innere Wärme, eine poetische Erzählungskunst den Maler über den einfachen Natur-
ausschnitt hinausführen, dann steigert sich in ihm die Beobachtung zum vollen Kunst-
werk. Diesem wird aber nur mehr ein kleinerer Kreis zu folgen vermögen.
EDLITZHALLE. Der Wirtschaftsverband bildender Künstler Österreichs hat
nun seine ständigen Kunstausstellungen. Anfänglich war noch eine ziemlich strenge
Sonderung fühlbar; nach Vereinigungen in Räumen gruppiert, sah man wohl die ver-
schiedenen Parteien nebeneinandergereiht und doch schien es fast, als 0b jede noch von
der anderen etwas abrücken wollte, um selbst in der gemeinsamen Schaustellung einen
besonderen Standpunkt betonen zu können. Später sind auch die letzten Schranken schein-
bar gefallen. Die Mitglieder verschiedener Vereinigungen sind gelegentlich durcheinander-
geworfen worden. Die Kunstwerke sind nach ihrer günstigsten Wirkung und nicht nach
einer Vereinszugehörigkeit untergebracht. Dabei scheint eine kluge Auswahl und erprobte
Ausstellungsgeschicklichkeit am Werke gewesen zu sein.
Diese Beobachtung tut wohl, weil unser öffentliches Kunstleben, weil die Stellung
der Künstler und ihrer Arbeit gegenüber dem kunstfreudigen Publikum so sehr unter Zer-
splitterung litt. Das Publikum will geführt sein, womöglich ohne daß es dies merkt. Und
wenn nach entgegengesetzten Richtungen mit ähnlicher Kraft gewiesen wird, bleibt wohl
der Ratlose lieber ganz unbeweglich und der sonst Bestberatene kann manchmal irre
werden an seinem Glauben.
Die Ausstellungen in der Zedlitzhalle zeigten die Verträglichkeit der Leistungen im
Gegensatz zu mancher Unverträglichkeit der Menschen. Es galt nicht Programme, sondern
Arbeit zu demonstrieren. Diese Arbeit ist durchschnittlich von guter, wenn auch nirgends
von höchster Qualität. Durch den Krieg wurden auch die Künstler aus ihren Geleisen
geworfen. Die in der Heimat weilen konnten, haben im Toben des Geschehens wohl oft
an Produktivität eingebüßt, haben an Glauben zur inneren Berechtigung und Bedeutung
der bisherigen Betätigung, während die Welt in Aufruhr steht, verloren.
Viele aber haben doch die Flamme am eigenen Herd gehütet. Unbekümmert um die
äußeren Weltereignisse vermochten sie noch mit archimedischer Ruhe ihre Kreise
zu ziehen und die Zeit abzuwarten, bis ihre Stimme wieder Geltung erlangt.
Aus solchen Werken und aus Friedensarbeit besteht das meiste von den aus-
gestellten Leistungen. Es ist viel Frauenarbeit dabei und doch wenig von der gewöhn-
lichen mondänen Konvention. Die leere Routine tritt zurück vor der wärmeren, wenn
auch noch so abgedämpften Innerlichkeit jener, die arbeiten, weil ihnen das künstlerische
Wirken ein Lebensbedürfnis ist. i
Trotzdem die Parole des Verbandes ein wirtschaftlicher Zusammenschluß ist, fühlt
man nicht oft die Verkaufsabsicht störend hervortreten. Man wird nicht verstimmt, weil
man eine unkiinstlerische Absicht merkt, man wird aber auch nicht fortgerissen durch
ungestüme Kräfte, die nach Ausdruck drängen, und man scheidet mit der beruhigenden
Empfindung, daß es noch viele gibt, die Sammlung zu künstlerischem Schaffen fühlen und
jene Glut in ihrem Herzen hüten, die zeitlos und weltabgewendet von ewigen Strahlen
genährt wird. Daß diese Glut, wenn auch unter der Asche so vieler zerstörter Häuslich-
keiten, Lebensbedingungen und Hoffnungen weiterglimmt, ist Gewinn für die Zukunft.
AMMLUNG LOBMEYR. Wieder kam eine der alten wohlgepflegten und in
manchen Gebieten abgerundeten Sammlungen von Bildern und Handzeichnungen,
die schon durch den Träger ihres Namens großer Popularität sicher sind, unter den
Hammer. Vieles war durch Ausstellungen und Kunstwanderungen weiten Kreisen bekannt
geworden; das gastliche Heim des Besitzers war stets auch den lntimen der Kunst zu-
gänglich, so daß der Inhalt der Sammlung nicht versteckt genannt werden konnte. Und
doch bildet die Durchsicht des reichen Kunstgutes ein Ereignis. Die Makart-Zeit fängt
wieder an, für die Nachkommen Interesse zu gewinnen, und manches Urteil wird in