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TRANSFORMIERTE DEUTSCHE PLAKET-
TEN NACH VORLAGEN DES GIOVANNI DEI
BERNARDI AUS CASTEL BOLOGNESE St.
VON L. PLANISCIG-WIEN Sie
US einer Folge der vier Elemente besitzt das
Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin drei inter-
essante Bleiplaketten, die von Vöge irn großen
Katalog als „Deutsch, XVI. Jahrhundert, zweite
Hälfte" bestimmt wurden?" Feuer, Luft und
Wasser sind durch liegende, nur spärlich be-
kleidete männliche Gestalten allegorisch dar-
gestellt. Mit weit nach rechts gestreckten Beinen
sitzt ein Mann auf einer Rasenbank; er hat einen
Mantel über den Schultern und eine Kapuze auf
dem Kopfe und weist mit der linken Hand auf einen brennenden Holzstoß
hin: das Feuer (Abb. I). Ein nackter Mann, der dem Beschauer den Rücken
zuwendet, sitzt mit nach links ausgestrecktem rechtem Beine auf einer
Rasenbank, sein Antlitz im Kontrapost nach rechts gerichtet, in der
erhobenen linken Hand einen Stab mit einer Strahlensonne haltend, die
Schultern von einem schmalen Gewandstreifen umHattert: die Luft (Abb. 2).
Schließlich Neptun mit einem ähnlichen flatternden Schleier, den Dreizack
in der Rechten, auf dem Rücken eines Delphins reitend, der nach rechts
durch die Fluten schwimmt: das Wasser (Abb. 3). Das vierte Stück dieser
nur in den Exemplaren des Kaiser-Friedrich-Museums bekannten Plaketten-
folge, die Erde, fehlt und ist meines Wissens auch anderswo nicht bekannt.
Die Behandlung dieser allegorischen Gestalten, die Ausführung des
Beiwerkes, Sichel und Reisigbündel beim Feuer, Baum mit herabhängenden
Moosen bei der Luft, Wellen" und Delphin beim Wasser, rechtfertigen
vollauf Vöges Bestimmung. Es handelt sich hier wirklich um deutsche
Plaketten der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts. Aber, wie ich im
Folgenden nachweisen will, liegt diesen Stücken eine Vorlage zugrunde,
die nach Italien hinweist. Mit anderen Worten, wir haben vor uns trans-
formierte Reliefs, Kompositionen, die eine inhaltliche Wandlung durch-
gemacht haben, wobei sie das ursprüngliche Schema in den allgemeinen
Zügen beibehalten haben, inhaltlich aber etwas von Grund aus Neues
geworden sind.
Derartige Transformationen sind bei Plaketten nichts Seltenes. Ich will
aus dem Kreise der früheren Renaissanceplaketten Italiens nur ein Beispiel
hervorgreifen, das aber prägnant genug ist, um derartige Sujetwandlungen zu
illustrieren. Auf dem Revers der Medaille Fra Antonios da Brescia auf Nicolö
"' M. Vöge .,Die deutschen Bildwerke und die der anderen cisalpinen Länder", Berlin 19m. Nr. 806
(Höhe m35, Breite vom), Nr, 3117 (Höhe 0'061, Breite 0'091) und Nr. B0B (Höhe 0'115, Breite 0'085).
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