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Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 11 und 12)

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größeren antikisierenden Brunnentempeln ist der Ambrosiusbrunnen mit 
einem gotisierenden Pavillon überbaut; diese unvermittelte Nebeneinander- 
stellung so wesensfremder Gestaltungen, insbesondere die naive Ver- 
wendung äußerlich nachgebildeter Spitzbogen, unkonstruktiver Maßwerk- 
Verzierungen etc. gibt einen Einblick in die Schwächen der Stilarchitektur 
jener Tage. Sie enthält hier ebenso auffallende Widersprüche wie in der 
gärtnerischen Ausgestaltung, wo neben der planmäßigen Terrassierung, 
geraden Wegführung, strengeren Laubenbildung bereits der Schlängelweg 
der Landschaftsgärtnerei und die Romantik der Rindenhütten und Holz- 
pavillons aus unbearbeiteten knorrigen Stämmen mit Strohdächern auftritt. 
Die Romantik gedeiht bereits neben dem Klassizismus, doch wagt sie 
sich vorerst nur sehr bescheiden und zurückhaltend hervor. 
Goethe rühmte schon damals das unglaublich schnelle Wachstum der 
Anlagen, das ihn an die nordamerikanischen Zustände erinnert, „wo man 
Wälder aushaut um in drei Jahren eine Stadt zu bauen". Heute stehen die 
einst als monumental betrachteten Bauwerke wie kleine reizvolle Überreste 
einer verschwundenen bedächtig konservativen Baugesinnung in ganz 
veränderter Umgebung. Heute suchen wir sie gerade wegen ihres einheitlichen 
einfachen Geschmackes auf, in dem die gefestigte und zielbewußte Note 
einer allgemein anerkannten Bauweise maßgebend bleibt. Leider sind ihre 
Züge nicht überall mehr ganz rein erkennbar, wir sind in mancher Hinsicht 
auf die hier beigegebenen Abbildungen nach alten Stichen angewiesen, weil 
besonders in Marienbad Rekonstruktionen nötig wurden; diese sind wohl 
mit einer gewissen Pietät erfolgt, so daß die heute bestehenden Brunnen- 
 
Marienbad, Waldquelle, gegenwärtiger Zustand (Neubau)
	        
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