N der Elemosynarius-Kapelle des Domes zu
Preßburg stehen rechts und links vom Altar
zwei große Bronzeleuchter: auf drei schweren
Voluten, die den Fuß bilden, sitzen drei Engel,
darüber erhebt sich der Schaft, mit einem
Puttenfries und einer gewundenen Weinranke
verziert (Abb. I).
Es war meine Absicht, diese zwei Stücke
in einem ganz anderen Zusammenhang zu ver-
öffentlichen, als in dieser Zeitschrift der Aufsatz
von A. R. Franz über „Raphael Donners Elemosynarius-Kapelle in Preß-
burg" erschien," worin die Bronzeleuchter eingehend besprochen und
Raphael Donner zugeschrieben werden. Die Lokaltradition, die ja immer
bestrebt ist, einem einheimischen oder als
einheimisch angesehenen Meister soviel wie
möglich der erhaltenen Kunstprodukte zuzu-
schreiben, nennt Donner als den Meister der
Leuchter. Gegen diese Bestimmung wehrte
sich ein großer Kenner des österreichischen
Barocks, Albert 11g" (dem sich auch der Bio-
graph Donners, Mayrfh" anschloß), und er-
klärte die Stücke fiir italienische Werke des
Seicento, „die man Donner in die Schuhe ge-
schoben hat". Schließlich bezeichnete sie List
(von dessen Tafelwerk A. R. Franz keine
Kenntnis zu haben scheint) als italienische
Arbeiten des XVI. Jahrhunderts? So war aus
dem Dunkel der Lokaltradition auf wissenschaft-
lichem Boden eine allgemeine Bestimmung
erreicht worden, von der aus nur noch der
Künstlername zu entdecken gewesen wäre.
Nun will A. R. Franz in diesen zwei Leuchtern
„unerklärlicherweise verkannte Donnersche
Schöpfungen" erblicken. Doch - das sei
' „Kunst und Kunsthandwerk", Wien 1917, Seite 85 H.
i" 11g, „Raphael Donner", Festschrift zum zweihundenjäh-
rigen jubiläum, Seite 6.
"i" A. Mayr, „Georg Raphael Donner", Wien-Leipzig xgo7.
1' C. List, "Bildhauerarbeiten in Österreich-Ungarn. Von der
Barocke bis zum Ernpire", Wien, Kunstverlag Schroll ä Co., o. 1.,
Tafel rg.
Abb. x. Preßburg, Dom, Bronzzleuchter
von A. Fontana