gestreckter Fuß, schließlich die Auffassung der Landschaft sind Momente,
welche durchwegs mit den Estensischen Flußgöttern übereinstimmen.
Das Plakettenwerk des Giovanni dei Bemardi könnte uns noch weitere
Anhaltspunkte zum Vergleiche bieten, unserem Danubius könnte man den
Eridanus der Phaäton-Plakette)" gegenüberstellen und sogar das fragliche
Stück mit Neptun und Amphitrite würde, verglichen "mit dem IOANNES -
DE - BER - signierten Bacchuszug," dem Namen dieses Künstlers vollauf
gerecht werden. Der Kopf des Neptun weist so manche Analogie mit dem
des auf einem Esel breit gelegenen Bacchus auf. Schließlich spricht für die
Annahme, daß auch dieses Stück dem Bemardi angehöre, die Plakette,
.worauf Neptun auf einer von I-Iippokampen gezogenen Muschelquadriga
auf den Meeresfluten dahineiltfm" Und hier begegnen wir auch dem huf-
eisenförmigen, uns schon bekannten, nicht dem Winde, sondern einer
manierierten Stileigenschaft des Künstlers folgenden Schleier, der die Haupt-
figur umrahmt und betont.
III lk
Giovanni dei Bernardis persönlichen Stil zu erfassen und zu charak-
terisieren bietet deshalb große Schwierigkeiten, weil der Künstler - ein Vir-
tuose des Kristallschnittes - zumeist nach fremden Vorlagen gearbeitet hat.
Kein Geringerer als Michelangelo lieferte ihm, wie wir gesehen haben, in
mehreren Fällen die Vorzeichnungen. Aber auch dort, wo wir den direkten
Vorwurf dieses Künstlers nicht nachweisen können, spricht sein Einfiuß in
den Werken Bernardis deutlich. Man vergleiche unsere Flußgötter mit dem
nackten, liegenden Adam der Sixtina-Decke oder mit dem Sklaven links von
der persischen Sibylle, dessen Rückenansicht und dessen vom Winde nach
vorne gewehten Haare mit denen des Flußgottes (Abb. 4) korrespondieren.
Der Hauptlieferant für seine Kompositionen war aber Pierin del Vaga. In einer
demnächst erscheinenden, dem Giovanni ganz gewidmeten Arbeit werde ich
versuchen, Pierinos Anteil an einer in ihrer Gesamtheit noch unbekann-
ten mythologischen Plakettenfolge dieses Künstlers nachzuweiseng" einer
Plakettenfolge, die in Restitutionen und Transformationen bis hinauf ins
XVIII. jahrhundert verfolgt werden kann, so daß die hier in den Vorder-
grund gerückten deutschen Neubildungen uns dann nur als Etappe seines in der
Kleinkunst weitverbreiteten Einflusses erscheinen werden.
5' Molinier, op. cit., Nr. 327. - Bude, op. cit., Nr. razg. Bezeichnet IOANE - F.
"f" Von Molinier nicht erwähnt. - Bode, op. cit., Nr. 1212.
"N Molinier, op. cit., Nr. 590, als „Anonymer Italiener, XVI. Jahrhundert. Erste Hälfte". - Bode, op.
cit., Nr. ngB, als Bernardi.
1- Diese Folge, die 16 Plaketten umfaßt und vollständig nur in der Estensischen Kunstsammlung
vorhanden ist, hesteht aus acht ovalen und acht achteckigen Stücken mit mythologischen, zumeist Ovids
Metamorphosen entnommenen Darstellungen. Das Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin besitzt sechs Stücke aus
der ovalen Serie in Gold, die Vaticana zwei Stück davon in Silber.