die Figur im Gegen-
sinn, nur bis zu den
Knien sichtbar und
vor neutralem Hin-
tergrund. Es ist da-
her wahrscheinlich,
daß die Rogiersche
Komposition zu Be-
ginn des XVI. Jahr-
hunderts von einem
bedeutenden Künst-
ler in dieser Weise
reduziert wurde und
daß sämtliche erhal-
tenen Repliken auf
diese gleichfalls ver-
schollene Reduktion
zurückzuführen sind.
Ich glaube, daß die-
ser Vermittler eher
Gerard David war
als Quentin Massys.
Während nämlich
der Antwerpner Mei-
ster zwar gleichfalls
von Rogierschen Martin van Heemskerck, Beweinung Christi
Kompositioneninspi-
riert erscheint, aber noch auf keiner wirklichen Entlehnung ertappt werden
konnte, besitzen wir von dem Brügger Künstler freie Kopien nach zahl-
reichen Werken des XV. Jahrhunderts. Der Gesichtstypus der Budapester
Madonna erscheint noch in der Übersetzung Isenbrants dem reifen Madon-
neriideal Davids, wie es etwa der um 1508 entstandene Außenflügel des
Brügger Altars der Taufe Christi zeigt, nahe verwandt.
Die andere Widmung des Herrn von Nemes ist eine Kreuzabnahme des
Holländers Martin van Heemskerck. In der regelmäßigen, festgefügten Kom-
position und in der plastischen Durchbildung des Aktes macht sich bereits
der römische Einfluß geltend. Gegenüber der großflächigen Modellierung
der Grablegung des Meisters in der Turiner Akademiegalerie, die Preibisz
um 1545 ansetzt, herrscht in den Figuren noch eine gewisse kleinliche
Zierlichkeit, die noch von ferne an die altniederländische Tradition
erinnert. Das Gemälde dürfte also kurz nach der Heimkehr I-Ieemskercks
von Rom _- der Künstler wird 1538 wieder in Haarlem erwähnt - ent-
standen sein. Während mit diesen Erwerbungen früherer deutscher und
S" „Martin van Heiemskerck", Leipzig zgn, Seite 29 f.