Nachkriegszeit, 2 Bände, von
Magnus H'i,rs c hf eld, pro Band 25,—
Gefilde der Lust „ 50,—
Bilderlexikon der Erotik, 4 Bände, pro Band ... „ 60.—
Brautnacht 25,—
Flucht aus dem Ehebett „ 25.—
Weilb als Sklavin 25,—
Das üppige Weib „ 25.—
Das feile Weilb „ 25,—
Das lüsterne Weib 25.—
Das grausame Weib „ 25,—
Das lasterhafte Weijb ,, 30.—
Fuchs Sittengeschichte, jeder Band „ 50,—
Liebesmittel, von Magnus Hirschfeld . „ 25.—
Van de Velde, Vollkommene Ehe „ 14.—
„ „ ,, Abneigung in der Ehe „ 15,—
,, „ „ Fruchtbarkeit in der Ehe „ 14—
„ „ ,, Ehe tauglich — Ehe untauglich . . „ 14.—
Sittengeschichte von Paris „ 22,—
„ des Lasters 22.—
„ des Hafens und der Reise .... „ 22.—
„ der Liebkosung und Strafe .... „ 22.—
„ des Proletariats „ 22.—
„ des Intimen „ 22.—
„ des Geheimen und Verbotenen . . ,, 25—
„ des Theaters „ 22.—
„ der Revolution „ 25.—
Musik- und Photographenapparale. Schallplatten, Schreibmaschinen
Wir tauschen überhaupt Waren aller Art gegen
BRIEFMARKEN
Tauschbedingungen geigen Rückporto, eventuell Erstsendungen,
jedoch nur über RM. 100.— Michelwert.
JOSEF GOTTH. BLAS C H K E
Verlagsib uchhandlung
Breslau VI., Friedrich Wilhelmstraße 67
78. Kunstauktion
von S. KENDE, Wien
I. Rotenturmstraße. 14 / Tel. R-21-2-68
Nachlaß Ingenieur B.
Aus dem Besitze der Frau
Grete Ly - Baronin del Cott
und Wiener Privatbesitz
Gemälde, Aquarelle, Miniaturen,
Wiener Ansichten, diverse Anti
quitäten, Kunstbücher
Schaustellung:
Freitag, den 2. Oktober bis inklusive
Montag, den 5. Oktober, von 10—6 Uhr
Versteigerung
nur Dienstag, 6. Oktober
ab 3 Uhr nachmittags
Tnfemaffonale
^amnt(er£dfuni)
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde
Herausgeber: Norbert Ehrlich
23. Jahrgang Wien, 1. Oktober 1931 Nr. 19
Zwei Sammlertypen.
Oskar Huldschinsky, — Julius Gustav Licht.
Innerhalb weniger Tage hat Berlin zwei
Sammler verloren, die allerdings verschiedene Typen
repräsentierten:Oskar Huldschinsky und Julius
Gustav Licht.
Oskar Huldschinsky zählte zu den ersten
Sammlern der Aera, die durch den Namen Bodes ge
kennzeichnet ist. Als er noch in Oberschlesien als
Industrieller lebte, besaß er schon eine kleine Ga
lerie alter Bilder, die er als Kompensation für eine
Forderung erhalten hatte. Als er dann nach Berlin
übersiedelte und in Beziehungen zu Bode trat, sagte
ihm dieser große Kenner freimütig, wie er es ge
wohnt war, daß in seiner Sammlung ein einziges
Original sich befinde, das sei er, der glaube, daß
seine Bilder von irgend einem besonderen Werte
wären. Huldschinsky ließ sich das gesagt sein, er
entledigte sich rasch seiner Galerie und bat Bode,
ihm eine kleine Kollektion holländischer Bilder zu
sammenzustellen, aber, fügte er hinzu, »keines teu
erer als höchstens tausend Mark«. Das ging noch
damals und bald hatte Huldschinsky wieder eine
kleine Galerie, an der er aber auch nicht lange Ge
fallen fand. Bald stieß er auch diese Galerie ab und
begann nun, durch Erfahrung belehrt, erste Quali
täten zu sammeln.
Im Jahre 1908 hatte Huldschinsky bereits eine
beträchtliche Sammlung, in der ein Raffael domi
nierte. Diesen Raffael hat Huldschinsky allerdings
später an Sir Duveen um ca. 1 Million Mark ver
kauft, aber es blieb in der Sammlung noch genug an
großen Kanonen übrig, um die Versteigerung, die,
wie unsere Leser sich erinnern werden, am 10. und
11. Mai 1928 Paul Cassirer und Hugo H e 1 b i n g
in Berlin durchführten, zu einem Ereignis auf dem
Kunstmarkt zu gestalten. Sie hat 4% Millionen ab
geworfen und Rekordpreise für Bilder gebracht, die
seitdem nicht mehr erreicht werden konnten.
So zahlte Duveen für das Porträt der „Hendrikje
Stoffels“ von Rembrandt 570,000 Mark, J. & S.
Goldschmidt in Frankfurt a. M. erwarben die beiden
galanten Pendants »Der Antrag« und »Das Strumpf
band« von Jean Francois de T r o y um 310,000 Mark.
Das kleine Bildnis des Malers Voß von Frans Hals
dem Aelteren ging um 305.000 Mark an einen Ber
liner Sammler und hätten nicht die holländischen
Kunsthändler zusammengehalten, um »Das kranke
Kind« von Gabriel M e t s u dem Rijksmuseum in
Amsterdam zu sichern, so hätte auch dieses unge
mein wertvolle Bild einen weit höheren Betrag er
zielt als 200.000 Mark. Botticellis »Verkündi
gung« erstand Boehler in München um 210.000 Mark,
das Frauenbildnis von del P i o m b o brachte 185,000
Mark. »Der Brief« von Gerard Terborch über
stieg mit 150.000 Mark weit die Taxe. Das 11 Zen
timeter große, runde Frauenbildnis von Hans Hol
bein dem Jüngeren wurde dem Dr. Zatzenstein von
der Galerie Matthiessen in Berlin mit 155.000 Mark
zugeschlagen. Die kleine Landschaft »Haarlem, von
den Dünen bei Overseen gesehen« von Jacob van
Ruisdael kostete 80.000 Mark, das Bildnis einer
jungen Frau von Guliano B u g i a r d i n i 79.000 Mark,
Rubens’ Entwurf zum Delius Mus in der Wiener
Liechtenstein-Galerie 76.000, Jan Steens »Der
Prinsjesdag« 70.000 Mark und so Jort. Manche Bilder
hatten eine zwei-, dreifache Wertsteigerung erfahren,
was Huldschinsky, der sich nur infolge seines hohen
Alters — er hatte damals schon das achte Jahrzehnt
Überschritten — von seinen Schätzen trennte, eine
gewisse Genugtuung bot. An die Sammlung Huld
schinsky erinnert heute nur noch der prachtvolle
Katalog, der aus Anlaß der Versteigerung heraus
gegeben wurde.
Wiener Sammler wird es interessieren, daß
Huldschinsky ein Schwager des sog. »Fiaker-Pick«
gewesen ist, des Verfassers des heute noch sehr
populären Fiakerliedes (»Ich hab' zwei harbe Rap
pen«). Ein Sohn dieses Fiaker-Pick ist der Ober
landesgerichtsrat in P. Alois Pick, der als Sammler
von Wiener Theatralia und von — Hüten berühmter
Männer bekannt ist.
Der andere Berliner Sammler, der jetzt das
Zeitliche segnete, der Konsul Gustav Licht, hatte
vor einem Menschenalter in Dresden mit dem Sam
meln von alten Stichen und mit Bildern der neuen
Dresdner Maler (Gustav Kühl usw.) begonnen. Als
er später nach Berlin kam, wechselte er sein Sammel
gebiet. Er stieß seine Dürer ab und sammelte eng
lische Farbstiche, Alt-Wiener Ansichten, zwischen
durch den modernen Ury, und zwar die frühen Bilder
dieses Meisters, die überhaupt die ersten impressio
nistischen Werke der deutschen Malerei waren. Bei
Arnsler & Ruthardt stöberte Licht die berühmte
Savignysche Zeichnungssammlung auf, für die er sich
von einem Meister der Architektur, wie Oskar Kauf
mann, vielbewunderte Schränke bauen ließ, aber er
konnte sich seiner Schätze nicht lange erfreuen.