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Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 11 und 12)

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aber für die Übertragung noch charakteristischer sind, denn sie unterlagen 
einer regelrechten, vollständigen Transformation. Indifferente Wasser- 
wesen, Flußgötter, wie sie die Spätantike liebte, ans Land getragen, ihrer 
ursprünglichen Funktionen vollends beraubt, einem neuen Elemente be- 
zwungen, ähnlich wie auf italienischem Boden aus Apollon Jason wurde. 
Die Estensische Kunstsammlung in Wien besitzt zwei noch unbe- 
schriebene länglich-achteckige Bronzeplaketten, die, oval gerändert, je 
einen Flußgott zeigen? Mit weit ausgestrecktem rechten Fuße, den Rücken 
dem Beschauer zugewendet, den Kopf mit im Winde bewegtem Bart- und 
Haarwuchs scharf in Profil nach hinten gerichtet, sitzt der eine Flußgott 
auf einem nach links schwimmenden Delphin, von einem dünnen Tuche 
' umBattert, das, ohne derWind- 
richtung Folge zu leisten, huf- 
eisenförmig die Gestalt des 
Gottes umrahmt. In der aus- 
gestreckten Linken hält dieser 
einen Stab, vom ovalen Rande 
oben abgeschnitten, den wir 
uns aber vermutlich als einen 
Dreizack ergänzen müssen. 
Links im Hintergrund ist skiz- 
zenhaft mit wenigen Strichen 
das Ufer mit Schilfpiianzen 
angedeutet (Abb. 4). Auch der 
zweite Flußgott liegt nackt 
Abb. 5. Giovanni dei Bemardi, Flußgotx (Estensische Kunst- auf dem Rücken eines nach 
Sammlung wie") links schwimmenden Delphins ; 
sein linker Fuß ist ausgestreckt, der rechte im Knie gebogen und herauf- 
gezogen; die Brust dem Beschauer zugewendet, das mit langgelocktem 
Haar- und Bartwuchs umrahmte Antlitz dreiviertel nach links gerichtet, die 
ausgestreckte Rechte auf ein Ruder gestützt. Auch hier schwebt hufeisen- 
förmig ein dünnes, feingefälteltes Tuch um die Gestalt, auch hier links im 
Hintergrund bekunden skizzenhaft angedeutete Schilfpflanzen die Nähe des 
Ufers (Abb. 5). 
Daß die erste dieser Plaketten als Vorlage für die Darstellung der 
Allegorie der Luft auf der deutschen Elementenfolge gedient hat, steht 
außer jedem Zweifel. Die nackte männliche Figur wurde tale quale beibe- 
halten. Nur die vom Winde so eigentümlich bewegten Kopf- und Barthaare 
fielen weg. Der Delphin ist aber spurlos verschwunden. Statt auf seinem 
Rücken zu reiten, sitzt die symbolische Figur auf einem Stück bemooster 
Erde und zur deutlichen Charakterisierung des neuerschaffenen Festlandes 
sah sich der Übersetzer überdies verpflichtet, rechts einen Baum (der uns 
wie aus Flettners Werkstatt entlehnt anmutet), links einen Baumstumpf 
4' Halbreliefs. Dünne Güsse. Naturpatina. Oben gelocht. Höhe 0'066, Breite wog. 

	        
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