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werden von undurchdringlichen Wällen von Schlingpflanzen, Weiden und Lchilf eingefaßt,
und die Dobrinja verschwindet stellenweise ganz unter dem Gewirre ihrer Sumpfpflanzen.
Zwischen dem Netz der außerordentlich fischreichen Wasserlänfe breiten sich die Felder aus,
auf denen Mais von weit über Manneshöhe gedeiht. Als Bergwüsser schwellen diese
Flüsse oft ganz plötzlich an und verwüsten dann den weichen, tiefen Boden, unaufhörlich
ihren Laus verändernd.
Der reiche Pflanzenwuchs verschwindet im Herbste, besonders nach einem heißen
Sommer, sozusagen über Nacht. Leer, licht und von scharfen Linien kreuz und quer durch
zogen, liegt dann das Polje da. Zwischen den abgeränmten Feldern zeigen sich jetzt
deutlicher die Weiler und Gehöfte, die Landhäuser der Vornehmen aus Sarajevo, die
Kirchleins und Moscheen. Mit sinkender Sonne, wenn die Ernte auf hochbeladenen
Ochsenwagen heinigeführt wird, sieht man oft malerische Gruppen der stattlichen reichen
Bauersleute. Weithin schallt der Erntegesang der Mädchen und Frauen, in deren braune
Stirnen Goldmünzen hineinhängen. Jetzt ist's Zeit für eine ergiebige Wachteljagd. Gibt
es dann einen schneereichen Winter, so füllen sich zur Freude der Jäger die Wasserläufe
mit ungezählten Tausenden von Wassergeflügel, Raub- und Rabenvögeln. Bei dem
Dörfchen Blazuj, das die Mitte des westlichen Bergkreises hält, und wo der nach der
Hercegovina führende Weg, längs dem Zujevina-Gebirgsbach um den Jgman sich
schlingend, in die Gebirge einzudringen beginnt, ist der Wiesenboden mit Mineralsalzen
durchtränkt; an vielen Stellen steigt brodelndes Wasser auf, das im Winter Dämpfe
aushaucht, von denen unübersehbare Schaaren von Wildenten angelockt werden.
Im südlichsten Punkte des Polje stürzt sich die Zeljeznica bei Krupac-Vojkovici
aus einem wilden Felsdefile, das nur von Wenigen ausgesucht wird, und von hier reihen
sich längs des Fußes der compacten Jgmau-Masse geschlossene Ortschaften aneinander.
Bei Glavo-godina zeigen sich bereits ausfallend viele Ouellbilduugen, die sich rasch
mehren. In der Nähe von Blazuj, in einem von dem Athem der Jgmanwälder durch-
dusteten, ewig schattigen Winkel treten plötzlich Hunderte von Quellen an der gleichen
Stelle unter der Berglehne hervor. So wird die Bosna geboren, ein fertiger Fluß schon
an seinem Beginn. Auf seinen ersten Schritten treibt er Mühlen, und alle Flüsse des Polje
macht er sich unterthan, indem er sie auf seinem Laufe bis Hreljevo, wo er in der nörd
lichsten Ecke des Polje dieses verläßt, nacheinander in sein breites Bett aufnimmt. Niemals
friert dieses zu. Und starrt das Polje von Schnee und Eis, dann erscheint die klare Bosna
smaragdgrün durch die Wasserpflanzen, die ihren Grund decken. Einer überfluteten Wiese
gleicht ihr Bett, und gerne taucht das Vieh hinein, um sich Pflanzen herauszuziehen.
Das Centrnm des Polje wird ungefähr von der imposanten alten Pappelgruppe
angedeutet, die hart an der Dobrinja bei Doglodi steht. Von hier aus sieht man